Deutscher Olympia-Kader:Olympische Härtefälle

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In diesen Tagen wird der Deutsche Olympische Sportbund den deutschen Kader für Peking nominieren. Sie müssen dabei vor allem über Sportler wie Franka Dietsch und Rainer Schüttler beraten.

In Kienbaum wird zu Wochenbeginn das etwa 450-köpfige Team für die Olympischen Spiele in Peking komplettiert. Im Leistungszentrum östlich von Berlin tagen am Montag die Führungsgremien des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und beraten unter anderem über Härtefälle, die bei den ersten Nominierungsrunden noch nicht berücksichtigt wurden.

Rainer Schüttler: Hoffen auf Olympia. (Foto: Foto: dpa)

Bisher haben 204 Athleten in 18 Sportarten ihre Fahrkarten für die Spiele vom 8. bis 24. August in der chinesischen Hauptstadt sicher. DOSB-Generaldirektor Michael Vesper, der deutsche Chef de Mission in Peking geht davon aus, dass insgesamt rund 430 bis 450 deutsche Sportler in China um die Medaillen kämpfen werden.

Interessant wird vor allem sein, wie sich die Funktionäre vor der dritten Nominierungsrunde in einigen offenen Fragen des Leichtathletik-Aufgebots entscheiden werden. Bisher wurden erst 25 Athleten für die olympische Kernsportart nominiert. Um ihren vierten Olympia-Start bangen muss weiter die dreimalige Diskus-Weltmeisterin Franka Dietzsch, deren Chancen nach Ansicht ihres Trainers Dieter Kollark weiter gesunken sind: "Die Chancen liegen höchstens bei zehn bis 20 Prozent, sie kann nach wie vor nicht richtig werfen. In den zurückliegenden zwei Wochen hat sich nichts nach vorne entwickelt. Es ist nicht nur der Fuß, der Probleme macht, sondern der gesamtkörperliche Zustand."

Die 40-jährige Neubrandenburgerin rechnet damit, dass sie auch ohne Norm einen so genannten Freifahrtschein erhält. Die Entscheidung über die Peking-Teilnahme soll in den nächsten zwei Wochen bei einem Trainingslager in Kienbaum fallen. Sie werde aber in Peking nur antreten, "wenn ich dort eine Medaille gewinnen kann", sagte Dietzsch im Vorfeld der Nominierung.

Noch ohne Normerfüllung ist auch 10.000-Meter-Europameister Jan Fitschen (Wattenscheid). Er soll womöglich über 5000 Meter ebenso noch eine Chance erhalten wie Vize-Europameister Thomas Blaschek (Leipzig), der im Hürdensprint bisher die A-Norm (13,49) verpasste. Eventuelle Nachnominierungen sind nur noch bis zum 23. Juli möglich.

Im Stillen hofft auch Tennis-Profi Rainer Schüttler noch auf die Peking-Reise. Der Korbacher hatte zum Stichtag (9. Juli) weder die strenge DOSB-Norm (Viertelfinale bei einem Grand Slam) noch die des Weltverbandes ITF (nach der Ranglistenposition) erreicht, dann aber in Wimbledon groß aufgetrumpft. Mit dem Einzug in das Halbfinale hatte er verspätet beide Normen erfüllt. Nun könnte Schüttler doch noch ins Teilnehmer-Feld bei Olympia rutschen, falls mehrere qualifizierte Spieler abmelden sollten.

Auf den Nominierungslisten stehen in Kienbaum auch die Straßen-Radsportler, die von Stefan Schumacher, dem derzeit Dritten in der Gesamtwertung der Tour de France, und Zeitfahr-Weltmeisterin Hanka Kupfernagel angeführt werden. Im Rudern müssen noch mehrere Bootsklassen, so auch der umformierte Achter, nominiert werden. Die Aufgebote der stets medaillenträchtigen Reiter mit Meredith Michaels-Beerbaum und Ludger Beerbaum an der Spitze werden gleichfalls in Kienbaum nominiert und am Dienstag der Öffentlichkeit präsentiert.

Unstrittig sind die Aufgebote in den Mannschaftssportarten. Im Frauen-Fußball, im Handball, Hockey (jeweils Männer und Frauen) sowie im Volleyball und Wasserball (jeweils nur Männer) haben die Verantwortlichen zum Teil erweiterte Kader beim DOSB eingereicht, die weiter reduziert werden, je näher das sportliche Top-Ereignis heran rückt. Die Basketballer um Dirk Nowitzki wollen sich erst in dieser Woche in Athen für die Spiele qualifizieren.

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