Die Sonntagsspiele:Berlin zurück an der Spitze

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Gegen Stuttgart reichte der Hertha ein Unentschieden, um wieder die Tabellenführung zu übernehmen. Schalke schlittert gegen Leverkusen derweil zielsicher in Richtung Krise.

Nach dem UEFA-Cup-Schock schlittert Titelanwärter Schalke 04 immer tiefer in die Krise und geht stürmischen Zeiten entgegen. 71 Stunden nach dem Europapokal-Ko beim AS Nancy verloren die Königsblauen 1:3 (1:1) bei Bayer Leverkusen und verpassten zum zweiten Mal den Sprung an die Tabellenspitze in der Fußball-Bundesliga.

Setzte den Schlusspunkt: Carsten Ramelow. (Foto: Foto: Reuters)

Dabei zog sich die Mannschaft des nicht mehr unumstrittenen Trainers Mirko Slomka den geballten Zorn der eigenen Fans zu. "Und ihr wollt deutscher Meister sein?" höhnten die mitgereisten Anhänger.

Dabei hatte es für die Gelsenkirchener optimal begonnen. Vor 22.500 Zuschauern in der ausverkauften BayArena brachte Kapitän Marcelo Bordon das Slomka-Team bereits in der sechsten Minute mit einem Kopfball in Führung. Doch die 1:3-Pleite vom vergangenen Donnerstag in Frankreich wirkte nach: Königsblau gab das Spiel aus der Hand, Gonzalo Castro mit Toren in der 28. und 47. Minute sowie Kapitän Carsten Ramelow (56.) besiegelten die zweite Bundesliga-Pleite der Gelsenkirchener und brachten die mitgereisten Fans auf die Palme.

Leverkusen, am Donnerstag durch ein 3:1 gegen den FC Sion anders als die Schalker in die UEFA-Gruppenphase eingezogen, nutzte die schlechte Verfassung des selbsternannten Meisterschaftskandidaten und kletterte indes mit dem ersten Bundesligaerfolg seit dem Auftaktwochenende aus dem Tabellenkeller.

"Wir wollen euch kämpfen sehen" hatten die Schalker Fans schon vor dem Anpfiff gefordert. Zunächst schien sich die Mannschaft diesen Rat auch zu Herzen zu nehmen und wollte die Blamage von Donnerstag schnell vergessen machen.

Mit Wucht und Wut köpfte Kapitän Bordon nach einer Ecke seines brasilianischen Landsmann Lincoln den Ball zu Führung in die Maschen. Danach versäumten es die Gäste allerdings nachzulegen. Denn in der Anfangsphase schien den Leverkusenern der UEFA-Cup-Abend deutlich mehr in den Knochen zu stecken.

Nach gut 20 Minuten allerdings drehte sich das Spiel. Castro nutzte einen Konter nach schönem Zuspiel von Andrej Woronin zum 1: 1. Beim Führungstor schlenzte der U21-Nationalspieler den Ball nach einer Faustabwehr von Schalke-Keeper Frank Rost über Freund und Feind hinweg in den Winkel. Ramelow, der nach einem abgewehrten Woronin-Schuss zum 3:1 traf, sorgte bereits frühzeitig für die Vorentscheidung.

Während die Schalker Anhänger immer wütender wurden, schaute Trainer Slomka dem Treiben auf dem Platz lange tatenlos zu. Gustavo Varela, der für Rafinha in die Anfangsformation gerutscht war, durfte 63 Minuten lang einen katastrophale Leistung bieten. Erst dann reagierte der Coach - da stand es allerdings bereits 1:3.

Bei den enttäuschenden Schalkern erreichte lediglich Kapitän Bordon Normalform. Bei den phasenweise wie aufgedreht aufspielenden Leverkusenern verdienten sich Nationalspieler Bernd Schneider, der Doppeltorschütze Castro und Woronin die Bestnoten.

Hertha BSC Berlin hat sich drei Tage nach dem UEFA-Pokal-Aus mit der Rückkehr an die Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga getröstet. Trotz eines 2:2 (2:1) gegen den VfB Stuttgart kletterten die Berliner zum zweiten Mal in der laufenden Saison aufgrund der besseren Tordifferenz vor vier punktgleichen Teams auf den Platz an der Sonne. Stuttgart blieb in der Hauptstadt durch seinen siebten Punkt auf fremden Plätzen auswärts ungeschlagen.

So kann es für Kapitän Friedrich weitergehen: Hertha BSC ist wieder Spitze. (Foto: Foto: Reuters)

48.637 Zuschauer im Olympiastadion erlebten in einer furiosen Anfangsphase drei Treffer binnen zehn Minuten. Zunächst erzielte Mario Gomez beim ersten Stuttgarter Angriff das 0:1 (4.). Nationalspieler Arne Friedrich (9.) per Kopf und Marko Pantelic (14.), der per Dropkick von der Strafraumgrenze traf, drehten das Resultat zunächst zu Gunsten der Hausherren. Nach der Pause traf Cacau zum Ausgleich (56.).

Hertha-Trainer Falko Götz setzte nach dem 0:1 im UEFA-Cup bei Odense BK erneut auf zwei defensive Mittelfeldspieler. Gleichzeitig stellte der Coach in der Abwehr von einer Vierer - auf eine Dreierkette um und hatte somit Raum für einen zusätzlichen Offensivspieler.

So rückte Andreas Neuendorf im zentralen Mittelfeld in die Startformation, während Jungnationalspieler Malik Fathi ebenso wie Patrick Ebert nur auf der Bank saß. Bei den Gästen ersetzte Ludovic Magnin den erkrankten Boca in der Viererkette, Thomas Hitzlsperger begann für Daniel Bierofka auf der linken Seite.

Die Berliner steckten den frühen Rückstand gelassen weg. Konzentriert und gradlinig erarbeiteten die Hausherren sich eine Reihe von Torchancen. Die Schwaben leisteten dabei allerdings tatkräftige Mithilfe. Beim 1:1-Ausgleich durch Friedrich schlief Torschütze Gomez, und beim Berliner Führungstor stand Serdar Tasci zu weit von Pantelic weg, um das 2000. Gegentor des VfB in der Bundesliga verhindern zu können.

Nach dem Rückstand brachten die Stuttgarter zunächst auch insgesamt kaum noch etwas zustande. Erst nach dem Wechsel spielten die Schwaben zwingender. Hertha wirkte zudem unkonzentriert und überheblich und servierte dem VfB den Ausgleichtreffer förmlich auf dem Tablett. Zunächst leistete sich Josip Simunic einen Ballverlust in der eigenen Hälfte, und Ellery Cairo ließ Flankengeber Ricardo Osorio durch ein desolates Zweikampfverhalten gewähren. Cacau brauchte die Vorlage des Mexikaners nur noch einzuköpfen.

In der Folgezeit waren die Stuttgarter feldüberlegen, doch Cacau traf lediglich die Latte (64.). Die Berliner kamen nur noch gelegentlich vor das VfB-Tor. Christian Gimenez vergab dabei die beste Möglichkeit freistehend vor Gäste-Keeper Timo Hildebrand (70.).

Beste Berliner waren Sofian Chahed und Pal Dardai. Beim VfB überzeugte neben Cacau auch Magnin.

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