Doping:Die Bremser

Lesezeit: 1 min

Die Nationale Anti-Doping-Agentur fordert eine Aufstockung ihres Etats, doch die Sportverbände wollen nicht zahlen. Das soll schön der Steuerzahler übernehmen. Wenn überhaupt.

Ein Kommentar von Thomas Hummel

Die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) fordert die Erhöhung ihres Budgets von 1,8 Millionen Euro auf fünf Millionen jährlich. "Mit dem jetzigen Etat ist keine effektive Arbeit machbar. Wenn sich das nicht ändert, müssen wir den Mut haben und sagen, wo unsere Grenzen sind", sagt Nada-Vorstand Armin Baumert. Einige fordern, dass das Geld doch bitteschön aus dem Sport kommen soll. Doch die Frage ist, ob die Sportverbände eine effektive Dopingbekämpfung in Deutschland wollen. Die Antwort: höchstens wenige.

Der Sport kassiert, der Staat bezahlt den Anti-Doping-Kampf. Verbandschef Bach (l.) ist zufrieden, Minister Schäuble offenbar auch. (Foto: Foto: dpa)

Gerade bei den meisten Verbänden geht es längst nicht mehr um Fairness, um den ehrlichen Wettstreit. Sondern es geht um den Sieg. Denn nur dieser bringt Ruhm und Ehre. Und folglich Millionen Euro an Sponsorengeldern sowie Förderung durch den Bund. Ja, der Staat koppelt seinen Geldfluss an die Erfolge der Sportler. Vielleicht sollten die Politiker angesichts des grassierenden Doping-Betrugs mal über diesen Umstand nachdenken.

Wenn es ums Geld geht, sind gedopte Sieger also immer noch besser als saubere Verlierer. Warum sollte da der Sport selbst die Nada unterstützen, wenn sie doch in diesem schönen System den Störenfried geben will? Derzeit überweist jeder Verband pro Jahr die lächerliche Summe von 2500 Euro. Als sogenannter Solidarbeitrag. Der Sportausschussvorsitzende im Bundestag, Peter Danckert (SPD), beschwert sich häufig, dass sich die Verbände beständig weigern, sich an der Finanzierung der Agentur zu beteiligen. Zuletzt berichtete Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik Verbands (DLV), er habe den anderen Sportverbänden vorgeschlagen, einen Teil der staatlichen Förderung der Nada zu überweisen. "Aber da stehen wir ziemlich allein da."

Nun hat Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble zugesagt, die Marke von fünf Millionen Euro für die Nada anzustreben. Langfristig. Genaue Ziele wollte er nicht nennen, auch über die Aufstockung des Etats im kommenden Jahr gibt es nichts Konkretes. Und wer das bezahlen soll? Er habe schon mit Finanzminister Steinbrück über eine Erhöhung der staatlichen Förderung gesprochen, berichtete Schäuble. Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, saß daneben und hat sich gefreut. Der Sport darf weiter staatliche Förderung kassieren. Und wenn es darum geht, gegen den ertragreichen Betrug im eigenen Laden vorzugehen, zahlt wieder der Steuerzahler.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: