Comeback von Robert Kubica rückt näher:Mit links

Lesezeit: 2 min

Sechs Jahre nach seinem schweren Crash soll der Ex-BMW-Pilot Kubica für Williams in die Formel 1 zurückkehren. Seine rechte Hand kann der Pole noch immer nicht richtig bewegen.

Von Elmar Brümmer, Abu Dhabi

Anderthalb Rennstunden noch, dann ist die Formel-1-Saison 2017 Geschichte. Und die aktuelle Rennwagengeneration ist es dann auch. Das ist zwar fast in jedem Jahr so, aber diesmal werden sich die Fans wundern, was sie Ende März 2018 zu sehen bekommen: Autos mit einem Schutzbügel über dem Cockpit, Halo genannt - für Heiligenschein. Ein ganz neues Gesicht der Formel 1 also, obwohl die Fahrer über die Neuerung schimpfen, die für noch mehr Sicherheit sorgen soll.

Dafür könnte ein anderes, altbekanntes Gesicht wieder zurückkehren: Bei den Testfahrten im Anschluss an den Großen Preis von Abu Dhabi am Dienstag und Mittwoch will der Pole Robert Kubica den entscheidenden Schritt zurück in die Königsklasse machen. Der Pole, der nach einem schweren Rallye-Unfall vor mehr als sechs Jahren seine rechte Hand immer noch nicht richtig bewegen kann, muss in einem Test für den Williams-Rennstall zeigen, wie fit er tatsächlich ist.

Koma, innere Blutungen, multiple Knochenbrüche

Für Renault hat er bereits einige Probefahrten in diesem Jahr absolviert, offenbar waren die Franzosen aber nicht ganz von ihm überzeugt. Ein Sicherheitsrisiko, das betont Automobilverbandspräsident Jean Todt (der große Verfechter von Halo), sei Kubica nicht: Der 32-Jährige hat bereits mehrere offizielle Fitnesstests erfolgreich bestanden - auch jenen, bei denen er sich selbst aus einem Cockpit befreien muss. Kubica musste nach seinem Crash damals fast sieben Stunden lang notoperiert werden, zeitweise wurde er in ein künstliches Koma versetzt. Neben inneren Blutungen und multiplen Knochenbrüchen am rechten Bein war Unterarmknochen und Sehnen zerstört und die Blutzirkulation im rechten Arm unterbrochen, seine Hand wäre fast abgestorben.

Der Pole Robert Kubica winkt Fans zu. Sein Comeback auf der Rennstrecke wäre eine Sensation. (Foto: Szilard Koszticsak/dpa)

Der Sitz im britischen Traditionsteam, der durch den endgültigen Rücktritt des Brasilianers Felipe Massa frei wird, ist der letzte zu vergebende (Schlusslicht Sauber wird wohl auf mindestens einen Ferrari-Junior setzen), entsprechend groß ist die Aufmerksamkeit, mal ganz abgesehen von Kubicas Popularität und seinem ungewöhnlichen Schicksal. Allein aus Vermarktungsgründen würden es die neuen Formel-1-Herren von Liberty Media begrüßen, den ehemaligen BMW-Werkspiloten wieder mit im Feld zu haben. Neben dem bei Williams gesetzten Kanadier Lance Stroll fährt der Russe Sergei Sirotkin einen halben Tag mit in der Wüste, ein Ausscheidungsfahren ist das aber nicht, nur ein nettes finanzielles Zubrot für das Team. Offenbar sind auch die Kandidaten Pascal Wehrlein, Daniil Kwjat und Paul di Resta, die allesamt über aktuelle Grand-Prix-Erfahrung verfügen, aus dem Rennen.

Für Pascal Wehrlein ist kein Platz mehr frei

Beharrlich dementiert das Williams-Management solche Meldungen, auch nach der offenen Spekulation, dass der vom Vorjahres-Weltmeister Nico Rosberg beratene Kubica ein Millionenpaket an Sponsorengeldern mitbringt und bereits ein Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben ist. Demnach müsse Kubica auf der winkligen Piste in den Emiraten jetzt nur noch beweisen, wie fit er wirklich ist. Zweimal saß er bereits in einem Williams von 2014 - und lieferte durchweg ordentliche Ergebnisse ab.

Für den Worndorfer Pascal Wehrlein hingegen dürfte mit 23 die Formel-1-Karriere fürs erste schon vorbei sein. Er verbrachte seine beiden Jahre in der Königsklasse jeweils bei den Schlusslichtern, vielleicht kann der Mercedes-Zögling in die DTM zurückkehren. "Hoffnung habe ich auf jeden Fall noch", behauptet er eisern. Wenn, dann müsste ihm Mercedes eine Mitgift besorgen oder runter gehen mit den Leasingraten für die Motorenlieferungen an Williams, aber das erscheint unwahrscheinlich.

Der Unfall: Am 6. Februar 2011 verliert Kubica bei einer Rallye in Andora, Italien, die Kontrolle über sein Auto und prallt gegen eine Leitplanke. (Foto: dpa)

"Wir sollten unsere Fahrer keinem Kundenteam aufzwingen. Es scheint klar zu sein, dass die Priorität bei Williams auf Kubica liegt, deshalb sind Pascals Chancen minimal. Er kann nur zum Zuge kommen, wenn Robert nicht fit sein sollte", ahnt Mercedes-Sportchef Toto Wolff. Der Österreicher hat mehr als nur ein gutes Gespür - vor seiner Beförderung zum Silberpfeil-Manager war er Teilhaber bei Williams.

© SZ vom 26.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: