DFB-Skandal:Hoyzer wieder frei

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Der frühere Berliner Fußball-Schiedsrichter Robert Hoyzer ist wieder in Freiheit. Das Berliner Amtsgericht verschont Hoyzer vom weiteren Vollzug der Haft. Vorerst.

Javier Cáceres/Hans Leyendecker

Der Haftbefehl bleibt bestehen. "Herr Hoyzer hat weitere, umfassende und nachvollziehbare Angaben zu den Spielen gemacht, die er gepfiffen hat. Von daher sind Gericht und Staatsanwaltschaft der Meinung gewesen, dass weniger einschneidende Maßnahmen (als Freiheitsentzug) gerechtfertigt sind", sagte Grunwald.

Hoyzer wurde gegen 12.30 Uhr von seinem Anwalt Thomas Hermes an der Gefängnispforte abgeholt und an einen unbekannten Ort gebracht. Er war zwei Wochen in Haft.

Keine Belohnung

Grunwald sagte, dass die Haftverschonung nicht bedeute, dass eine Fluchtgefahr nun verneint werde. "Es gibt aber mildere Mittel, um dieser Gefahr entgegenzuwirken." Hoyzer muss erhebliche Auflagen erfüllen. So muss er sich drei Mal wöchentlich bei der Polizei melden. Auch wurde sein Reisepass eingezogen.

Auf die Frage, ob Hoyzer Personenschutz erhalte, sagte der Anwalt: "Kein Kommentar." Hoyzer sei "froh, dass er jetzt raus ist", so Hermes. Dessen mutmaßliche Komplizen - die Brüder Ante, Milan und Filip S. - sind weiter in Haft. Sie haben sich dem Vernehmen nach in den Befragungen weiter nicht zur Sache geäußert.

Der Anwalt von Filip S., Robert Unger, sagte, es sei "nur schwer vertretbar", dass sein Mandant in Haft bleibe, derweil "Hoyzer, der sich selbst als Hauptaktiver der Manipulationen bezeichnet hat, in Freiheit kommt" - zumal keiner der drei Brüder Anstalten gemacht habe,sich dem Verfahren zu entziehen. Laut Unger sei offensichtlich, dass die Staatsanwaltschaft Hoyzer "hat belohnen wollen".

Hermes verneint, dass sein Mandant "belohnt" worden sei. Jedoch war für die Freilassung entscheidend, dass Hoyzer sich über alle Spiele geäußert hat, die er als Schiedsrichter seit 2004 geleitet hat. Dazu kam das Regionalligaspiel Chemnitz - Sachsen Leipzig von November 2003, bei dem es bereits zu einem Manipulationsangebot gekommen war. Hoyzer war dies erst nach Recherchen der SZ eingefallen.

Auf Gerüchte angesprochen, Hoyzer habe einen Deal mit der Staatsanwaltschaft, sagte der Anwalt: "Hoyzer ist nicht in der Situation, dass er eine Vereinbarung treffen kann. Er sagt aus und hofft auf eine milde Bewährungsstrafe."

Kleines Weihnachtsgeschenk

Der Haftbefehl gegen Hoyzer fiel ungewöhnlich aus. Die Formulierung in dem Sistier-Papier, dass der "deutsche Student und Schiedsrichter Robert Hoyzer" festgenommen werden solle, ist unüblich. Flucht- oder Verdunkelungsgefahr ließ sich bei dem jungen, fast mittellosen Mann, nur schwer begründen.

Mancher Kritiker empfand den Haftbefehl als Beugehaft, so hat es wohl auch Hoyzer gesehen. Detailliert notierte er jede Auffälligkeit bei den 63 Spielen, an denen er teilgenommen hatte. "Ich habe Angst, was zu vergessen", sagte er den Ermittlern, er wolle schnellstmöglich aussagen, bevor es die kroatischen Brüder tun.

Zu Protokoll gab er unzählige Details, erneut belastete er die ehemaligen Kollegen Dominik Marks und Felix Zwayer. Dieser hatte ihn gemeinsam mit drei Kollegen beim DFB verpfiffen. Marks habe, so Hoyzer, vergeblich versucht, Zwayer für Manipulationen anzuwerben.

Der habe angeblich darauf verwiesen, dass er das erste Jahr in der Zweiten Bundesliga pfeife und absolut sauber sein müsse. Hoyzer berichtete auch von einem Treffen mit Marks und Erstliga-Schiedsrichter Torsten Koop im Januar 2005 im Relaxa-Hotel in Frankfurt. Er und Marks hätten versucht, Koop für Manipulationen zu gewinnen.

Erotik-Filme im Doppelbett

Koop habe in dem Doppelbett links gelegen, Marks rechts, er habe in der Mitte gesessen. Zunächst habe er von Koop "drei oder vier Zigaretten geschlaucht", dann sei über mögliche Manipulationen gesprochen worden. Marks habe dann einen Erotik-Film im Pay-TV gestartet und erklärt, dass Geld keine Rolle spiele. Hoyzer habe Koop 200- und 500-Euro-Scheine gezeigt, doch Koop habe sich auf nichts eingelassen.

Hozyer erzählte, dass bei der Regionalligapartie 2003 in Chemnitz der damalige Klubchef von Sachsen Leipzig, Christian R., 3500 Euro für Sieg der Leipziger ausgelobt hätte; für Sieg mit Elfmeter sogar 5000 Euro. Weil er den Manipulationsversuch bei früheren Vernehmungen nicht angegeben hatte, war Hoyzer in U-Haft geraten.

Nun sagte er, dass sein Vater, der damals bei Sachsen Leipzig beschäftigt war, ihn von diesem Angebot unterrichtet habe, aber er sei nicht darauf eingegangen, weil er es "für einen Scherz" gehalten habe. Trotzdem hätte ihn R. später angerufen und mitgeteilt, das er ihm 500 Euro überwiesen habe.

© SZ vom 26.5.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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