Der Aufstieg des Lukas Podolski:Ein Prinz als Chef

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Weil Miroslav Klose fehlt, steigt Lukas Podolski in der Nationalmannschaft zum Abteilungsleiter Sturm auf.

Christoph Hickmann

Sie sind ja sehr geschickt beim Deutschen Fußball-Bund, wenn es darum geht, der Presse geeignete Ansprechpartner zu präsentieren. Am Donnerstag konnte man das wieder einmal sehen, da nahmen in der Frankfurter DFB-Zentrale Torsten Frings und Lukas Podolski vor den versammelten Berichterstattern Platz, um ihnen vor dem Abflug zum EM-Qualifikationsspiel der Nationalmannschaft in Prag Rede sowie Antwort zu stehen.

Prinz Poldi (Foto: Foto: dpa)

Frings und Podolski, ein viel gegensätzlicheres Paar hätte man kaum zusammenstellen können - was nichts mit der wallenden Haarpracht des Bremers im Kontrast zum Raspelschnitt auf dem Kopf des ehemaligen Kölners zu tun hatte, sondern schlicht mit den Leistungen, die beide seit dem vergangenen Sommer gezeigt hatten: Der eine, Frings, seit der WM unangefochten das, was man hierzulande gern einen Führungsspieler nennt, beständig stark auch in der folgenden Bundesliga-Hinrunde.

Und der andere? Nach der Begeisterung des Sommers zunächst so holprig bis verzagt in München gestartet, dass die halbe Republik den Wechsel zum FC Bayern im Nachhinein als Einbahnstraße in die fußballerische Verdammnis erkannt zu haben glaubte. Erst unter Ottmar Hitzfeld dann hat sich Podolski nun wieder in Richtung seines alten Spielniveaus gesteigert.

Zunächst also hatte Frings das Wort, der alte Kämpfer durfte die Richtung vorgeben für dem sensiblen Jungstar. Und Frings sprach: "Respekt ja, Angst nein", was zwar einer dieser Sätze ist, die Fußballer gern sagen vor Spielen wie jenem gegen die Tschechen am Samstag. Doch Frings nimmt man solche Sätze durchaus ab, ein wenig vernuschelt kommen sie daher und wirken durch ihre scheinbar gelangweilte Note umso überzeugender.

Von der "breiten Brust" sprach er dann noch, mit der man nach Prag reise, und davon, dass die Mannschaft "heiß" sei. Da konnte Podolski eigentlich schon nicht mehr viel falsch machen.

Kuranyi meldet sich zurück

Im Grundton schloss er sich seinem Vorredner denn auch an, und doch war seine Rolle diesmal eine andere als sonst. Miroslav Klose wird fehlen am Samstag, während der WM stets Podolskis spiritus rector im deutschen Sturm, und einer der Berichterstatter holte deshalb das schöne Wort vom Angriffsführer aus der Fachbegriffs-Schublade.

Der sei ja nun offensichtlich Podolski, worauf die Frage folgte, wie er denn nun umgehen werde mit dieser ungewohnten Rolle. Podolskis Antwort fiel gewohnt einfach aus: "Ich verändere meine Spielweise nicht."

Interessant wird es dennoch anzusehen sein, wie der gerade erst den Ausläufern seiner Krise entronnene Stürmer seinen Part in Prag ausfüllen wird. Man ist es ja gewohnt, ihn in der Nationalelf die Rolle hinter Klose spielen zu sehen, und zuletzt betätigte er sich bei den Bayern auch eher als Vorbereiter aus dem Mittelfeld heraus denn als reiner Stürmer.

Vermutlich wird er am Samstag mit Kevin Kuranyi gemeinsam beginnen, der wiederum eher geeignet ist, in die Rolle Kloses zu schlüpfen. Podolski selbst schien sich eher wenig Gedanken darum zu machen, jedenfalls lieferte er zu seiner Rolle folgende Einschätzung: "Die anderen sind auch gute Stürmer im Sturm." Was sich übersetzen lässt mit: Mir doch egal, wer da nun neben, vor oder hinter mir spielt. Ich bin zurück, und das werde ich euch schon zeigen.

Ungefähr dies erwartet man wohl auch von ihm, jedenfalls hatte sich Bundestrainer Joachim Löw schon recht früh darauf festgelegt, Podolski nach der Sperre für Klose von Beginn an spielen zu lassen. Und Manager Oliver Bierhoff lieferte wie nebenbei gleich noch einmal eine Erklärung für das nachweltmeisterschaftliche Formtief des Stürmers: "Er hatte nicht den besten Trainer für seine Entwicklung", sagte er.

An der Spitze der internen Rangliste

Zwar sprach er den Namen Felix Magath dabei nicht aus, doch waren sofort jene Klagen Podolskis wieder präsent, mit denen er beim FC Bayern die mangelnde Kommunikation mit dem Trainer angezeigt hatte. Und als wolle er wirklich unmissverständlich klarmachen, wen er da gerade kritisiert hatte, fügte Bierhoff hinzu: "Unter Hitzfeld genießt er wieder volle Rückendeckung, und das zahlt sich aus."

Ansonsten wurde nicht mehr allzu viel zurückgeblickt in die jüngere Vergangenheit Podolskis. Es soll nun wieder nach vorn gehen - wobei der Blick in diese Vergangenheit ja auch durchaus Erfreuliches zutage fördern kann: Podolskis sieben Tore in bisher drei Spielen der EM-Qualifikation etwa, womit er nicht nur in der mannschaftsinternen Rangliste unbedrängt an der Spitze liegt, sondern auch sämtliche anderen Torschützen dieser Qualifikation bisher um Längen übertrifft. Die nach ihm Besten haben bisher vier Treffer auf dem Konto.

Natürlich darf man dabei nicht verschweigen, dass Podolski beim 13:0-Sieg gegen San Marino gleich vier seiner sieben Tore erzielte. Derartige Einwände allerdings würde er zur Zeit vermutlich gar nicht erst gelten lassen. Gefragt jedenfalls, ob die Mannschaft gegen die Tschechen besonders motiviert sei, gab er lapidar die Auskunft, dies sei "kein Thema - ob wir jetzt nach Tschechien fahren, nach Zypern oder San Marino". Torsten Frings hätte das sicher gern gehört. Aber der hatte den Raum schon wieder verlassen. Schlimm war das nicht. Lukas Podolski konnte ganz gut für sich allein sprechen.

© SZ vom 23. März 2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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