Der FC Bayern in Moskau:Auf ganz neuem Grund

Lesezeit: 2 min

Ohne Daunenjacken: Die Bayern freuen sich über den Wetterbericht aus Moskau - dafür bereitet ihnen der Kunstrasen Sorgen

Markus Schäflein

Ein Fußballprofi lernt nie aus. Der Franzose Willy Sagnol ist 29 Jahre alt, seit sechs Jahren beim FC Bayern angestellt, und jetzt hat er mal wieder ein neues deutsches Wort gelernt. ,,Es wird schwer in Moskau'', sagte Sagnol, ,,mit diesem'' - dann machte er eine längere Pause und überlegte - ,,Kuunstraasen''. Erstmals tritt der FCBayern München zu einem internationalen Punktspiel auf künstlichem Untergrund an, am Mittwoch bei Spartak (18.30Uhr). Um sich darauf einzustellen, übten die Bayern in dieser Woche hinter dem Jugendhaus auf ihrem Kunstrasenplatz. Nicht nur für den Franzosen war es ,,das erste Mal'' und ,,ein bisschen komisch''.

Dass der Platz nicht in erster Linie für die Profimannschaft gedacht ist, sondern gewöhnlich für die Jugendteams, verrät schon die Hinweistafel am Rand: ,,1.) Anlage unbedingt nur mit sauberen Schuhen betreten. 2.) Kaugummi und Zigaretten strengstens verboten. 3.) Verunreinigungen jeglicher Art sind zu unterlassen. 4.) Bei Schneefall Bespielung nur nach Absprache. gez. Vorstand FC Bayern München AG.''

Ohne Kaugummis und Zigaretten, dafür mit Noppen- statt Stollenschuhen kamen die Bayern am Montagnachmittag auf den Platz. Von der Idee, in Österreich im Stadion des Partnerklubs Red Bull Salzburg zu trainieren, hatten die Bayern wieder Abstand genommen. Einen Belag wie in Moskau gibt es nur in Duisburg, der Platz ist dort aber nur so groß wie ein Tennisfeld. Also zogen sich die Bayern ins hinterste Eck ihrer eigenen Anlage zurück. Trainer Felix Magath ließ Passspiel im Kreis üben - den Spielern entwischte der eine oder andere Fluch.

,,Die Bälle werden schneller'', erklärte Magath, ,,man darf weniger in den Raum, muss mehr in den Fuß spielen.'' Gemeinhin wird daher behauptet, ein Kunstrasen bevorteile die technisch starken Teams, aber die Bayern hegen daran Zweifel. ,,Wir müssen konzentriert und kompakt bleiben'', meinte Sagnol, ,,Fußball spielen wird ein bisschen schwer werden.'' Mark van Bommel wunderte sich, ,,dass Uefa und Fifa das gut heißen.

Das gefällt mir überhaupt nicht.'' Der ,,Charme des Fußballs'' gehe verloren: ,,Es gehört dazu, das die Bälle mal durchrutschen oder bei Unebenheiten verspringen.'' Zudem seien die Bewegungsabläufe ,,für den Körper nicht gut''. Und auch Hasan Salihamidzic klagte: ,,Der Ball geht viel mehr ab, ich hoffe, der Belag in Moskau ist nicht so schnell wie unserer hier.'' Auf den Hinweis, der im Luschniki-Stadion verlegte Kunstrasen gelte als der schnellste der Welt, antwortete er: ,,Das kann ich mir gar nicht vorstellen, dass der noch schneller ist.'' Am Dienstagabend werden die Bayern ihn beim Abschlusstraining kennen lernen.

Nicht ganz so kalt

Salihamidzic wird voraussichtlich auf der linken Seite der Viererkette Philipp Lahm vertreten, den Trainer Magath in Moskau schonen wird. ,,Lahm ist müde. Er fliegt auch nicht mit, sondern soll lieber hier regenerieren, damit er für die nächsten Meisterschaftsspiele wieder voll bei Kräften ist'', sagte Magath. Er kann es sich aufgrund des Vorsprungs leisten, in der Champions League wichtige Spieler zu schonen.

Auch wenn sich die Bayern eine frühzeitige Entscheidung wünschen. ,,Der erste Platz ist wertvoll, dann spielt man in der nächsten Runde zuerst auswärts'', sagte Salihamidzic, ,,und es wäre schön, das Heimspiel gegen Inter Mailand ohne Druck zu haben.'' Dazu müssten die Bayern in Moskau gewinnen. Immerhin wird es nicht so kalt wie bei ihrer Reise dorthin vor fünf Jahren, die Sagnol und Salihamidzic auch schon erlebt haben. Damals fand das Abschlusstraining bei minus 21 Grad statt.

In der Mannschaftskabine hing am Montag ein Zettel mit den aktuellen Temperaturen aus Moskau. ,,Da steht, es hat ein bis zwei Grad'', berichtete Salihamidzic, ,,da braucht man wenigstens keine Daunenjacke.'' Sondern nur Noppenschuhe.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: