Daniel Didavi:Ende der Leidenszeit

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Allen Grund zur Freude: Daniel Didavi bringt Stuttgart mit 1:0 in Führung. (Foto: Daniel Kopatsch/Getty Images)

Daniel Didavi beschafft dem VfB das siegbringende Tor - das hätte sich in Stuttgart vor wenigen Wochen kaum jemand ausmalen können.

Von Frieder Pfeiffer, Stuttgart

Die Frage ist so alt wie die grellbunten Schuhe, die Fußballer gerne an ihre millionenschweren Füße schnüren: Ist das neonfarbene Plastik bloß der Versuch, Biederes spektakulär zu verpacken? Die Frage ließ sich auch im Spiel zwischen Stuttgart und Mainz nicht abschließend klären. Ein Teilaspekt stellte sich aber heraus: Daniel Didavi hatte zwar neongelbe Arbeitsschuhe an, an denen ihn jeder noch so Kurzsichtige im obersten Tribünenrang erkennen konnte. Sein Spiel hätte sie jedoch wirklich nicht gebraucht.

Didavis Aktionen leuchten an guten Tagen neongelber als jedes Sportprodukt. Der Auftritt gegen Mainz fand an einem solchen Tag statt, sein 1:0 in der 66. Minute war der Schlusspunkt einer Darbietung, die sich vor wenigen Wochen keiner im Schwabenland hatte ausmalen können.

Mitte März war die Saison für Didavi so gut wie vorbei

Die Saison sei beendet für seinen Lieblingsspielmacher, hatte Stevens Mitte März verkündet. Es waren wieder einmal schlechte Nachrichten aus der Reha-Abteilung des VfB. Didavi kommt inzwischen auf vier Bundesliga-Spielzeiten in Stuttgart. In dieser Zeit absolvierte er vor dem Mainz-Spiel gerade einmal 26 Einsätze, also nicht einmal eine komplette Saison. Mal war es das Knie, mal irgendein Muskel in den talentierten Beinen. Im vergangenen Jahr hatte er es ebenfalls zum Endspurt im Abstiegskampf auf den Rasen zurückgeschafft und war schon damals mitverantwortlich für den Klassenerhalt.

Zuletzt war er nun zweimal eingewechselt worden. Gegen Mainz stand er erstmals in der Startelf. "Es ist schon eine Aussage, wenn du Didavi von Beginn an bringen kannst", freute sich Sportdirektor Robin Dutt, der anmerkte: "Und dann kommt eben Maxim von der Bank. Da kann ich als Sportdirektor schon mit leben."

2015 könnte sich das Szenario von der Rückkehr auf der Zielgeraden also wiederholen. Didavi verkörpert in Stuttgart damit nicht nur einen Rest vom Mythos der jungen Wilden, vielmehr ist er die größte Hoffnung auf eine Zukunft in Liga eins. Hätte sich nicht irgendwann Verteidiger Daniel Schwaab in den Fünfmeterraum verirrt und hätte vor dort aus drei Metern über das Tor gestolpert (35.) - bis zur 40. Minute wäre Didavi alleinverantwortlich gewesen für die Torgefahr des kontrolliert stürmischen Stuttgarter Teams.

Erst ein Fehler vom Mainzer Torwart bringt die Führung

Bis zur 35. Minute kam Didavi auf fünf Chancen, einmal traf er aus kurzer Distanz das Netz vor der Fankurve (5.), einmal den Innenpfosten mit einem Distanzschuss (35.). Es war Stoff für einen tragischen Saisonrückblick nach einem Abstieg: Didavi und der VfB scheitern in Schönheit. Es gehört zu dieser Geschichte, dass es ein Fehler des Mainzer Torwarts Loris Karius war, der Didavis Auftritt einen fulminanten Schlusspunkt ermöglichte. Sein sechster Versuch aus der Distanz sauste ins Tor.

Wenige Minuten später wurde er unter tosendem Applaus ausgewechselt. Eine knappe halbe Stunde später stand er vor der Fankurve. "Es ist egal, in welcher Situation wir sind. Die Sache mit Didas Rückkehr nach seiner Leidenszeit ist entscheidend", sagte VfB-Kapitän Christian Gentner, "das ist doch das, was eigentlich zählt." Wenig später kam Didavi aus der Kabine. Seine Schuhe waren weiß. Aber darauf achtete nun wirklich niemand mehr.

© SZ vom 10.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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