Die Sonntagsspiele:Jagdfieber hanseatisch

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Das Ziel ist das gleiche: München an der Spitze gefährlich werden. Die Punkteteilung im hanseatischen Verfolgerduell dürfte daher weder Bremen noch Hamburg wirklich gefallen haben. Auch die Hertha und der Club aus Nürnberg verabschiedeten sich mit einem Remis in die Winterpause.

Der Hamburger SV geht als Bayern-Jäger Nummer 1 in die Winterpause der Fußball-Bundesliga. Die Mannschaft von Trainer Thomas Doll erkämpfte sich im 83. Nordderby beim Erzrivalen Werder Bremen ein 1:1 (0:1) und blieb damit in Auswärtsspielen weiter ungeschlagen. Die Platzherren vergaben durch dieses Remis die Chance in der Tabelle am alten Nordrivalen vorbei zu ziehen.

Vor 42.100 Zuschauern im seit Wochen ausverkauften Weserstadion war der Punktgewinn für die Gäste allerdings ein wenig schmeichelhaft. Insbesondere vor dem Seitenwechsel beherrschten die Bremer klar das Geschehen und hätte eigentlich höher als 1:0 führen müssen.

Doch nach zahlreichen vergebenen Tormöglichkeiten, darunter ein Foulelfmeter von Johan Micoud in der 39. Minute, reichte es nur zu einem einzigen Bremer Treffer, den der französische Mittelfeldstar in der Nachspielzeit der ersten Hälfte erzielte.

Nach diesem Rückstand allerdings kam der HSV im zweiten Durchgang deutlich besser ins Spiel und zum Ausgleich durch Mustafa Kucukovic in der 67. Minute. Das HSV-Nachwuchstalent, das sein erstes Bundesligator erzielte, war erst 60 Sekunden zuvor für den völlig wirkungslosen Benjamin Lauth eingewechselt worden.

Die Vorarbeit kam durch den ebenfalls hereingebrachten Japaner Naohiro Takahara. Wermutstropfen im Hamburger Kelch war die 5. Gelbe Karte für Offensivstar Sergej Barbarez, zum Rückrunden-Auftakt beim 1. FC Nürnberg damit zuschauen muss.

Das Publikum, darunter rund 5000 aus Hamburg mitgereiste Fans, sah ein klasse Spiel. In den ersten 45 Minuten dominierten die Platzherren mit vielen guten Kombinationen und gefährlichen Standardsituationen, fanden jedoch immer wieder ihren Meister im Hamburger Schlussmann Sascha Kirschstein.

Aufbäumen der Bremer

Der Ersatzkeeper zeichnete sich insbesondere bei Freistößen aus und war auch reaktionsschnell zur Stelle, als es galt den Strafstoß von Micoud abzuwehren. Kirschstein selbst allerdings hatte diesen Elfmeter mit einer dummen Aktion herbeigeführt, als er im Zweikampf Werders Torjäger Miroslav Klose zu Fall brachte.

In der zweiten Halbzeit hingegen raffte sich das Team von Coach Thomas Doll zu einer bemerkenswerten Energieleistung auf. Nur 72 Stunden nach dem schweren Uefa-Pokal-Spiel gegen Flavia Prag mobilisierten die Gäste in ihrem 33. Pflichtspiel die letzten Kraftreserven.

In der Schlussphase allerdings wurde der Druck der Platzherren wieder größer, doch mit viel Geschick und auch ein wenig Glück behauptete der HSV das wertvolle Unentschieden.

Micoud und Nationalspieler Thorsten Frings waren die stärksten Akteure beim SV Werder, bei dem in einigen Situationen der verletzte Mittelfeldakteur Tim Borowski vermisst wurde. Neben Keeper Kirschstein verdiente sich der Tscheche David Jarolim im Mittelfeld die beste Note bei den Hamburgern.

Hans Meyer hat bei seiner Rückkehr nach Berlin einen wichtigen Punkt entführt. Der neue Trainer des 1. FC Nürnberg blieb mit seinem Team am Sonntag im Olympiastadion beim 1:1 (0:0) gegen seinen Ex-Verein auch im dritten Auswärtsspiel mit den Franken ungeschlagen.

Während der "Club" mit zwei Punkten Vorsprung auf die Abstiegsränge überwintert, bleibt Hertha nach Abschluss der Hinrunde auf Platz fünf, verlor aber den Anschluss nach oben.

Nach der Führung durch Iwan Saenko (55.) sah es vor 30 149 Zuschauern lange nach einem Nürnberger Sieg aus, doch Alexander Madlung rettete mit seinem Kopfball-Tor in der 86. Minute einen Punkt für die Berliner. Trainer-"Fuchs" Meyer - 2004 rettete er die Berliner vor dem Abstieg aus der Bundesliga - hatte seine Mannschaft taktisch hervorragend eingestellt und in Torhüter Raphael Schäfer einen starken Rückhalt.

Die Berliner hätten schon früher den Ausgleich erzielen können, doch Schiedsrichter Babak Rafati erkannte einen regulären Treffer von Niko Kovac (58.) nicht an.

Bei Hertha konnten Yildiray Bastürk und Marko Pantelic trotz Leistenproblemen auflaufen. Damit entspannte sich die Personalsituation, denn die Berliner mussten auch den gelb-rot- gesperrten Spielmacher Marcelinho und die verletzten Abwehrspieler Josip Simunic und Dick van Burik ersetzen.

Für die erfahrenen Manndecker rückten die jungen Madlung und Christopher Samba in die Innenverteidigung, doch sie machten gegen die in der Offensive ersatzgeschwächten Nürnberger nicht den sichersten Eindruck. Vor allem der 21 Jahre alte Kongolese Samba wirkte in seinem ersten Spiel von Beginn an nervös und war schon nach acht Minuten gelb-belastet.

Daraufhin beorderte Hertha-Trainer Falko Götz Samba auf die rechte Seite und Kapitän Arne Friedrich ins Abwehrzentrum. Doch Samba war mit einem Stellungsfehler auch Schuld am Gegentor.

Ivica Banovic, der ein starker Ersatz für den gelb-gesperrten Torjäger Stefan Kießling war, setzte Saenko in Szene. Der Russe erzielte mit einem Flachschuss ins kurze Eck sein zweites Saisontor.

Banovic hatte schon zu Beginn für zwei gute Chancen der Nürnberger gesorgt (5., 14.). Hertha nahm spät den Spielrhythmus auf. Die beste Möglichkeit zum 1:0 vor der Pause vergab Bastürk. Schäfer spitzelte ihm den Ball mit der rechten Hand vom Fuß (19.). Auch gegen Gilberto reagierte der starke Schäfer glänzend mit einer Fußabwehr (33.).

Als Nürnberg in Führung gegangen war, warfen die Berliner alles nach vorn, doch wie schon im UEFA-Cup-Spiel am Donnerstag gegen Steaua Bukarest trat die Abschluss-Schwäche der Götz-Elf zu Tage. Solomon Okoronkwo (77.) und Pantelic (78.) trafen nur das Außennetz. Erst Madlung sorgte für Erlösung.

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