Dressurreiten:Salzgeber verpasst Einzel-Gold

Lesezeit: 2 min

Lange Zeit hatte Ulla Salzgeber im Einzelwettbewerb der Dressurreiter geführt. Am Ende wurde sie Zweite - und richtete heftige Vorwürfe gegen die Kampfrichter.

Ulla Salzgeber gab bei ihrem finalen Ritt mit Rusty alles, doch nach der erneuten Niederlage im deutsch-niederländischen Dressur-Duell fühlte sie sich von den Punktrichtern verschaukelt. Als ihre große Rivalin Anky van Grunsven am Mittwoch in Athen nach ihrem Gold-Ritt mit Salinero die Wiederholung des Olympiasieges von Sydney 2000 bejubeln konnte, ließ die auf den Silber-Rang zurückgefallene Mannschafts-Olympiasiegerin Salzgeber ihrer Verbitterung freien Lauf.

Ulla Salzgeber auf "Rusty" (Foto: Foto: ddp)

"Gegen solch eine Richterei kann man nicht anreiten", sagte sie und klagte namentlich den polnischen Punktrichter Wojciech Markowski an, der sie zwei Tage zuvor im Grand Prix Spezial ihrer Meinung nach zu schlecht bewertet hatte. Das hatte sie am Ende den Triumph gekostet. Platz zwei war nach Gold mit der Mannschaft für sie im ersten Moment kein Grund zur Freude: "Silber ist ja auch nicht gar nichts", meinte sie.

Hubertus Schmidt auf Platz fünf

Van Grunsven siegte nach der besten Kür mit insgesamt 79,253 Punkten vor der 46-Jährigen aus Bad Wörishofen, die auf 78,833 Zähler kam. Das Damen-Trio auf dem Treppchen machte die Spanierin Beatriz Ferrer-Salat komplett, die mit Beauvalais auf 76,667 Punkte kam und Dritte wurde. Hervorragender Fünfter wurde als bester Mann Hubertus Schmidt mit Wansuela Suerte aus Borchen-Etteln (74,899).

"Ich glaube, Rusty ist sehr gut gegangen. Aber wenn es so sein soll, soll es so sein", kommentierte Salzgeber enttäuscht, nachdem das für sie deprimierende Ergebnis auf der Anzeigetafel erschien. Für Rusty war es der letzte internationale Einsatz: "Gut, dass es vorbei ist", sagte Salkzgeber. Unmittelbar nach ihrer gelungenen Kür zur Musik Carmina Burana von Carl Orff hatte sich noch ein Lächeln auf ihrem Gesicht gezeigt, das nach der Wertung zur Maske erstarrte.

Van Grunsven, die unmittelbar vor ihr geritten war, gewann das Duell um Gold mit Salzgeber ebenso wie vor vier Jahren in Sydney mit ihrem damaligen Pferd Bonfire gegen Isabell Werth (Rheinberg) mit Gigolo. Van Grunsven hatte mit ihrer erfolgreichen Aufholjagd kaum noch gerechnet: "Am Sonntag hatte ich noch gedacht, dass ich da nie mehr rankomme."

Vorentscheidung am Montag

Ihre klare Führung hatte Salzgeber am Montag eingebüßt. Nach dem Grand Prix war der Abstand von knapp vier Prozentpunkten nach ungewohnten Patzern im Spezial auf etwa einen halben zusammengeschmolzen. "So spannend wollte ich es nicht", hatte sie anschließend gesagt und angekündigt: "Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich kämpfen kann. Und das werde ich tun." Es reichte aber nicht.

In die Phalanx der Reiterinnen drang als einziger Mann Hubertus Schmidt mit Wansuela Suerte (74,899) ein. Bei seinem Olympia-Debüt überzeugte der Westfale mit seiner elfjährigen Stute in allen drei Teilprüfungen und wurde Fünfter. "Ich wollte eigentlich nur einstellig bleiben", erklärte Schmidt, der "erst auf den letzten Drücker auf den Olympiazug gesprungen" war: "Das habe ich jetzt ja wohl geschafft".

Der 44-Jährige musste nach den Deutschen Meisterschaften erst von Bundestrainer Holger Schmezer überredet werden, die zweite Olympia- Sichtung in Aachen zu reiten. Jetzt hat er sich mit Team-Gold und als zweitbester deutscher Athen-Starter endgültig in der Weltspitze etabliert.

Einen völligen Einbruch erlebte am letzten Wettkampftag Martin Schaudt (Albstadt). Sein Weltall verweigerte gleich zu Beginn der mit Musik der Rockgruppe Toto unterlegten Kür den Dienst und stieg hoch.

Mit weiteren schweren Patzern und deutlichem Ungehorsam bestätigte der zehnjährige Hengst seinen Ruf, dass Genie und Wahnsinn bei ihm dicht beieinander liegen. Nach dem Grand Prix hatte Schaudt noch auf Platz vier gelegen und rutschte mit nur 69,656 Prozentpunkten auf Rang 15 ab. "Ich kann ihm nicht böse sein", behauptete Schaudt und verwies darauf, dass Weltall seit der Medaillen-Zeremonie am vergangenen Samstag verspannt gewesen sei: "Da kann man nichts machen,schließlich soll er nicht nur gehorsam sein, sondern sich auch wohlfühlen."

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: