Darts:Aus einer anderen Zeit

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Nicht mehr ganz so treffsicher wie einst: Phil Taylor, 56. (Foto: Angelika Warmuth/dpa)

Die WM ist die ideale Bühne für die Darts-Legende Phil Taylor. Doch mit 56 Jahren denkt der Engländer an das Ausklingen seiner glorreichen Karriere.

Ein bisschen Unterschied muss schon sein zwischen einem Phil Taylor und der nächsten Generation. Als ihn die jüngeren Spieler kürzlich gefragt hatten, ob er das soziale Netzwerk Snapchat nutze, guckte der beste Darts-Spieler der Historie verdutzt. "Dann fragte ich: Sprechen wir jetzt mit Krokodilen? Ich habe keine Ahnung, worum es geht", sagte Taylor. Hype in den sozialen Medien? Das ist nichts für die 56 Jahre alte Legende aus Stoke-on-Trent. "Ich gehe nie auf Twitter oder Facebook. Das macht mein Assistent für mich", erklärte er dem Guardian. Über 300 000 Fans folgen ihm dennoch bei dem Kurznachrichtendienst Twitter.

Kaum eine Sportart ist so sehr mit einer Persönlichkeit verknüpft wie Darts mit Phil Taylor. Insgesamt 16 Weltmeister- Titel nennt er sein Eigen, 14 bei der PDC (Professional Darts Corporation) und zwei bei der BDO (British Darts Organisation). Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist Taylor nur als "The Power" bekannt, sein Einmarsch in den Londoner Alexandra Palace wird zum Song "I've got the power" von Snap so inszeniert wie bei keinem anderen. "Wenn ich etwas anfange, dann will ich der Beste sein", beschrieb der Engländer einmal seinen Anspruch. Lange Jahre war er mit den Metallpfeilen nicht nur der Beste, sondern quasi unschlagbar. Zwischen 1994 und 2010 stand Taylor nur einmal nicht im WM-Finale, er gewann 13 von 17 möglichen Titeln. Von seinen Preisgeldern kauft Taylor Häuser und bietet bezahlbaren Wohnraum an. Der Darts-Held ist nicht nur Vater, sondern auch Opa, doch aufhören mit seiner Leidenschaft kann er noch nicht. So dominant wie in der Vergangenheit ist Taylor längst nicht mehr, Rivalen wie der Niederländer Michael van Gerwen haben ihm sportlich den Rang abgelaufen. Bei der WM in London könnte es zu einem brisanten Treffen dieser Darsteller im Halbfinale kommen. Vorher wartet am Dienstagabend aber sein Zweitrundenmatch gegen Landsmann Kevin Painter. Diesen hat er bei der WM schon fünfmal bezwungen, darunter im Endspiel 2004.

Ein heißer Anwärter auf die Trophäe ist er auch mit 56 Jahren noch, das weiß Taylor. Doch ein Vierteljahrhundert in der Szene haben "The Power" Kraft geraubt, in der Zukunft plant er, weniger Darts-Turniere zu spielen. "Ich will das jetzt alles genießen und es langsamer angehen", sagte er. Konkret bedeute das, dass er nur noch die Events spielen werde, "für die ich mich qualifiziert habe und bei denen ich eingeladen werde". Taylor sehnt sich nach einem normalen Leben mit Freizeit und Enkeln statt Reisen und Dartpfeilen. "Ich freue mich darauf, dafür bin ich bereit: Ein Leben, in dem ich nicht mehr jede Woche auf Autobahnen unterwegs bin und ständig in irgendwelchen Hotels übernachten muss, sondern regelmäßig daheim bin", sagt Taylor. Ein abruptes Ende kommt für ihn aber nicht infrage, stattdessen will er "langsam etwas herunterfahren".

© SZ vom 27.12.2016 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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