DFB-Pokal, 1. Runde:Kahn rettet Bayern

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Regionalligist Wacker Burghausen steht kurz vor einer Sensation und zwingt den FC Bayern ins Elfmeterschießen. Dort bewahrt der Torwart die Münchner vor einer Blamage.

Dann war der FC Bayern plötzlich so gut wie gescheitert: erste Runde im Pokal, 1:1 in Burghausen, Elfmeterschießen, und Burghausen brauchte nur noch diesen einen Schuss: Markus Palionis lief an, er schoss, und dann flog der alte Oliver Kahn noch einmal durch Luft und wehrte den Ball ab. Der FC Bayern war wieder im Spiel. Christian Lell verwandelte seinen Elfmeter, und dann war es erneut Kahn, der flog und parierte, diesmal gegen Thomas Mayer, und so den Bayern das 4:3 i.E. (1:1, 1:1, 0:0) rettete.

Am Ende der Held: Oliver Kahn pariert die letzten beiden Elfmeter von Wacker Burghausen. Das war auch nötig. (Foto: Foto: dpa)

Es war mühsam, es hat lange gedauert, und es war doch - gemessen an Chancen und Spielanteilen - ein hochverdienter Sieg des FC Bayern. ,,Ich mache seit 14 Jahren nichts anderes als mich auf den Punkt zu konzentrieren, an dem ich gebraucht werde'', sagte Oliver Kahn, dem deutlich anzusehen war, dass ihn die Konzentration auf diesen Moment sehr viel Kraft gekostet hatte.

Bevor Kahn seinen großen Auftritt hatte, stand lange ein anderer Mann im Mittelpunkt des Abends, es war der Mann, der auf dem Spielfeld am weitesten von Kahn entfernt war: Der 18 Jahre alte Burghauser Torwart Manuel Riemann hielt fast jeden Ball. Es gibt diese Tage, an denen der Torwart die Bälle anzuziehen scheint wie ein Magnet das Metall, und Riemann hatte einen solchen Tag erwischt. Bereits in der dritten Minute entschärfte er einen Schuss von Hamit Altintop, und in der Folge legte er eine beeindruckende Serie hin: Riemann hielt in der ersten Halbzeit gegen Philipp Lahm (17.), Altintop (18.), Mark van Bommel (19.), Marcell Jansen (19.), Franck Ribéry (24.), und zweimal parierte er gegen Miroslav Klose (27., 34.).

Das waren allerdings längst nicht alle Chancen der Bayern, denn natürlich verfehlten sie das Tor auch einige Male. Zwar jubelten die Zuschauer zur Halbzeit, als habe Burghausen die Partie bereits gewonnen, doch trotz der fehlenden Tore war der FC Bayern die klar überlegene Mannschaft. Einmal schoss Wacker Burghausen in der ersten Hälfte aufs Tor; den Schuss von Levente Schultz lenkte Oliver Kahn um den Pfosten (2.).

Eine Sorge bestätigte sich nicht: Burghausens Trainer Ingo Anderbrügge hatte angekündigt, dass die Bayern-Spieler nach der Partie auf jeden Fall neue Stutzen brauchen würden - das ließ darauf schließen, dass es eine sehr harte Partie werden würde. Tatsächlich sah Wackers Kapitän Björn Hertl bereits in der siebten Minute die gelbe Karte, doch ansonsten spielten die Burghauser zwar überaus engagiert, aber fair.

Es ist zwar eine Binsenweisheit des Fußballs, dass der bestraft wird, der seine Chancen nicht nutzt, doch es schien nicht vorstellbar, dass der FC Bayern diese Partie nicht als Sieger beenden könnte. Dazu spielte die Mannschaft viel zu überlegen, und dafür konnten die Burghauser der überlegenen Technik, Spielanlage und Physis eine Stunde lang zu wenig entgegensetzen. Nach der Halbzeitpause erhöhten die Bayern das Tempo, und es war deutlich zu sehen, dass es für den Regionalligisten immer schwieriger wurde, dieses Tempo mitzugehen. Ernstzunehmende Angriffe brachte Wacker nicht mehr zustande.

Das Unvorstellbare passiert

Die Bayern kamen folgerichtig zu weiteren Chancen. Jansen probierte es aus 20 Metern Entfernung, Riemann faustete den Ball aus der Gefahrenzone (52.). Eine Minute später zirkelte Bastian Schweinsteiger einen Freistoß aus 25 Metern knapp am linken Pfosten vorbei. Lúcio hatte nun auch genug von der Torlosigkeit, er stürmte nach vorn und schoss aufs Tor (56.), Altintop tat es ihn gleich.

Und dann, mitten in dieser Druckphase, passierte das Unvorstellbare. Wacker erhielt einen Freistoß in der Mitte der Hälfte der Bayern. Ronald Schmidt trat ihn in den Strafraum, wo Thomas Neubert am höchsten stieg und den Ball mit dem Hinterkopf unhaltbar zum 1:0 für Burghausen ins Tor verlängerte (61.). Ein absurder, ein vollkommen unerwarteter Treffer, der den Spielverlauf auf den Kopf stellte. Aber er war gefallen, und nun schien sie möglich zu sein, die Sensation.

Die Bayern antworteten mit wütenden Angriffen. Riemann parierte einen Schuss von Zé Roberto (70.), van Bommel schoss knapp rechts neben das Tor, Ribéry hob einen Freistoß über das Tor (75.) und jagte den Ball kurz darauf Zentimeter am Torwinkel vorbei (77.). Als es schon so aussah, als ob das Tor verhext sei, machte Miroslav Klose dem Spuk ein Ende: Ribéry brachte einen Eckball hinein, Klose wuchtete die Kugel per Kopf zum Ausgleich ins Tor (79.). So kamen die Bayern in die Verlängerung, die torlos blieb, und so kamen sie bis ins Elfmeterschießen, das Oliver Kahn für den Klub entschied.

Wacker Burghausen - Bayern München 3:4 n.E. (1:1, 0:0)

Burghausen: Riemann - Lastovka, Palionis, Wolf, Mayer - Hertl (46. Bonimeier), Schmidt - Pupalovic (61. Solga), Schultz, Teinert (85. Martins) - Neubert. - Trainer: Anderbrügge

München: Kahn - Lahm, Lucio, Demichelis, Jansen (82. Lell) - van Bommel, Ze Roberto (71. Sosa) - Altintop, Ribery, Schweinsteiger (112. van Buyten) - Klose. - Trainer: Hitzfeld

Schiedsrichter: Gagelmann (Bremen)

Tore: 1:0 Neubert (61.), 1:1 Klose (79.) Elfmeterschießen: 0:1 Ribery, Schultz schießt an die Latte, 0:2 van Bommel, 1:2 Neubert, Riemann hält gegen Sosa, Martins schießt an den Pfosten, Altintop schießt an die Latte, 2:2 Schmidt, 2:3 Lahm, 3:3 Riemann, Riemann hält gegen Demichelis, Kahn hält gegen Palionis, 3:4 Lell, Kahn hält gegen Mayer

Zuschauer: 11.582 (ausverkauft)

© SZ vom 7.8.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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