Der BVB verliert 1:2 -:"Behämmerter Anfang, geiles Finale" 

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14 Tage vor dem Pokalendspiel schenken sich Wolfsburg und Dortmund vorab nichts. Der BVB lernt mal wieder, was er abstellen muss.

Von Stefan Rommel, Wolfsburg

Jürgen Klopp war redselig, das vorerst letzte Mal in einem fremden Bundesligastadion. Nein, der Blick auf die Ergebnisse der Konkurrenz mache die 1:2 (1:1)-Niederlage beim VfL Wolfsburg nicht erträglicher. Dortmunds Widersacher im Kampf um die Europa League hatten fast durchweg verloren, und der BVB-Trainer sagte: "Wenn ich hier mit einem Remis sitzen würde, würde es mir 800 Prozent besser gehen." Es war das letzte Auswärtsspiel der Saison, das ja so etwas wie die Generalprobe für das Pokalfinale in zwei Wochen in Berlin darstellen sollte.

Vorher hatte Klopp schon alle Bedenken aus dem Weg geräumt, seine Mannschaft würde in Anlehnung an Sepp Herberger eine minder wichtige Partie herschenken, um den Gegner dann im entscheidenden Endspiel zu überraschen. Und weil sein Wolfsburger Kollege Dieter Hecking auch auf vollen Einsatz setzte, wurde den 30.000 Zuschauern in der Arena am Mittellandkanal ein sehr vergnügliches Fußballspiel serviert.

Anpfiff, Flanke von links, Tor

Beide Trainer schickten das Beste aufs Feld, das ihre Kader hergaben. Nur der BVB musste kurz vor Spielbeginn noch umstellen, Kapitän Mats Hummels musste das Aufwärmen abbrechen und verzog sich auf die Ersatzbank. Vielleicht hätte er beim ersten Wolfsburger Angriff der Partie geschickter verteidigt als Sokratis und Neven Subotic. Der eine konnte Kevin de Bruynes Flanke von der linken Seite nicht verhindern, der andere verlor Daniel Caligiuri aus den Augen. Wolfsburg führte, da waren gerade einmal 41 Sekunden gespielt. Es war das vierte Mal in dieser Saison, dass der BVB einen Gegentreffer bereits in der ersten Minute hinnehmen musste.

Entscheidung: Naldo (M.) erstochert aus dem Gewühl heraus das 2:1 für den VfL Wolfsburg gegen Borussia Dortmund. (Foto: imago)

Wenigstens erholte sich der BVB schnell vom frühen Schock und startete alsbald eigene gefährliche Angriffe. "Nach unserer behämmerten Anfangsminute haben wir den Gegner gut beschäftigt, wir waren gut im Spiel", sagte Klopp. Der schnelle Ausgleich durch Pierre-Emerick Aubameyangs Elfmetertor war der Beleg für Klopps Sichtweise.

Dem Trainer dürften die bizarren Lücken in der eigenen Rückwärtsbewegung aber auch nicht verborgen geblieben sein. Wolfsburg spielte im Kollektiv stimmiger, die Abläufe in Offensive und Defensive waren sauberer verknüpft. Dortmund konnte sein Pressing ein paar Mal gewinnbringend umsetzen. Überspielte Wolfsburg aber die vordersten Linien, wurde es sofort brandgefährlich für den BVB. Die Gäste begingen Stellungsfehler, sie zeigten Abstimmungsprobleme, die Viererkette war zu langsam. Drei dicke Gelegenheiten durch Bas Dost (18., 30.) und Ivan Perisic (22.) verpassten die Wolfsburger, auf der Gegenseite köpfelte Aubameyang aus wenigen Metern am Tor vorbei (36.).

Nach dem Wechsel überstand die Borussia die erste Spielminute - wurde dann aber doch erwischt. Nach einem Eckball traf Naldo flach ins Tor (49.). Es war das siebte Saisontor des Innenverteidigers. Damit ist er gefährlicher als die Dortmunder Offensivkräfte Kagawa, Mkhitaryan, Kampl, Blaszczykowski, Großkreutz und Jojic zusammen. Allerdings übersah der Schiedsrichter dabei eine klare Abseitsstellung von Timm Klose, der Torhüter Mitchell Langerak die Sicht nahm. Vom zweiten Gegentor erholten sich die Gäste nicht mehr so schnell wie noch in der ersten Halbzeit.

Reus wird eingewechselt und könnte eine Option fürs Finale sein

Wolfsburg diktierte die Partie, und war dem dritten Treffer stets näher als die Borussia dem Ausgleich. "Im Finale schießen wir euch ab!", ließen die Fans den Gegner wissen. Dortmund fand jedenfalls auch nach der Einwechslung von Ciro Immobile als zweite Spitze nicht seinen Rhythmus. Der ebenfalls eingewechselte Marco Reus deutete immerhin an, dass er in Berlin in zwei Wochen eine Option für die Startelf sein könnte. Wenigstens eine kleine positive Erkenntnis für Klopp und seine Mannschaft, die wie so oft in dieser Saison nach einer ordentlichen Leistung ohne Punkte dastand.

Auf der Gegenseite wollte Wölfe-Coach Hecking gar nicht mehr aufhören mit dem Lob für seine Mannschaft: "Es war ein überragender Schlagabtausch, immer mit Zug zum Tor, immer mit hohem Tempo. Wie die Mannschaft wieder 90 Minuten marschiert ist, ist sensationell. Man hat gesehen, dass wir Vizemeister werden wollen. Und wir wollten zu Hause ungeschlagen bleiben, auch das haben wir geschafft."

Jetzt haben beide vor dem Endspiel in Berlin noch je ein kleines Endspiel. Wolfsburg in Köln um Platz zwei, der BVB zu Hause gegen Werder um Platz sieben oder sogar sechs. Erst danach sei Raum für Gedanken an Berlin, sagte Klopp. Nur Dortmunds Trainer selbst hielt sich nicht ganz an die eigene Vorgabe. "Wir stehen in der Tabelle 25 Punkte schlechter da. Doch ich glaube aber nicht, dass wir chancenlos sein werden. Es wird ein geiles Finale."

© SZ vom 17.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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