Degen-Fechten:Erste Medaille für deutsche Fechter

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Sie griffen nach Gold, am Ende blieb ihnen "nur" Silber, aber der Jubel der deutschen Degen-Fechterinnen war trotzdem groß. Claudia Bokel, Imke Duplitzer und Britta Heidemann unterlagen im Finale Titelverteidiger und Weltmeister Russland mit 28:34.

Strahlend fielen sich Imke Duplitzer (Heidenheim), Claudia Bokel (Tauberbischofsheim) und Britta Heidemann (Leverkusen) auf der blauen Fechtbahn um den Hals und ließen sich von den rund 100 deutschen Fans auf den Tribünen feiern.

Zwar musste sich das deutsche Trio im einem spannenden Finale gegen Sydney-Sieger und Weltmeister Russland mit 28:34 geschlagen geben, der Freude und Erleichterung über die erste Medaille in Athen nach der Pleite in den Einzel-Entscheidungen tat dies aber keinen Abbruch. "Mir fallen die ganzen Alpen vom Herzen", gestand Fechter-Präsident Gordon Rapp.

"Im Leben gleicht sich immer alles aus, wir haben dafür den besten Augenblick erwischt", meinte Delegationschef Wilfried Wolfgarten: "Die Mannschaft hat es wirklich verdient. Sie hat sich gegenüber dem Auftakt heute früh um Welten gesteigert."

Erste Medaille im Damen-Degen überhaupt

Für den deutschen Fechterbund (DFeB) war es die erste Olympia-Medaille überhaupt im Damen-Degen, der 1996 in Atlanta als olympische Disziplin eingeführt worden war.

Das letzte Gold für die deutschen Fechter hatten 1992 die Degen-Herren in Barcelona gewonnen. Nach dem "Silber-Coup" von Athen hat der DFeB mit den Florett-Herren am Samstag und den Degen-Herren am Sonntag noch zwei weitere gute Medaillen-Chancen.

Das Finale gegen die favorisierten Russinnen ging wie schon bei der WM 2003 in Havanna verloren, dafür zeigten die deutschen Damen im Halbfinale gegen den späteren Bronzemedaillengewinner Frankreich das Match ihres Lebens.

Nach dramatischem Gefecht drehten Imke Duplitzer, Claudia Bokel und Britta Heidemann das schon verloren geglaubte Duell in letzter Sekunde noch um und gewannen mit 33:32 nach Verlängerung.

Der Jubel im deutschen Lager kannte keine Grenzen mehr, als Imke Duplitzer nach acht Sekunden der Verlängerung der entscheidende Treffer im neunten und letzten Gefecht gegen die Olympiazweite Laura Flessel-Colovic gelang.

Erst zwei Sekunden vor Schluss der normalen "Spielzeit" hatte die Olympia-Fünfte im Einzel zuvor den Ausgleich zum 32:32 geschafft.

"Sie hat einmal gezuckt, sie wollte mir an den Oberschenkel. Dann habe ich ihr das Ding so um die Ohren geschlagen, dass sie gar nicht mehr wusste, wo sie ist", schilderte Imke Duplitzer später den entscheidenden Stich und freute sich über einen rundum gelungenen Tag: "Wir haben verkrampft angefangen, dann ist unser Bundestrainer Manfred Kaspar laut geworden, und wir haben es uns gemerkt. Wir haben uns zusammengerissen und unser Niveau gesteigert.

"Schon im Viertelfinale gegen Griechenland waren die deutschen Degen-Damen mit dem Glück im Bunde. Erst in der Verlängerung gelang Claudia Bokel im letzten Gefecht gegen Niki Sidiropoulou der entscheidende Treffer zum 33:32, nachdem das Trio den Start völlig verschlafen hatte und gegen die Griechinnen gleich 0:8 in Rückstand geraten waren. Matchwinner war Britta Heidemann, die aus einem 14: 18 eine 22:20-Führung machte.

Gegen Frankreich aber bewies vor allem Imke Duplitzer starke Nerven. Mit einer 18:17-Führung ging die 29-Jährige ins letzte Gefecht, zehn Sekunden vor dem Ende lag sie schon 28:30 zurück, ehe sie alles riskierte und sich selbst von Frankreichs Star-Fechterin Laura Flessel-Colivic, der Olympiasiegerin von 1996, nicht mehr stoppen ließ.

Ausgerechnet die "Fecht-Rebellin" aus Heidenheim war damit die Frau des Tages. Kurz vor Olympia hatte sie ihr Verein SB Heidenheim wegen heftiger Kritik an Sponsoren und Klub kurzerhand rausgeworfen.

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