Doping im Radsport:Tour streicht Riis aus Siegerliste - Razzia in Belgien

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Der Däne Bjarne Riis wird nicht mehr als Sieger der Tour de France geführt. Die belgische Polizei nimmt bei einer Razzia zwölf Verdächtige fest.

Die Tour de France hat Bjarne Riis nach seinem Doping-Geständnis aus ihrer Siegerliste gestrichen. Der Däne hatte die Frankreich-Rundfahrt 1996 vor seinem damaligen Telekom-Mannschaftskollegen Jan Ullrich gewonnen, zuletzt aber den Missbrauch des Blutdopingmittels EPO zugegeben.

Bjarne Riis hatte am 25. Mai 2007 zugegeben, bei seinem Tour-Sieg 1996 dedopt gewesen zu sein. (Foto: Foto: Reuters)

Tour-Sprecher Philippe Sudres betonte am Donnerstag in Paris allerdings, die endgültige Entscheidung, ob der jetzige Chef des dänischen CSC-Rennstalls nicht mehr als Sieger geführt werde, liege beim Rad-Weltverband UCI. Die UCI hatte Riis lediglich zur Rückgabe seines Gelben Trikots aufgefordert. Da sein Doping-Vergehen verjährt ist, kann ihm der Titel nicht mehr aberkannt werden.

Dies unterstrich erneut UCI-Justiziar Philippe Verbiest: "Aus disziplinarischer Sicht kann ihm der Titel nicht mehr aberkannt werden. Aber es ist möglich, ihn nicht mehr zu erwähnen. Nach dem, was er zugegeben hat, ist er nicht mehr der Sieger der Tour de France." Auch Sudres betonte: "Er kann nicht länger behaupten, dass er gewonnen hat."

Ein Aufrücken Ullrichs, der 1997 triumphierte, ist wegen dessen eigener Situation kein Thema. Der inzwischen zurückgetretene Ullrich durfte im Vorjahr wegen des spanischen Doping-Skandals nicht bei der Tour de France starten. Riis hatte vor zwei Wochen ungerührt jahrelanges Doping mit Epo eingeräumt und angeboten, das Symbol seines Tour-Sieges abzugeben. "Mein Gelbes Trikot liegt zu Hause im Pappkarton in der Garage. Wenn Ihr es holen wollt, bitteschön", hatte der erste dänische Sieger in der 104-jährigen Geschichte des Rennens erklärt.

Die Organisatoren der Frankreich-Rundfahrt hatten danach in Frage gestellt, dass Riis als Mannschaftsleiter weiter geeignet sei. Auch eine Ausladung des 43-Jährigen ist nicht auszuschließen. Die diesjährige Tour beginnt am 7. Juli mit einem Abstecher nach London. Weiterer Ärger könnte Riis daheim drohen. Der frühere CSC-Geschäftsführer Asger Jensby rechnet damit, dass die Computerfirma ihr Engagement als Hauptsponsor beendet, das eigentlich noch bis 2008 vereinbart ist. "Ich weiß es nicht, aber ich denke, dass es dafür eine große Wahrscheinlichkeit gibt", sagte Jensby der Zeitung Berlingske Tidende. Jensby hatte den Sponsorenvertrag mit dem Riis-Team unterzeichnet.

Nach einem umfangreichen Dopingfund bei einer Razzia der belgischen Polizei sind ein Dutzend Radprofis und Betreuer vorübergehend festgenommen worden. Die Namen der Fahrer und der betroffenen Teams sowie die Art der gefundenen verbotenen Substanzen wurden vom Staatsanwalt im belgischen Kortrijk nicht genannt. Allerdings soll ein Betreuer des belgischen Profi-Rennstalls Quick Step in die Affäre verwickelt sein. Tom Janssens, der Sprecher der ermittelnden Staatsanwaltschaft, erklärte zu den Vorgängen: "Am Donnerstagmorgen wurden zehn Privatwohnungen in Flandern und Wallonien durchsucht. Die Beamten haben eine bedeutende Menge von Dopingmitteln sichergestellt. Zwölf Personen wurden in Gewahrsam genommen. Sie werden derzeit vernommen."

Sollte sich tatsächlich die Verwicklung eines Mitgliedes von Quick Step erweisen, würde das belgische ProTour-Team um Weltmeister und Olympiasieger Paolo Bettini sowie Ex-Weltmeister Tom Boonen erneut in die Doping-Schlagzeilen geraten. Im Januar hatte der im April 2004 vom Radsport zurückgetretene Ex-Weltmeister Johan Museeuw mit einem Doping-Geständnis für Aufsehen gesorgt. Der Champion von 1996 hatte zugegeben, in seiner letzten Saison bei Quick Step zu leistungssteigernden Mitteln gegriffen zu haben.

Der Klassiker-Spezialist Museeuw hatte seine Karriere am 14. April 2004 beendet. Derzeit wartet er auf seinen Prozess wegen Besitzes und Konsums verbotener Substanzen, der am 19. Juni im belgischen Kortrijk beginnen soll.

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