DFB-Pokal:Köln ringt Schalke nieder

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Erst blamierten sich Bremen und der HSV, nun patzte Schalke 04. In einem packenden Spiel mit Platzverweis und Fehlentscheidungen des Schiedsrichters führt der Zweitligist zur Pause mit 2:0, kassiert den Ausgleich - und siegt in der Verlängerung.

Sollte es wieder so kommen? Am 25. Oktober 2005, vor exakt einem Jahr, spielten die Schalker in der 2. Runde des DFB-Pokals ein bisschen vor sich hin, bis sie ein Doppelschlag erwischte. In der 28. und 30. Minute trafen damals die Frankfurter Meier und Huggel, am Ende stand es 6:0 für Frankfurt.

Mirko Slomka saß damals als Assistent an Ralf Rangnicks Seite, und er dürfte kein sonderlich gutes Gefühl gehabt haben, gestern Abend, beim Pokalspiel in Köln. Es war wieder 2. Runde, wieder setzte es wie aus dem Nichts einen Doppelschlag.

Durch zwei Treffer von Rodriguez (Eigentor, 34.) und Novakovic (36.) lagen die Schalker plötzlich 0:2 hinten - am Ende wurde es lang nicht so schlimm wie vor Jahresfrist, tat aber nicht weniger weh: Mit 2:4 n.V. verloren die Schalker ein atemberaubendes Pokalspiel, das sehr durchschnittlich begonnen hatte, aber mit jeder Minute packender wurde.

Schon der Anfang der Partie hatte auf einen intensiven Abend schließen lassen: Der Zweitligist versuchte, seine Gäste zu überfallen. Man hätte Kölns Anfangs-Offensive für ein Schlussphasen-Powerplay halten können, und genauso wenig zielgerichtet war es auch. Es sah nach Druck aus und erbrachte auch eine erste Torchance durch einen Schuss von Lagerblom (4.), aber die Aktionen blieben zu unkoordiniert, um Schalkes Abwehr um den stabilen Bordon zu erschrecken.

Reguläres Schalker Tor aberkannt

Immerhin reichte Kölns Leidenschaft, um die Partie offen zu gestalten - die Schalker waren technisch überlegen, aber in der ersten Hälfte mangelte es der Elf wieder mal am nötigen Temperament.

Was dabei herauskam, war diese für Schalke typische gefühlte Überlegenheit. Die Zuspitzung im Spiel nach vorne fehlte, mit einer Ausnahme: In der 18. Minute nahm Kuranyi einen Steilpass auf und überwand Torwart Wessels - aber erkannte Schiedsrichter Fandel den Treffer wohl zu Unrecht wegen Abseits nicht ein.

Auch solche Szenen sind dafür verantwortlich, dass so mancher im Umfeld den Klub fast in der Krise wähnt, trotz des zweiten Tabellenplatzes in der Liga.

Zum wechselhaften Spiel gesellt sich stets eine anständige Portion Pech, wie in der 34. Minute: Gambinos Slalomlauf um Kobiashwili und Krstajic war zwar schön - aber erfolgreich war er nur, weil er Rodriguez den Ball ans Bein schoss, von wo er ins Tor trudelte.

Ein Gegentor, das auch deshalb typisch für Schalke war, weil Kobiaschwili zuvor den Ball bei einem Kunststückchen verloren hatte. Zwei Minuten später wieder so ein Missgeschick: Vorne verlor Kuranyi den Ball, Kölns konterte schnell über Novakovic, der Rost zum 2:0 überwand (36.).

Vor einem Jahr, beim 0:6 in Frankfurt, hatte Schalke in der 64. Minute das 0:3 eingefangen, aber diesmal konnte Slomka beruhigt sein. Es dauerte nur zehn Minuten, bis Lövenkrands die Schalker nach einem zügigen Angriff auf 1:2 heranbrachte (55.), spätestens jetzt war klar, dass diesmal kein Debakel drohte. Nun wurde es ein attraktives Spiel, in dem sich Kölner und Schalker Chancen munter abwechselten.

Rote Karte gegen Bajramovic

Rauf und runter ging es nun, vor allem Lövenkrands Einwechslung erfrischte Schalkes Angriffsspiel, aber wieder schaffte es der Favorit, sich selbst ein Bein zu stellen. Kölns Cabanas schoss Bajramovic in einem Zweikampf provozierend den Ball gegen den Körper, Bajramovic stieß ihn weg - Fandel zeigte dem Schalker Rot (69.).

Es passte zur turbulenten zweiten Halbzeit, dass die Schalker nun erst recht nicht geschlagen waren. Standardsituationen gehen auch in Unterzahl, und es war Rodriguez, der einen Krstajic-Freistoß einköpfte (75.). Zu Beginn der Verlängerung musste dann der grippegeschwächte Bordon passen - es war wohl kein Zufall, dass die Kölner sofort die Nahtstelle in Schalkes Abwehr fanden.

Nach einer herrlichen Kombination über Lagerblom, Chihi und Cabanas landete der Ball beim überragenden Broich, der stramm einschoss (98.). Chihi erhöhte noch auf 4:2 (111.), und jetzt kamen die Schalker nicht mehr zurück. In Unterzahl und ohne Bordon - das war zu viel.

© SZ vom 25.10.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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