Doping bei der Tour de France:Ullrich: 24 Zeilen Schweigen

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Soll ihm doch jemand seine Schuld beweisen: Radprofi Jan Ullrich will die Dopingaffäre offenbar aussitzen. In seiner ersten offiziellen Stellungnahme ist von einer freiwilligen DNA-Probe keine Rede.

Radprofi Jan Ullrich hat sich zwei Wochen nach seiner Suspendierung erstmals zu Wort gemeldet und eindeutige Beweise zu seiner angeblichen Verstrickung im spanischen Doping- Netzwerk gefordert.

"In einem Rechtsstaat gilt nicht nur für mich, sondern für jeden anderen Menschen auch die Unschuldsvermutung, bis das Gegenteil bewiesen wurde." Das erklärte Ullrich in einer am Montag in Gap von seinem Team am Rande der Tour de France verteilten Stellungnahme.

Zuvor hatte T-Mobile von Ullrich einen eindeutigen Beleg verlangt, dass er nicht in den Skandal verwickelt ist.

Seine Anwälte hätten Kontakt zu den spanischen Ermittlungsbehörden aufgenommen, um festzustellen, ob und in welcher Form tatsächlich gegen ihn konkrete Vorwürfe erhoben werden, teilte Ullrich in einer 24 Zeilen langen Erklärung mit.

T-Mobile: Keine Lust auf "juristisches Geplänkel"

Entgegen anders lautender Meldungen hätten die Anwälte dem T-Mobile-Rennstallbetreiber Olaf Ludwig am vergangenen Donnerstag fristgerecht eine Stellungnahme zu den Vorwürfen zukommen lassen, erklärte der Tour-Sieger von 1997 weiter.

T-Mobile-Teamsprecher Christian Frommert sagte dazu: "Sowohl Jan Ullrich als auch der ebenfalls suspendierte Oscar Sevilla haben nach der Suspendierung vor Fernseh-Kameras gesagt, sie würden einen Unschuldsbeweis erbringen. Das ist nach wie vor nicht geschehen."

Die Erklärung der Anwälte besage lediglich, dass die Umkehrung der Beweislast juristisch nicht zu erbringen sei. T-Mobile wolle sich aber nicht "auf juristische Geplänkel" einlassen und erwarte wie die Fans eine eindeutige Stellungnahme Ullrichs zu den Vorwürfen.

Ullrich trainiert weiter

Zuvor hatte Ullrich-Manager Wolfgang Strohband bestätigt, dass die Anwälte dem Fahrer von einer DNA-Analyse abgeraten haben. Ein solcher Gentest wäre die simpelste Methode, die Vorwürfe aus der Welt zu räumen, der Tour-Sieger von 1997 habe mit roten Blutkörperchen angereichertes Eigenblut von den Ärzten Eufemiano Fuentes und José Merino Bartes erhalten.

Ullrich betonte in seiner knappen Erklärung, er sei nicht abgetaucht, sondern lebe an seinem Wohnsitz in der Schweiz und nehme weiter am öffentlichen Leben teil. Der 32-Jährige hatte sich nach seiner Abreise einen Tag vor dem Start der 93. Tour de France in seinem Haus in Scherzigen auf der Schweizer Seite des Bodensees zurückgezogen. Er trainiere regelmäßig, teilte Manager Strohband weiter mit.

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