Confederations Cup:Brasilien entzaubert den Europameister

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Die Seleçao macht selbst den Fußball-Weisen Otto Rehagel ratlos und demonstriert mit einem 3:0-Sieg über die griechische Auswahl ihre Sonderklasse.

Der fünfmalige Weltmeister Brasilien ist gestern Abend mit einem mühelosen 3:0 (1:0) -Sieg über Europameister Griechenland in den ConfedCup gestartet. Der Turnierfavorit beherrschte die Partie nach Belieben und setzte sich punktgleich mit Mexiko an die Spitze der Gruppe B.

Die Anspannung in den Gesichtern der griechischen Spieler wich dem Entsetzen - Juninho zirkelt den Ball kunstvoll zum 3:0 ins Tor. (Foto: Foto: dpa)

Für die Treffern der brasilianischen Seleçao vor 42.506 Zuschauern im Leipziger Zentralstadion sorgten Adriano (41.), Robinho (46.) und Juninho (81.). Griechen-Coach Otto Rehhagels Überraschungs-Europameister setzten sich mit dem gewohnt bissigen Zweikampfverhalten zur Wehr. Gegen eine Weltklasseauswahl wie Brasilien war das erwartungsgemäß viel zu wenig.

Heil in der Offensive

Wer nichts zu verlieren hat, kann sein Heil ja auch gleich im Angriff suchen, dachte sich Griechenlands Coach Otto Rehhagel vorm Anpfiff und schickte seine Mannschaft offensiv in die Partie, stürmischer jedenfalls als ins EM-Turnier 2004, das die hellenischen Maurermeister bekanntlich gewannen. So erklärte sich, dass Kirgiakos schon nach 87 Sekunden die Riesenchance zur Führung hatte - völlig freistehend, köpfte er einen Freistoß von Karagounis am brasilianischen Tor vorbei.

Als Einschüchterung kam die Aktion allerdings keineswegs an beim amtierenden Weltmeister. Der nahm eher gemächlich den Spielbetrieb im Confed-Cup auf. Auch so kam Adriano schon in der Anfangsphase zu einer Torchance (8.), verzog den Ball aber im Strafraum.

Nach einem Viertelstündchen schaltete die Seleçao zwei Gänge hinauf, schnürte die Griechen gleich minutenlang in deren Strafraum ein und versäumte es nur, Profit aus ihren Chancen zu schlagen - wie Robinho, der nach 19 Minuten erstmals seinen "pedalada"-Trick vorführte, den rasanten Wechsel beider Beine überm Ball im Spurttempo, doch sein Schüsschen war eine leichte Beute für Torwart Nikopolidis.

Die "Fantastischen Vier"

Rehhagels Mannen, merklich beeindruckt, beschränkten sich nun auf eine Art kontrollierte Defensive, indem sie den Ball lieber in eigenen Reihen hielten als ihn nach vorne zu spielen. Die Akzente setzte weiter Brasilien, etwa Robinho per ansatzlosem Gewaltschuss (33.), der am Pfosten vorbei drehte.

Robinho, der kleine Magier vom Pele-Klub FC Santos, ist für das Turnier freigestellt worden von seinem Verein, obwohl der gestern selbst schwer zu kämpfen hatte im Viertelfinale der Copa Libertadores, Südamerikas Champions League. Aber Robinho zählt mit 21 Jahren schon zu den Idolen der Nation, ist Teil der "Fantastischen Vier" Brasiliens: Ronaldinho und Kaka, Robinho und Ronaldo. Beim Confed-Cup fehlt nur letzterer, er kuriert zu Hause in Rio seinen Herzschmerz nach der gescheiterten Beziehung mit dem Paulista-Model Daniela aus.

Die Wahrheit aber, um den ja gern zum Fußball-Weisen stilisierten Otto Rehhagel zu zitieren, ist auf dem Platz: Dort wehrte Hellas' Keeper Nikopolidis einen kraftvollen Fernversuch Kakas (36.) noch ab, war aber bei Adrianos Gewaltschuss aus gut 20 Metern ins kurze Toreck machtlos (41.) - die Führung für den Favoriten war so sehenswert wie verdient. Als die Seleçao in der dritten Minute der Nachspielzeit gedanklich schon beim Pausentee weilte, traf Charisteas das Außennetz. Noch einmal konterte der Weltmeister, Robinho schoss freistehend aus sechs Metern übers Tor.

Rehagels Wutausbruch

Gleich nach der Pause machte er es besser, traf nach Gilbertos Pass technisch anspruchsvoll zum 2:0 (47.) in die Maschen. Womit die Partie entschieden und der Weltmeister zu keiner größeren Kraftanstrengung mehr verpflichtet war. Spielerisch kontrollierten die Brasilianer die Partie, Trainer Parreira brachte Ricardo Oliveira für Adriano und nahm auch Ronaldinho heraus, der sich viel Zurückhaltung auferlegt hatte. Auch die Griechen tauchten nun einige Male vor dem brasilianischen Tor auf, ohne dort jedoch größere Unruhe zu stiften.

Parreira nahm mit Kaka auch die zweite Kreativkraft aus der Partie, in der Schlussviertelstunde durften nun die Bundesliga-Legionäre Ze Roberto (FC Bayern) und Gilberto (Hertha BSC) die spielerischen Impulse setzen. Für Kaka war übrigens Juninho gekommen, und der Kunstschütze von Olympique Lyon nutzte gleich die erste Freistoßchance mit einem wunderbaren Bogenschuss zum 3:0 (81.), seinem ersten Länderspieltor. Draußen am Spielfeldrand aber schleuderte der Hellas-Coach Otto Rehhagel mit zornrotem Kopf seine Wasserflasche durchs Gelände. Wem diese unbeherrschte Geste galt, war weder erkennbar noch nachvollziehbar. Weise war sie schon gar nicht.

© SZ vom 17.06.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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