Damen-Fussball:Auf zum letzten Hurra

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Beim 1:2 gegen die USA gibt es keinen tröstlichen Aspekt für Deutschlands Fußballerinnen. Der Erfolg für die USA nach Verlängerung gegen Weltmeister Deutschland war hochverdient und nur für ein paar Augenblicke im Anschluss an den Ausgleich in der Nachspielzeit gefährdet.

Amerikas Fussball-Frauen stehen vier Jahre nach den Spielen von Sydney wieder im Finale des olympischen Turniers. Der 2:1-Erfolg nach Verlängerung gegen Weltmeister Deutschland war hochverdient und nur für ein paar Augenblicke im Anschluss an den Ausgleich in der Nachspielzeit gefährdet.

Aus der Traum vom olympischen Gold (Foto: Foto: dpa)

Von Irritationen abgesehen, dominierten die Amerikanerinnen auch die Verlängerung die Partie ähnlich wie bereits nach dem Führungstor durch Kristine Lilly in der 33. Minute. Trainerin Tina Theune-Meyer suchte Trost in einer etwas anderen Sichtweise: "Am Ende der regulären Spielzeit und in der Verlängerung hat mein Team gezeigt, was in ihm steckt. Wir hatten die Oberhand gewonnen und den längeren Atem gezeigt. Leider fiel das 2:1 zu einem unglücklichen Zeitpunkt."

Für die Bürger der Stadt Heraklion war der olympische Besuch der kickenden Ladies respektive Fräuleins aus USA und Deutschland keine aufregende Angelegenheit.

Allenfalls 2000 Besucher - und dafür musste man schon großzügig zählen - bildeten die Geister-Kulisse im bunten Pankritio-Stadion. Auch auf Kreta, der touristisch bedeutendsten der hellenischen Inseln, herrscht die Meinung vor, dass im Fußball griechische Männer der Maßstab aller Dinge sind.

Allerdings hätte man den paar neutralen Zuschauern kaum erklären können, dass sie einem Spektakel beiwohnten, dem vorweggenommenen Endspiel, der Weltmeister gegen die alten Champions, ein Duell der Generationen, das zumindest aus amerikanischer Sicht nur ein Ende haben durfte.

Am Donnerstag soll es in Piräus das letzte Hurra für Mia Hamm und ihre alten Mitstreiterinnen Julie Foudy, Christine Lilly, Joy Fawcett und Brandi Chastain geben.

"Mia, die Göttliche"

Noch einmal ein Olympiasieg wie 1996 in Atlanta soll es sein - damals hatte der Hype um die amerikanischen Fußballerinnen begonnen. Auf dem Höhepunkt jener Bewegung hatten die US-Medien die Mittelstürmerin als "Mia, die Göttliche" in ihr Herz geschlossen.

Und Brandi Chastain war nach ihrem Golden Goal im WM-Finale 1999 zur Cover-Frau des Jahres aufgestiegen: Sie schaute von Time, Newsweek, People und Sports Illustrated in die Welt - und weil sie sich in ihrem größten Augenblick das Trikot über den Kopf gezogen hatte, erhielt sie obendrein einen Werbevertrag für Sport-BHs, Wert 200.000 Dollar.

Taktisches Stellungsspiel

Von solchen Szenen und überragender sportlicher Klasse war in Heraklion lange nichts zu sehen. Die zum Thriller stilisierte Partie erstickte im taktischem Stellungsspiel.

An Bewegung oder athletischem Einsatz hat es nicht gefehlt, dafür aber an spielerischem Niveau, weil die Deutschen nie zu einer klaren Linie fanden und einen Hau-Ruck-Fußball boten, wie man ihn von Bezirksliga-Plätzen kennt.

Bezeichnenderweise gewann Birgit Prinz, jüngst zur Fußballerin des Jahres ausgerufen, keinen einzigen wichtigen Zweikampf. Schlecht fürs Team - das deutsche Spiel ist auf die Torjägerin angewiesen, und wer binnen 90 Minuten keinen einzigen Ball ernsthaft aufs gegnerische Tor tritt, darf nicht nach Entschuldigungen suchen.

© SZ vom 24.8.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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