Deutsche Basketball-Meisterschaft:Drama in Rot und Weiß

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Bamberg jubelt über den ersten Heimsieg im Finale um die Deutsche Meisterschaft. Quakenbrück muss sich knapp geschlagen geben und hofft auf das vierte Spiel zu Hause.

Lars Spannagel, Bamberg

Diese Finalserie ist zermürbend, nicht nur für die Spieler. Bambergs Trainer Dirk Bauermann hatten die umkämpften 40 Minuten großflächige Schwitzflecken auf sein tiefschwarzes T-Shirt gezaubert. Wie schon in den ersten beiden Spielen mussten die Fans der Artland Dragons aus Quakenbrück und der BroseBaskets Bamberg bis zur letzten Sekunde zittern. Im dritten Spiel der Finalserie um die Deutsche Basketballmeisterschaft erkämpfte sich Bamberg einen 62:59 Heimsieg gegen die Dragons und liegt nun mit 2:1 in Führung. Ein weiterer Erfolg am Dienstag in Quakenbrück würde Bamberg zum Meister machen.

Das Spiel war so, wie die ersten beiden Begegnungen der beiden Mannschaften: eng, hart und verbissen. Jede Aktion riss einen Teil des Publikums auf die Füße, entweder den weißen, oder den roten. Die Weißen, das waren die rund 1400 Quakenbrücker, deren Flotte von Reisebussen einen Großteil des Parkplatzes vor der Jako-Arena in Bamberg einnahm. Jeden Korb der Heimmannschaft bejubelten die roten Bamberger Fans, die den ersten Heimsieg in dieser Finalserie erleben wollten. Angetreten waren sie mit einer mächtigen Band: zehn Pauken, ebenso viele Trompeten und ein stattliches Blechbläserensemble, das schon 45 Minuten vor Spielbeginn zu ohrenbetäubender Lautstärke angehoben hatte.

Quakenbrück musste erneut auf Spielmacher Filiberto Rivera verzichten, auf Bamberger Seite fehlte weiterhin Center Chris Ensminger. Der hatte hinter der Bank seiner Mannschaft Platz genommen, von dort kommentierte er jede Schiedsrichterentscheidung brüllend und wild gestikulierend - was aber im allgemeinen Krach unterging. Viel zu kritisieren hatte Ensminger eigentlich nicht, die drei Schiedsrichter hatten das hart geführte Spiel gut im Griff. Keine der beiden Mannschaften konnte sich absetzen, mit 14:14 ging es in die erste Pause.

Die Kunst der Zonenverteidigung

Beide Trainer stellten zu Beginn des zweiten Spielabschnitts auf Zonenverteidigung um, eine der vielen taktischen Varianten, die die beiden Teams in der Finalserie gezeigt hatten. Bamberg kam damit besser zurecht, zwei Körbe vom 18-jährigen Centertalent Tim Ohlbrecht und ein Dreipunktewurf von Nationalspieler Steffen Hamann brachten die Gastgeber mit 21:15 in Front. Einen Dreier von Tim Begley und einen Korbleger von Casey Jacobsen später sah sich Quakenbrücks Trainer Chris Fleming beim Stand von 26:19 für Bamberg gezwungen, eine Auszeit zu nehmen. Er wollte seine Mannschaft neu auf die Zonenverteidigung der Bamberger einstellen. Bambergs Trainer Dirk Bauermann reagierte so, wie gute Trainer das tun: Bamberg kehrte zur Manndeckung zurück.

Während die Gastgeber weiter trafen, versuchten sich die Artland Dragons erfolglos in Einzelaktionen. "In dieser Phase sind wir kurz in Panik geraten und haben einige Angriffe ohne Grund schlecht abgeschlossen", sagte Chris Fleming nach dem Spiel, "diese Angriffe haben uns am Ende gefehlt." Als Center Darius Hall knapp vier Minuten vor der Halbzeit mit seinem dritten Foul auf die Bank musste und Quakenbrück 19:28 zurücklag, jubelten die in Rot gekleideten Zuschauer, die Band blies und paukte, was Lunge und Bizeps hergaben. Vor allem Bryan Bailey, bester Werfer der Quakenbrücker im zweiten Spiel, war zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt nicht ins Spiel gekommen. Mit der Sirene zur Halbzeitpause traf Steffen Hamann zum 35:27. Die Bamberger Verteidigung hatte in den ersten beiden Vierteln nur neun Treffer aus dem Feld zugelassen.

Quakenbrück kam aggressiv aus der Pause. Zu aggressiv. Bryan Bailey foulte Steffen Hamann beim Ballvortrag und ließ sich danach zu einem technischen Foul hinreißen. Damit waren zwei Quakenbrücker Schlüsselspieler mit drei Fouls belastet, Darius Hall saß immer noch auf der Bank. Artland versuchte jetzt, weniger von Außen zu werfen und mehr zum Korb zu ziehen, um wenigstens Freiwürfe zu bekommen. Das gelang - aber Malick Badiane, Chad Prewitt und der zurückgekehrte Darius Hall vergaben sechsmal in Folge von der Linie. Aber auch die Bamberger trafen nicht mehr. Und so schmolz ihre Führung auf einen Punkt, ehe erneut Steffen Hamann mit einem Dreier in letzter Sekunde zum Stand von 51:47 vor dem letzten Viertel traf.

"Sie werden mit allem kommen, was sie haben"

Alle Zuschauer, weiß wie rot, erhoben sich zum Beginn der letzten zehn Minuten von ihren Plätzen. Bamberg verließ für ein paar Minuten die Konzentration: Erst konnte sich Darius Hall mehrmals den Rebound unter dem Bamberger Korb erkämpfen, dann warf Steffen Hamann den Ball leichtfertig ins Aus. Schließlich verschlief die Mannschaft, dass die 24-Sekunden-Uhr ablief. Nach einem weiteren Fehlpass holte Dirk Bauermann den ansonsten starken Hamann auf die Bank. Doch Bamberg fing sich: Fünf Punkte in Folge brachten die Gastgeber gut dreieinhalb Minuten vor Spielende wieder 58:52 in Front.

32 Sekunden vor Schluss hieß es 60:56, als der Quakenbrücker Adam Hess gefoult wurde und an die Freiwurflinie ging. Hess traf nur einen seiner beiden Versuche - jetzt versuchte Artland bei drei Punkten Rückstand, die Spieluhr durch Fouls anzuhalten. Als Darren Fenn zwei Freiwürfe für Bamberg vergab, waren noch dreizehn Sekunden zu spielen. Lamont McIntosh konnte seinerseits mit zwei Freiwürfen noch einmal auf einen Punkt verkürzen.

Fünf Sekunden vor Schluss erhöhte Casey Jacobsen für Bamberg auf 62:59, ehe McIntosh der Ball auf dem Weg zum rettenden Dreipunktewurf aus den Händen glitt. Die roten Zuschauer tobten, die weißen schlichen betrübt aus der Halle, der sechsstündigen Busfahrt ins ferne Artland entgegen. Pünktlich zum vierten Spiel am Dienstag wird ganz Quakenbrück aber wieder Kopf stehen. "Wir wissen genau, wie schwierig diese Aufgabe wird", sagte Dirk Bauermann sichtlich erschöpft, "sie werden mit allem kommen, was sie haben."

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