Der Stuttgarter Mario Gomez:E.T., der Kopfballstarke

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Die Komplimente für den Stuttgarter Mario Gomez, gerade mal 21 Jahre alt, häufen sich - für Mittwoch erhofft er sich sein Debüt in der Nationalelf.

Ulrich Hartmann

Man hat das watschelnde Monster E.T. aus dem gleichnamigen Kinofilm nicht als ausgesprochen athletisch in Erinnerung, weshalb es etwas absurd anmutete, als der Stuttgarter Fußballspieler Ludovic Magnin am Sonntagabend ein besonders starkes Kompliment für seinen stürmenden Mannschaftskollegen Mario Gomez aussprach. Magnin schwärmte von der Kopfballstärke, der Beidfüßigkeit und der Schnelligkeit seines 21-jährigen Teamkameraden und sagte nach dem 1:0-Sieg des VfB Stuttgart bei Borussia Dortmund über den Torschützen Gomez tatsächlich: ,,Er ist wie E.T. - er ist ein Außerirdischer!''

Es gibt tausend Dinge, die den Fußballer Mario Gomez und E.T. voneinander unterscheiden, und da sind die Athletik und die Kopfballstärke nicht einmal auf den vorderen Positionen. Das Kinowesen war Anfang der Achtziger ja versehentlich auf dem Planeten Erde vergessen worden und fern der Heimat tieftraurig. Auch das ist bei Gomez anders.

Der 1,89 Meter große Schlacks weilt diese Woche nicht daheim im Schwäbischen, sondern im fernen Rheinischen, weshalb er am Sonntagabend von Dortmund aus gar nicht mehr mit den Teamkollegen gen Stuttgart gefahren ist, sondern gleich nach Düsseldorf zur Nationalmannschaft, zu deren Kreis er in diesen Tagen zum ersten Mal gehören darf. Dieses erhebende Gefühl ist nach den jüngsten Stuttgarter Siege daheim gegen Bielefeld und in Dortmund eine solch intensive Glückserfahrung für den jungen Fußballer, dass er glatt behauptet: ,,Das ist die schönste Woche in meinem Leben!''

,,Ich will spielen!''

Am vergangenen Dienstag beim 3:2 gegen Bielefeld hat er zwei Tore geschossen, am Sonntagabend dann das entscheidende zum 1:0 in Dortmund. Jetzt hat Gomez schon elf Tore geschossen in dieser Saison und damit an der Spitze der Liga-Rangliste genauso viele Treffer wie der Berliner Marko Pantelic und der Bremer Miroslav Klose.

Der Siegtreffer in Dortmund war sein insgesamt 17. Tor im 58. Bundesligaspiel. In der vergangenen Saison hat er in 30 Einsätzen sechs Treffer erzielt, in dieser Saison hat er seine Quote bereits deutlich gesteigert. Der Sohn eines Spaniers und einer Deutschen hatte sich bereits im Jugendalter für einen Einsatz im Nachwuchsteam des Deutschen Fußballbunds (DFB) entschieden, und dass Bundestrainer Joachim Löw ihn irgendwann in die A-Mannschaft holen würde, war eigentlich klar. Am Sonntag hat sich Löw in Dortmund noch einmal davon überzeugt, dass er mit Gomez die richtige Wahl getroffen hat, aber es ist trotzdem eher nicht davon auszugehen, dass Gomez am Mittwoch in Düsseldorf gegen die Schweiz von Beginn an spielt.

,,Ich lass mich überraschen'', sagt Gomez. Gewisse Erwartungen hat er aber schon. ,,Ich will spielen!'', hat er mit einem Grinsen gesagt, dabei ist Gomez ein introvertierter Typ, der über sich selbst erzählt, dass er beim Filmeschauen daheim auf dem Sofa unweigerlich einschläft, ,,egal wie spannend der Film ist''.

In etwa dieser Verfassung würden sich die Verteidiger der Bundesliga den Gegenspieler Gomez einmal wünschen, aber diesen Gefallen hat er ihnen in dieser Saison selten getan. Gomez ist im schwäbischen Riedlingen geboren und hat beim SV Unlingen die ersten Bälle getreten. 2001 wechselte er zum VfB Stuttgart und hat seither rund 50 Mal in den diversen Nachwuchs-Nationalmannschaften des DFB gespielt. Von Felix Magath ist er in der Saison 2003/04 erstmals in die VfB-Profimannschaft geholt worden. Sein Vertrag in Stuttgart läuft bis 2011.

Gomez ist vor dem Tor universell erfolgreich. Sieben Mal hat er in dieser Saison mit Rechts getroffen, ein Mal mit Links und am Sonntag in Dortmund zum dritten Mal mit dem Kopf. Acht seiner elf Tore bedeuteten für den VfB die wichtige 1:0-Führung. Die Flanke zum jüngsten Saisontreffer hat ihm am Sonntag in der 59. Minute Ludovic Magnin in den Strafraum geschlagen, jener Schweizer Nationalverteidiger, auf den Gomez am Mittwochabend in Düsseldorf treffen könnte, um ihm mit dem Ball zu zeigen, was er von dem E.T.-Vergleich hält.

Gerne auch mit Heidi Klum

Mario Gomez ist mit Leib und Seele Fußballer. Für Hobbys bleibt kaum Zeit. Er sagt, dass er im Fernsehen am liebsten die Castingshow ,,Germanys next Topmodel'' ansieht, und dass er mit deren Moderatorin Heidi Klum gerne mal Essen gehen würde.

Er muss also ziemlich gelitten haben am Sonntag in der Halbzeit, denn während der Stuttgarter Trainer Armin Veh seine Spieler in der Kabine auf die zweite Spielhälfte einschwor, watschelten draußen die jungen Mädchen der nächsten Klum-Sendung über die Mittellinie der Fußballarena. Unter der Aufsicht ihrer Modelmutter Heidi mussten sie vor 63000 Zuschauern und beinahe nackt wie auf dem Laufsteg über den Rasen wackeln. Das hatte aber wirklich was von E.T.

© SZ vom 6.2.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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