DFB-Pokal:Der nächste Six-Pack

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Nach Köln in der Bundesliga erlebt auch der FC Schalke beim 0:6 im DFB-Pokal ein Debakel gegen Frankfurt. "Wir haben richtig auf die Fresse bekommen", stöhnte Hamit Altintop. Trainer Ragnick drohte seiner Mannschaft mit Arrest.

Muss man die Dienstreise nach Frankfurt künftig fürchten im deutschen Fußball-Oberhaus? Nicht mehr sehr zu fürchten braucht man derzeit jedenfalls den FC Schalke 04, der sich am Dienstagabend bei den Hessen mit einem blamablen 0:6 (0:2) aus der 2. DFB-Pokalhauptrunde verabschiedete. Eintracht Frankfurt entzauberte den Vorjahres-Finalisten mit spielerischer Leichtigkeit und traf dank Alexander Meier (28./68.), Benjamin Huggel (30.), Christoph Spycher (64.), Francisco Copado (79.) und Patrick Ochs (85.) erneut ein halbes Dutzend Mal ins Netz - erst am vergangenen Samstag hatte ja der 1. FC Köln in der Bundesliga an selber Stätte eine 3:6-Niederlage kassiert.

Frankfurts Torschütze Francisco Copado im Zweikampf mit Schalkes Hamit Altintop. (Foto: Foto: Reuters)

Und während also die rat- und hilflosen Knappen ein Debakel erlebten, nahm die Eintracht vor 33 150 begeisterten Fans auch noch genüsslich Revanche für die vor drei Wochen hier erlittene 0:1-Niederlage gegen Schalke in der Bundesliga.

"Richtig auf die Fresse"

"Wir haben richtig auf die Fresse bekommen", stöhnte Hamit Altintop nach dem Schlusspfiff und sah sich nach dem kürzesten Fluchtweg um, "das war eine Blamage." Derweil schimpfte Schalkes Torhüter Frank Rost ein Mikrofon weiter wutentbrannt auf all seine Mitspieler, "richtig verarscht" fühle er sich nach diesem Sechser-Pack.

Tatsache war, dass die Präsenz von Jürgen Klinsmann auf der Tribüne von Beginn an keinerlei beflügelnde Wirkung für die Gäste entfaltete, weshalb nicht ausgeschlossen werden kann, dass der Bundestrainer sein Augenmerk alsbald auf den stärksten Akteur der Partie richtete - das war der Frankfurter (und damit in internationalen Kreisen eher unbekannte) Mittelfeldstratege Alexander Meier. Der Mann an der Schaltstelle war es auch, der nach 28 Minuten die Hausherren in Führung brachte - nach feinem Zusammenspiel mit Copado und Amanatidis traf der 1,96 Meter lange Recke aus halbrechter Position.

Nur zwei Minuten später erhöhte der Schweizer Nationalspieler Benjamin Huggel nach Vorarbeit seines Landsmanns Spycher mit seinem zweiten Tor im DFB-Pokal auf 2:0.

Varela verschießt

Nach der Pause schickte Schalke-Coach Ralf Rangnick mit dem Dänen Larsen einen dritten Stürmer ins Spiel. Ein Viertelstündchen lang entfalteten die Gäste nun auch einigen Druck, nisteten sich in der Frankfurter Hälfte ein und kamen zu Chancen durch Lincoln und Larsen - der Däne traf gar aus fünf Metern per Kopfball das Tor nicht (58.).

Und Frankfurt konterte die Gäste nun gnadenlos aus. Erst löste Rafinha das Abseits auf und ermöglichte Copado so einen Alleingang, den Spycher nach Querpass zum 3:0 abschließen durfte, dann schickte der Brasilianer mit einem Querschläger erneut Copado auf die Reise - wieder der Pass nach links, diesmal war Meier mitgelaufen und traf zum 4:0 (68.).

Die Partie war entschieden, wie bewusstlos sog Schalke-Manager Assauer auf der Tribüne an seiner gewaltigen Zigarre - und musste auch noch miterleben, wie Varela einen Elfmeter weit über das Frankfurter Tor drosch. Varela hatte den Ball dem etatmäßigen Schützen Larsen weggenommen -"das geht nicht", tobte Rangnick nach der Partie, "dass da ein Spieler, der beim Elfmeter nichts zu suchen hat, noch versucht, sich in die Torschützenliste einzutragen".

"Gespielt wie kleine Kinder"

Es wird eine Menge zu besprechen geben nach dieser Partie in Schalke - unter anderem auch die Darbietung der Star-Kicker bei den Frankfurter Treffern fünf und sechs. Erst krönte der dreifache Vorbereiter Copado seine Leistung mit einem Kopfballtor (79.), wie üblich unbedrängt aus fünf Metern. Und schließlich dribbelten sich die Hessen in der 82. Minute ein weiteres Mal - Hacke, Spitze, Beinschuss - durch die Schalker Abwehr, bis schließlich Ochs ein Einsehen hatte und den Ball aus sechs Metern erneut an Rost vorbei ins Netz trat.

"Das Ergebnis", erklärte Rangnick hinterher, "ist natürlich ein Debakel für uns. Wir sind dafür bestraft worden, dass wir in der ersten Halbzeit, als wir optisch klar überlegen waren, nicht in Führung gegangen sind." Nach so einem Auftritt könne man "nicht zur Tagesordnung übergehen, meine Mannschaft hat in der letzten halben Stunde gespielt wie kleine Kinder." Weshalb er den Rackern auch gleich Arrest androhte: "Es wird morgen auch nicht wie geplant trainingsfrei geben."

Kollege Friedhelm Funkel genoss derweil das Gefühl der geglückten Revanche: "Wir wussten, dass wir gegen Schalke bestehen können, nachdem wir beim 0:1 vor drei Wochen schon die Besseren waren. Wir haben unsere Chancen genutzt, aber wir schweben jetzt nicht auf Wolke sieben." Sonst erlebe sein Team am Samstag in Bremen das, was Köln und Schalke zuletzt in Frankfurt widerfuhr: "Eine böse Überraschung."

(SZ vom 26. Oktober 2005)

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