Der Live-Ticker:Wo ist Klöden? Wir gucken Landis!

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Was für ein Rennen! Floyd Landis fährt die Etappe seines Lebens, will wieder ins gelbe Leiberl - und das nach dem gestrigen Desaster. Es wird spannend, wir sind dabei. Wie immer. Ein Ausfluss reinster Herzen.

17.19 Uhr: Andreas Klöden hat 2:29 Minuten Rückstand auf das Gelbe Trikot. "Der kommt nicht einmal aufs Podest, wird undankbarer Vierter", sagt der 2. Chef. Das stimmt wohl.

(Foto: Grafik: SZ)

Favorit auf den Toursieg nun: Floyd Landis, der beste Zeitfahrer unter den Favoriten. Un-glaub-lich! Nach dem Einbruch gestern.

Morgen passiert wohl nicht so viel im Klassement, der Sieg dieser unglaublichen Tour de France 2006 wird am Samstag im Zeitfahren entschieden.

Das war's für heute. Erstmal durchatmen.

17.11 Uhr: Zur Tragik gehört Fallhöhe! Oder eben der unerwartete Aufstieg. Landis ist so ein Tragiker: Gestern abegschmiert und aufgegeben - gedemütigt. Heute rast er allen davon - und strotzt vor Adrenalin noch im Ziel. Seine Leistung heute ist ebenso unfassbar wie sein Zusammenbruch gestern. Klöden? Die große Frage: Taktik, Kräfte? Er schmiegte sich an Pereiro in Gelb, das war einerseits klug. Andereseits wurde vorne das Gelb empfindlich angegriffen. Pereiro bleibt in Gelb, 13 Sekunden vor Sastre. Sastre knapp vor Landis, gestern wäre es peinlich gewesen. Heute erstaunlich. Klöden nun Achter. Eine enge Tour ist es, sie können alle noch gewinnen - oder verlieren.

17.06 Uhr: Lieblings-Rolf meint: "Nicht überlegen bei der Abfahrt! Nur konzentriert bleiben!" So hat's Landis gemacht. Ist als Erster unten, geht nochmal aus dem Sattel und nach knapp fünfeinhalb Stunden zuhause - eine wütende Jubelgeste. Pures Adrenalin.

17 Uhr: "Die spannendste Tour seit 15 Jahren", sagt unser Lieblings-Rolf. Klöden klebt an Pereiro. Sastre ist auch oben, fünf Minuten nach Landis. Das Hauptfeld hat knapp sieben Minuten Verspätung - Landis ist wieder im Geschäft!

Die Abfahrt: Platt wie Flundern müssen die Kameraden nun nicht nur runterkommen, sondern auch noch irgendwie Zeit gut machen - kein Spaß, das!

16.53 Uhr: Das ZDF fragt, wie Landis diese Kräfte über Nacht erlangt hat. Wir antworten kollektiv: "Tja." Man glaubt ja an gar nix mehr. Schade eigentlich.

Klöden bleibt dran an gelb. "Und dann auf der Abfahrt mal angreifen!" Sie erraten es: unsere Abteilung Attacke, Mr. Sports.

Landis ist oben, hat's geschafft, muss "nur" noch runter nach Morzine. Und die Uhr läuft. Als brillanter Zeitfahrer hat er nun tatsächlich noch Chancen auf einen Sieg in Paris.

Rasmussen und Mentschov fallen zurück. Dessel, dieser Überraschungsfahrer ist noch bei Klöden und Pereiro dran - auch das eine unglaubliche Geschichte.

16.46 Uhr: Cunego geht ab, Konkurrent Fothen muss um sein weißes Trikot bangen. Aber Klöden ist wieder dran! Großer Kämpfer, besitzt Quäler-Qualitäten.

Perreiro ist stark. Bislang ohne Schwäche. Aber Sastre hat schon anderthalb Minuten auf das Feld. Liegt 1,50 Minuten im Gesamtklassement hinter dem gelben Trikot - was für eine Spannung!

16.42 Uhr: Jetzt sehen wir Klöden. Er fällt zurück. Das gelbe Trikot zischt an ihm vorbei. "Irgendwie sehen alle anderen aus seinem Team fitter aus", meint der Freie. Er hat ja so recht. Aber Klöden kämpft, schafft aber nicht mehr den Anschluss an Pereiro. "Nimm's nicht so hart, Kollege", tröstet der Freie den Sport-Mann. Der sagt gar nichts mehr, resigniert.

16.38 Uhr: "Sastre weg, Landis weg - und was ist mit Klöden?" Mr. Sports ist sauer, enttäuscht, würde gern mal "einen auspacken". Noch fünf Kilometer bis nach oben. Und dann noch zehn Kilometer Abfahrt runter nach Morzine.

Sastre ist der Mann der Stunde. Wird wohl in Gelb fahren. Ist kein ganz schlechter Zeitfahrer. Wo ist Klöden. T-Mobile führt mit drei Fahrern das Feld an. Aber Sastres Vorsprung wächst. Weia!

16.29 Uhr: Noch zehn Kilometer bis zum Gipfel für die Fahrer im Hauptfeld. Jetzt muss was passieren, jetzt kann sich die Tour entscheiden! "Der soll mal in die Gänge Kommen", meckert unser freier Mitarbeiter und meint Klöden. Er hockt dabei ziemlich gemütlich in seinem Bürosessel.

Moreau und Evans lösen sich vom Peloton. Letzterer könnte Klöden gefährlich werden. "Der spart sich doch Kräfte für die Sachsen-Rundfahrt." Es wird etwas zynisch jetzt, zugegeben.

Derweil lästern die anderen über Stuttgart. Und das nur, weil das ZDF oben unbedingt "die Stimmung auf dem Gipfel einfangen" muss. Und da steht natürlich ein mutmaßlicher Schwabe mit Megafon und nervt. "Ganz Deutschland kommt aus Stuttgart", folgert Mr. Culture. "Und das ist ein Teil des deutschen Problems", meint ein anderer.

Landis wieder im Bild. "Dieser Mann ist eine radfahrende Dusche." Richtig, der Kollege mit der Sportlerfamilie. Landis beträufelt sich wie eine Gießkanne. Führt aber immer noch deutlich.

16.25 Uhr: Landis tropft. Schwitzt wie Hölle. "Der nudelt wieder ab", erkennt unser Mann aus der Sportlerfamilie. Was ist eigentlich mit Klöden? Das Feld nur noch sechs Minuten zurück - Landis wird wohl das gelbe Hemd nicht anziehen dürfen, das Feld wird aufrücken. Aber dennoch wird es sein Tag sein, keine Frage.

16.21 Uhr: Landis geht aus dem Sattel, die Frequenz sinkt, sagt unser Lieblings-Rolf, der Aldag. Hängt aber trotzdem den Sinkewitz ab. Nicht zu fassen, dieser Landis. Was hat der denn gefrühstückt? Am Vorabend gab's ja ein Bierchen. Tolles Getränk, dieses Bier!

16.13 Uhr: Jetzt: Geschichten aus Amerika, St.Louis. Es geht um Tennis. Komisch, was? Sie haben recht: Mr. Culture spricht. Hat die amerikanísche Volleyballmannschaft geschlagen. Na gut, das Damen-Team. Okay, auch nicht ganz alleine. Aber immerhin. Er kommt nämlich aus einer Sportlerfamilie.

Es geht weiter: Eiserner Vorhang. Piotr, der Pole, sagt beim Matchball: "Let's do it for europe!" Wir schreiben das Jahr - "sag' ich nicht", sagt er. Um dann doch mit der Wahrheit rauszurücken: 86. Großes Kino. Kriegt immer noch 'ne Gänsehaut, sagt er. Man stelle sich das vor: Gegen Amerika! Mit den Polen! Matchball! Für Europa!

Wie sind wir da jetzt wieder hingekommen? Volleyball? Tennis? Geht's nicht um die Tour? Klar, es geht. "Was treibt die eigentlich an?", fragt die Kultur und meint damit weder Polen, Europäer noch Amerikanerinnen. Sondern diese unglaublichen Radfahrer, die in diesem wahnwitzigen Tempo durch die Landschaft rauschen. Noch 22 Kilometer bis ins Glück. Heissa, das wird ein heißer Tanz!

16.07 Uhr: Na endlich, die Emotionen kochen hoch - zumindest bei uns im Büro. "Was hab' ich gesagt? Der Klöden muss mit dem Landis mit! Von wegen: Das ist noch zu früh. Ihr seid mir ein paar Radsport-Kenner!" Mr. Sports ist wieder groß in Fahrt. Wir bleiben dabei: Das Feld samt Klöden kommt schon noch. Irgendwann muss dieser Landis doch mal müde werden. Sagt ja auch Rolf Aldag, der ZDF-Experte.

15.46 Uhr: Und wie das jetzt spannend wird! Landis, dieser erstaunliche Mensch, hat mehr als acht Minuten Vorsprung auf das Peloton! Und fährt damit im so genannten virtuellen gelben Trikot! Und das gerade mal 24 Stunden nach dem wohl schlimmsten Tag in seiner Karriere. Eine geradezu unfassbarer Parforceritt des Amerikaners. Nur T-Mobile-Fahrer Sinkewitz hält mit. Wie so was geht? Tja, keine Ahnung.

Komisch nur, dass sich im Hauptfeld noch nichts tut. Es ist schließlich die letzte Bergetappe. Wahrscheinlich werden wir gleich beim Einstieg in den letzten Berg hinauf auf den Joux-Plane so einiges zu sehen bekommen.

14.09 Uhr: Jetzt geht's bergab. Solofahrer Landis holt sogar noch in der Abfahrt auf. Ist noch knapp zwei Minuten hinter der Spitze. Das große Feld hat den Rückstand etwas verkürzt, ist noch sechs Minuten zurück.

Eine wilde Abfahrt, mal wieder. Die Motorradkamera versucht den Tacho ins Wackelbild zu bekommen: 80 km/h. Auch jetzt wollen wir dann lieber doch nicht tauschen mit den Burschen.

Kurze Pause. Wir sind wieder da, wenn's spannend wird. Und dann gibt's da ja noch den Live-Ticker...

13.57 Uhr: Die Ausreißer sprinten oben am Col des Saisies um Bergpunkte. Landis ist nur einen Kilometer entfernt - ein irrer Ritt des Amerikaners. Hat dem Feld schon mehr als drei Minuten abgenommen. Schüttet sich literweise Wasser auf den Helm. Würden wir hier am liebsten auch machen. Auch ohne Helm.

"Wahrscheinlich ist das nur der Armstrong im Trikot vom Landis", mutmaßt unser Freier. Und wird prompt philosophisch: "Ich finde, Tour de France hat was Entspannendes. Nicht so wie bei der Nationalmannschaft, wo man ständig nen Herzkaspar bekommt." Dann geht er wieder rüber in den News Room, zum Nahost-Konflikt.

Mr. Sports erzählt von früher, von den harten Studienzeiten: "Mit dem transportablen Fernseher ins Freibad, bisschen Ulle geguckt, wieder ins Wasser, Bierchen, noch mal Ulle am Berg, Karten gespielt - und abends ins Fußballtraining." Das sind Karrieren, Damen und Herren. Menschen, Studis, Sensationen!

13.50 Uhr: Vor Floyd Landis können wir schon jetzt unseren Hut ziehen. Mr. Sports ist begeistert: "Der war gestern kaputt, absolut fertig. Und heute fährt der los und greift schon wieder an. Un-glaub-lich!" Der engagierte Antritt führt zu einem interessanten Rennverlauf.

Aus der Spitzengruppe müssen die ersten Fahrer abreißen lassen, unter anderem Christophe Moreau.

Im Feld ist ein wenig Ruhe eingekehrt. Aber schon zu Beginn ist klar: Das wird eine ganz spannende Etappe. Der Nachrichtenmann kommt herein und fragt: "Der Landis ist doch im Gelben Trikot, oder?" Hm. Da hat er wohl gestern Urlaub gemacht.

Nun ist auch Mr. Culture wieder da. Geht aber gleich wieder. So isser halt.

13.43 Uhr: Landis greift weiter an und hat sich abgesetzt. Klöden und Sastre wurde das zu viel, sie lassen sich wieder zurückfallen. "Nein", ruft Mr. Sports. "Weiter angreifen!" Naja, Sie wissen, der Mann kommt vom Fußball.

Mr. Culture ist aufgeregt. Er muss in eine Sitzung, obwohl er lieber die Etappe verfolgen würde. Und von Pelotons und den Ardennen erzählen.

Ganz vorne ist im Moment eine Gruppe aus elf Fahrern. Mit dabei: Sinkewitz vom Team T-Mobile. Diese Gruppe wird nun gejagt von Floyd Landis, der nur noch 4:50 Minuten Rückstand hat. Das Feld folgt mit 6:20 Minuten Differenz zur Spitzengruppe. Es bleibt spannend.

13.35 Uhr: Dieser Landis! Haut gleich am ersten Berg einen raus - und wie! Hat er ja gestern versprochen. Beim Bier mit den Kollegen hat er sich entschuldigt für seinen Einbruch und versprochen, bei der letzten Alpen-Etappe alles zu geben. Das tut er gleich zu Beginn.

Aber: Andreas Klöden bleibt dran. So gut es geht eben. Auch Sastre, der Zweite im Gesamtklassement, ist mit dabei. Nicht mithalten kann dagegen Pereiro, der Träger des gelben Trikots.

Hossa, was für ein Auftakt!

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