Doping:Griechen verbannen Nationalhelden Kenteris und Thanou von Olympia

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Die Griechen verehren sie wie Helden, der Rest der Sportwelt verdächtigt sie des Dopings. Das NOK hat die Sprintstars Kostas Kenteris und Ekatarini Thanou aus dem Olympia-Team ausgeschlossen. Sie hatten eine Doping-Probe unter mysteriösen Umständen versäumt.

Olympia-Gastgeber Griechenland hat die Sommerspiele in Athen vom Skandal um seine Sprintstars befreit. Das Nationale Olympische Komitee schloss 200-m-Olympiasieger Kostas Kenteris und die 100-m-Olympiazweite Ekaterini Thanou am Samstag von den Leichtathletik-Wettbewerben aus. Beide hatten binnen einer Woche in Chicago und Athen geforderte Dopingtests verpasst und sich über einen möglicherweise fingierten Motorrad-Unfall dem Zugriff der Kontrolleure entzogen.

"Ich begrüße diese Entscheidung des griechischen NOK, denn die Teilnahme dieser beiden Athleten hätte die Spiele belastet. Sie gelten selbst im eigenen Land schon seit Jahren als dopingverdächtig", erklärte Clemens Prokop, Vizepräsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) für Deutschland und Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV).

Thomas Bach, Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), setzte die für Montag geplante Anhörung der noch im Krankenhaus befindlichen Sprintstars vor der unter seiner Führung stehenden Disziplinarkomission des IOC erst einmal aus, aber noch nicht ab.

Geklärt werden muss die Frage, ob beide wegen der Verweigerung von Dopingtests gesperrt werden. Laut Statuten drohen in diesem Fall zwei Jahre Startverbot. Scheitern könnte es daran, dass sich beide über Helfershelfer ein nicht zu widerlegendes Alibi konstruiert haben. IOC-Chef Jacques Rogge stellte jedenfalls klar, man werde auch bei griechischen Dopingfällen nicht von der "Null-Toleranz-Grenze" abweichen.

Sie Schweden drohen mit Boykott

Die beiden Athleten des umstrittenen Trainers Christos Tzekos waren seit ihrer ersten aktenkundigen Flucht vor einer Dopingkontrolle 1997 in Dortmund mehrfach nicht zu angeordneten Kontrollen erschienen. Der offenbar konstruierte und bei den Behörden nicht registrierte Motorrad-Unfall in einem Athener Vorort wird derzeit von der Polizei untersucht.

Beide Athleten befanden sich noch im Krankenhaus, als die Spiele am Freitag eröffnet wurden. Kenteris war als jener Athlet im Gespräch gewesen, der das Feuer entzünden sollte. Das NOK des Gastgebers unter seinem Präsidenten Lambis Nikolaou, zugleich Mitglied der IOC-Exekutive, kam damit immer lauter werdenden Forderungen aus dem internationalen Sport entgegen.

So hatte das schwedische Leichtathletik-Team sogar einen Boykott erwogen, falls die unter Dopingverdacht stehenden Kenteris und Thanou an den Start gehen würden, diesen Gedanken am Samstag aber wieder verworfen. Ein griechischer Radiosender meldete bereits den bevorstehenden Rücktritt von Kenteris und Thanou, doch das Gerücht bestätigte sich vorerst nicht.

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