Davie Selke in Bremen:Politik des Schweigens

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Davie Selke verweigert nach seinem siegbringenden Treffer gegen Frankfurt ausführliche Auskünfte. Das sorgt für noch mehr Gesprächsstoff.

Von Frank Hellmann, Bremen

Medienchef Michael Rudolph hatte keine guten Nachrichten zu überbringen. Der Torschütze des Tages ließ ausrichten, außer einem kurzen TV-Interview am Samstag nach der Partie gegen Frankfurt in der Mixed Zone keine weiteren Statements abgeben zu wollen. Davie Selke setzt seine Politik des Schweigens gegenüber den in Bremen ansässigen Berichterstattern also weiter fort.

Das ist verwunderlich, der junge Stürmer, der das siegbringende 1:0 gegen Eintracht Frankfurt erzielt hatte, ist ja längst aus der Schusslinie geraten. Fans und Umfeld haben ihm verziehen, dass er am Saisonende trotz eines bis 2018 laufenden Vertrags weiterzieht - die Aufregung hat sich gelegt, weil die auf acht Millionen Euro taxierte Ablösesumme von RB Leipzig dem finanziell klammen SV Werder neue Handlungsspielräume ermöglicht. Warum mag sich Selke also nicht einmal wieder erklären? Schulterzucken. Es blieb bei wenigen, vor laufender Kamera aufgesagten Sätzen zu seinem neunten Saisontreffer, den er eigenartig mit Brust und Schulter erzielte, weil der von Kollege Assani Lukimya abgefälschte Ball ihn eher zufällig traf. Selke sagte: "Es war ein krummes Ding, aber so einen nehme ich auch gerne mit."

Der Nachfolger ist scheinbar schon gefunden

Es war ein weiterer gelungener Auftritt des 20 Jahre jungen Angreifers, den nicht nur Bremens Cheftrainer Viktor Skripnik als "großes Talent" verortet, der aber bald freiwillig in die zweite Liga absteigt - wenn der finanzstarke Brauseableger nicht noch den Durchmarsch ins Oberhaus vollbringt. "Natürlich ist es schade, wenn so ein Spieler weggeht", sagte Skripnik, aber lamentieren möchte der Trainer nicht mehr, "wir werden sehen, wen wir dafür bekommen." Ein Sturmkandidat soll Mark Uth sein, der 23 Jahre alte Deutsche steht noch in Diensten des SC Heerenveen in der niederländischen Eredivisie, hat aber bereits zugegeben, dass der norddeutsche Bundesligist an ihm Interesse zeigt. "Werder ist ein großartiger Klub", sagte er der niederländischen Zeitung Telegraaf. Hört sich fast so an, als sei Selkes Nachfolger schon gefunden. Und er redet sogar.

© SZ vom 03.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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