Dirk Nowitzki im NBA-Halbfinale:Schneller mit dem Kopf

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Nowitzki und die Mavericks bremsen erfolgreich das Laufspiel von Phoenix und gehen 2:1 in Führung.

Wolfgang Gärner

Die muss man erst mal zum Stehen bringen, so wie es die Dallas Mavericks in Spiel drei des Conference-Finals im Westen schafften, am Sonntag, auswärts. Gemeinhin gilt diese Aufgabenstellung als praktisch unlösbar. Denn die Phoenix Suns spielen Run and Gun in Vollendung: Rennen und schießen, vermutlich bester Fastbreak der National Basketball Association (NBA), perfekter Schnellangriff unter Ausnützung der gesamten Breite des Raumes, inszeniert von Spielmacher Steve Nash, der vor allem dieser Fähigkeit wegen eben wieder zum wertvollsten Spieler der Liga gewählt wurde.

Sonntagnacht kamen sie nicht ins Laufen, sondern verloren 88:95 und liegen in der Serie nun 1:2 zurück, weil die Dallas Mavericks sie clever und diszipliniert einbremsten. "Wir haben das Tempo des Spiels wirklich gut kontrolliert", kommentierte Dirk Nowitzki - mit 28 Punkten und 17 Rebounds erneut nicht nur Bester der Mavericks, sondern von allen auf dem Feld. "Wir liefen, wenn wir eine Chance hatten - wenn nicht, dann bremsten wir."

Der Würzburger selbst, in den ersten Matches dieser Serie deutlich von einer Sprunggelenksverletzung gehemmt, nun aber beschwerdefrei, bremste sich nicht sonderlich, hielt mit seinen ersten beiden Dreiern in dieser Serie sein Team im ersten Viertel im Spiel (22:25). Im zweiten Abschnitt gerieten die Mavs dennoch mit 39:50 ins Hintertreffen, "aber genau das war der Moment, an dem das Spiel sich drehte", erläuterte Suns-Coach Mike D'Antoni: "Danach vergaben wir ein paar Korbleger, deshalb gingen wir zur Halbzeit nicht mit 13 oder 15 Punkten Vorsprung in die Kabine, sondern mit fünf. Wir spielten nicht wirklich smart."

Die Gegner schon, weil die einen genauen Spielplan hatten und diesen auch konsequent anwandten. "Wir können nicht mit Phoenix mitrennen", meinte Dallas' Trainer Avery Johnson. "Weil wir nicht so schnell laufen können wie die Spurs, mussten wir mit den Köpfen schneller sein. Wenn du es schaffst, zehn Schritte früher am anderen Ende des Feldes zu sein als dein Gegner, obwohl der schneller ist, dann hast du einen Vorteil." Was er seinem Team verordnet hatte, hieß: Geduld im Angriff, Eifer in der Defensive. "Unsere Offensive war besser ausbalanciert, und wir nahmen keine schlechten Würfe.

Denn die tun uns auf der anderen Seite des Feldes weh", erklärte Dirk Nowitzki. Zugegeben: "Unsere Trefferquote aus dem Feld war nur 41 Prozent", aber das kompensierten sie durch resolutes Arbeiten unter dem Korb. Im letzten Viertel schossen sie viermal nacheinander daneben, holten aber jedesmal den Offensiv-Rebound in diesen eineinhalb Minuten. Es folgte ein Dreier-Versuch von Nowitzki, zu gewagt, aber Jason Terry war zur Stelle und bugsierte das Spielgerät durch den Ring zum 92:84 für Dallas. 33 Sekunden waren noch zu spielen, die Partie war entschieden, und Nowitzki garnierte den Sieg noch ein bisschen mit zwei verwandelten Freiwürfen ganz zum Schluss.

Mavericks konzentrierter und effektiver

"Wir müssen laufen, wenn unser Spiel funktionieren soll", bedauerte Suns-Coach Mike D'Antoni, "aber wir taten es nicht." Weil der Gegner sie nicht gelassen hatte, erläuterte Dirk Nowitzki: "Wenn sie bei jedem gegnerischen Angriff 24 Sekunden lang verteidigen müssen, bekommen sie kaum Gelegenheit zu ihrem Fastbreak." Tatsächlich hatten die Suns im ganzen Spiel nur vier ihrer gefürchteten Schnellangriffe hinbekommen (in der zweiten Hälfte null), und zum ersten Mal im NBA-Playoff 2006 konnte Phoenix auf unter 90 Punkten gehalten werden.

D'Antoni: "Von oben muss es so ausgesehen haben, dass die einen immer schon hinten aufgestellt waren, und die anderen zu rennen aufhörten. Wenn wir aber nicht rennen, uns über das ganze Feld ausbreiten und den Gegner überfallartig treffen, dann ist es so wie heute, dann bleiben wir bei 88 Punkten stehen." Die Mavericks waren konzentrierter und effektiver, überlegen bei Rebounds (48:45), Offensivrebounds (19:12) and Steals (8:0). Vor allem hatten sie Nowitzki, aber sie hatten auch Josh Howard und Jason Terry, die drei zusammen konnten sich 69 Punkte gut schreiben lassen, und richtig gewaltig erst in Halbzeit zwei mit 40 Zählern. Howard machte 16 seiner 22 Punkte erst da.

"Ich denke nicht, dass Müdigkeit eine Rolle spielte", meinte der MVP Steve Nash (21 Punkte, 3 von 7 Dreiern, 7 Assists), "aber Tatsache ist, dass wir nicht so ins Laufen kamen, wie es für unser Spiel nötig ist. Unser Schnellangriff funktionierte nicht, weil die Mavericks uns zu oft eins gegen eins haben stellen können. Aber ich glaube fest, dass wir zurückkommen.

Wir werden die Umstellung von Abwehr auf Angriff besser hinkriegen". Nächste Gelegenheit ist am heutigen Dienstag, nochmals in Phoenix. Dallas hat sich einen kleinen Vorteil erarbeitet, aber entschieden ist noch nichts: "Es ist so eng dieses Jahr", sagt Avery Johnson, "und die Suns sind ein sehr widerstandsfähiges Team". Nowitzki sagt: "Gegen Phoenix hast du nie eine sichere Führung." Erst mal schon, 2:1 nach Spielen.

© SZ vom 30.5.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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