Deutsche Basketball-Liga:Ein Baustein mit IQ

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Während der FC Bayern noch seine erfolgreiche Titelverteidigung feiert, meldet der Rivale Brose Bamberg bereits den ersten namhaften Zugang.

Von Joachim Mölter

Die Basketball-Saison 2018/19 ist seit dem neuerlichen Titelgewinn des FC Bayern München am Sonntag beendet, das heißt aber nicht, dass die Vorbereitung auf die Saison 2019/20 erst jetzt beginnt. Die meisten Klubs arbeiten längst an ihren neuen Kadern, bislang sind freilich vor allem Trennungen bekannt geworden. So hat zum Beispiel Brose Bamberg schon ein halbes Dutzend Profis verabschiedet, nachdem die Mannschaft frühzeitig aus den Playoffs ausgeschieden war: Bei Ricky Hickman und Nikos Zisis liefen die Verträge aus, bei Patrick Heckmann, Augustine Rubit, Arnoldas Kulboka und zuletzt Cliff Alexander wurden sie aufgelöst. Am Dienstag verkündeten die Oberfranken nun ihren ersten Zugang auf Spielerseite: Christian Sengfelder hat einen bis Ende Juni 2022 gültigen Vertrag unterzeichnet.

Dass sie den Power Forward aus Braunschweig nach Bamberg locken konnten, sehen die Verantwortlichen beim neunmaligen Meister als Beleg, trotz der jüngsten Turbulenzen und Schwächephasen nach wie vor ein attraktiver Standort zu sein. Zumindest versicherten das der neue Sportdirektor Leo De Rycke und der neue Trainer Rael Moors am Montag bei einem Fantalk, mit dem sie quasi die neue Saison eröffneten. Die aus Antwerpen gekommenen Belgier sollen den Umbruch bewerkstelligen, den Brose sich vorgenommen hat. "Wir suchen vor allem junge Spieler", erklärte Moors. Der 24 Jahre alte Sengfelder passt da prima ins Beuteschema. "Die Verpflichtung von Chris ist der erste Baustein für unsere neue Identität", sagte De Rycke.

Der in Leverkusen geborene Sengfelder war erst im vorigen Sommer nach vier Jahren am College in den USA nach Deutschland zurückgekehrt, zu den Braunschweiger Löwen. In der Bundesliga hatte er mit durchschnittlich 11,3 Punkten und 5,9 Rebounds auf sich aufmerksam gemacht. Bundestrainer Henrik Rödl berief ihn im Februar erstmals in die Nationalmannschaft, spätestens da war der 2,03-Meter-Mann dann einem größeren Fachpublikum bekannt. "Er wurde von vielen deutschen Topklubs umworben, da es wenige Spielertypen wie ihn gibt, die so vielseitig einsetzbar sind und zudem einen enorm hohen Basketball-IQ besitzen", ließ De Rycke wissen: "Zudem geht er immer dahin, wo es wehtut."

Selbst vor dem übermächtigen FC Bayern München schreckte Sengfelder nicht zurück, als er es in der ersten Playoff-Runde mit dem zu tun bekam. Da lief der Liganeuling zu Höchstform auf, im Heimspiel der Löwen stellte er mit 28 Punkten sogar seinen Bundesliga-Bestwert auf; unter anderem verwandelte er dabei vier Dreier. Für ein unwiderstehliches Angebot des FC Bayern reichte das trotzdem nicht, der Meister hat in der nächsten Saison hohe Ziele - und der Sprung in die Euroleague scheint für Sengfelder aktuell zu groß zu sein. "Ich bin sicher, dass ich hier meinen nächsten Schritt gehen kann", wird er selbst zitiert in der Bamberger Mitteilung: "Auch, da es mit Stefan Weissenböck einen der besten Individualtrainer Europas gibt, mit dem ich täglich arbeiten werde."

Beim FC Bayern feiern sie derweil noch die Titelverteidigung; am Dienstagabend lud der Klub seine Fans zum Fest auf den Nockherberg. Mit der Bekanntgabe neuer Vertragsabschlüsse wird aber in Kürze gerechnet. Als erster Zugang wird seit Wochen der treffsichere Guard T. J. Bray vom Halbfinal-Gegner Rasta Vechta gehandelt; zudem scheint die Verlängerung des auslaufenden Kontrakts von Nihad Djedovic nur Formsache zu sein. Der als "wertvollster Spieler der Finalserie" gegen Alba Berlin ausgezeichnete Bosnier mit deutschem Pass hatte bereits am Sonntag sein Treuebekenntnis zu München wiederholt, der Stadt, in der er seine Kindheit verbracht hat und eingeschult worden ist: "Ich habe immer gesagt, dass das mein Zuhause ist." Im Gegenzug hatte Geschäftsführer Marko Pesic erklärt: "Wir sind immer gut damit gefahren, wenn wir den MVP der Finalserie gehalten haben." Am Dienstagabend präzisierte Pesic: "Wenn er will, kann er seine Karriere in München beenden.

Er muss es nur sagen." Im vorigen Jahr hatte sich Danilo Barthel die MVP-Auszeichnung verdient samt eines neuen Vertrages - er war in dieser Saison erneut ein Stütze. Djedovic ist der Rekordspieler der Münchner mit 215 Bundesliga-Einsätzen und 2587 Punkten (12,0 im Schnitt). Braydon Hobbs, 30, dagegen dürfte Bayern wohl verlassen. "Wenn er mich um einen Rat fragen würde", sagte Pesic, "würde ich ihm sagen, er solle irgendwohin gehen, wo er spielen und sich austoben kann." Dem Vernehmen nach könnte Oldenburg eine Option für Hobbs sein. Für Routinier Alex King hatte Pesic auch eine Botschaft, indes eine ohne Hintertür: "Der muss bleiben", sagte er zur Zukunft des 34-Jährigen.

© SZ vom 26.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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