Debatten beim FC Bayern:Hitzfelds Sorgen um Ballack

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Auf den nächsten Gegner Hansa Rostock hält Ottmar Hitzfeld große Stücke. Zudem macht er sich über Ballacks mangelhaften Antrieb m so seine Gedanken.

Von Philipp Selldorf

Gewissenhaft zählte der Trainer des FC Bayern gestern die vielen Vorzüge des heutigen Bundesligagegners auf, lobte die flexible Deckung und den starken mannschaftlichen Zusammenhalt, Hansas gute Bilanz in der Rückrunde, die Formsteigerung des Stürmers Arvidsson und die Unverwüstlichkeit von Martin Max ("ist in seinem dritten oder vierten Frühling"), und er ließ auch die versteckten Gefahren nicht außer acht, etwa den Reserveangreifer di Salvo, "der auf der Bank lauert".

Die Schlussfolgerung von Hitzfelds imponierendem Stegreif-Referat aber lautete: "Hansa Rostock ist natürlich eine Mannschaft, die wir schlagen müssen."

Verwirklichung fraglich

So selbstverständlich dieses Verlangen ist, so fraglich ist dessen Verwirklichung nach einer Woche, die den FC Bayern an einen Punkt der Desillusionierung geführt hat.

Und abgesehen davon, dass der Abschied aus der Champions League die Münchner auf ihre ziemlich bescheidene Verfolgerrolle im Meisterschaftsduell mit Werder Bremen festlegt, beginnen nun die Debatten darüber, welche strategischen Folgen die Bayern aus der Situation ableiten.

Hitzfeld ahnt den Verlauf des Diskurses und lobt vorbeugend seine Mannschaft und sein eigenes Werk. Zur entscheidenden Erkenntnis der Begegnungen mit Real Madrid erklärt er, "dass wir nach wie vor mit den Großen mithalten und sie schlagen können - auch wenn uns das jetzt nicht gelungen ist. Wir haben etwas für die Reputation getan."

Für das Gros des Teams mag das ja stimmen, für Michael Ballack, den in Madrid vermissten Anführer, gilt es nicht. Über Ballacks mangelhaften Antrieb macht sich nun auch Hitzfeld zunehmend Sorgen, obwohl er es als kluger Mann natürlich nicht ausspricht und die Vergleiche zurückweist, die zwischen dem lahmenden Star und Nachwuchsmann Bastian Schweinsteiger angestellt werden.

Unbekümmerter Schweinsteiger

Schweinsteigers aufregend unbekümmerter Einsatz in Madrid und Ballacks träger Auftritt entstammten zweierlei Voraussetzungen, gibt der Trainer zu bedenken: "Es ist ein Unterschied, ob ein Spieler unter Druck steht oder ob er reinkommt und nichts zu verlieren hat."

Mit dem Aus im Europacup taucht selbstredend auch die Frage nach Hitzfelds Status auf, wobei sich die konstruierten Mutmaßungen über eine Nachfolgeregelung mit Felix Magath zur Meldungsform steigern. Bild etwa berichtete vom "ersten Sondierungsgespräch" der Bayern-Führung mit dem Stuttgarter Trainer. Hitzfeld lächelt über solche Veröffentlichungen. "Das gehört zu unserer Medienlandschaft, sagt er, "mich berührt das nicht, ich bin lang genug im Geschäft."

Daher weiß er auch gleich die Antwort auf das nächste logische Reizthema, die Einkaufspolitik: Soll der FC Bayern mehr Stars kaufen? "Wir können uns nicht die Philosophie von Real Madrid leisten", meint er. Mehr deutsche Nationalspieler und am besten sofort Torsten Frings verpflichten? "Ich will jetzt nicht gleich Namen ins Spiel bringen", sagt Hitzfeld und mahnt: "Wir müssen uns auf unsere nächste Aufgabe konzentrieren."

Schließlich kommt Hansa Rostock, ein starker Gegner.

© SZ v. 13.3.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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