Chiles Jahre droht Copa-Sperre:Schlimmer Finger

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Fan-Demo für Gonzalo Jara - obgleich der sich wenig groß benimmt. (Foto: Youri Cortez/AFP)

Der Südamerikaverband ermittelt gegen Chiles Abwehrspieler, der gegen Uruguay einen Gegner mit Handgriffen provozierte.

Von JAVIER CÁCERES

Wegen seiner Finger-Affäre im Viertelfinale der Copa América ist für den Mainzer Bundesliga-Profi Gonzalo Jara das Turnier beendet. Jara wurde vom südamerikanischen Fußballverband Conmebol für drei Spiele gesperrt. Das gab der chilenische Verband am Sonntag bekannt: "Wir bedauern diese Entscheidung, akzeptieren sie aber." Die Anwälte des chilenischen Verbandes hatten sich zuletzt nur noch um Schadensbegrenzung bemüht und versucht, wenigstens eine Sperre für eine mögliche Final-Teilnahme bei dem Turnier zu verhindern.

Jara hatte beim Viertelfinalsieg der Chilenen (1:0) am Mittwoch gegen Uruguay den Platzverweis von Stürmer Edinson Cavani provoziert. In der zweiten Halbzeit war er von hinten an den Uruguayer herangetreten und hatte mit dem Finger eine empfindliche Körperöffnung berührt. Nachdem Cavani instinktiv mit einem Wischer reagierte, ließ sich Jara theatralisch fallen. Der bereits verwarnte Cavani sah daraufhin Gelb-Rot. Wie nun seitens der Uruguayer behauptet wird, war "der Finger Gottes" des "Proktologen Amerikas" (die chilenische Zeitung La Cuarta) aber nicht die einzige Provokation durch Jara. "Dein Vater wird 20 Jahre im Knast sitzen", sagte Jara laut Uruguays Assistenztrainer Mario Rebollo zu Cavani. Wenige Tage vor der Partie war Cavanis Vater Luis in Montevideo verhaftet worden. Er war in einen Autounfall verwickelt, bei dem ein Motorradfahrer starb. Luis Cavani hatte laut Alkoholtest 1,7 Promille im Blut.

Unterdessen führt die Affäre zu einem chilenisch-uruguayischen Konflikt auf sportpolitischem Parkett. Uruguays Verbandsvize Rafael Fernández erklärte der Zeitung El Observador, die Chilenen hätten versucht, Druck auszuüben, um eine Anzeige gegen Jara zu verhindern. Dies war deshalb von entscheidender Bedeutung, da Conmebol nicht auf Grundlage von Fernsehbildern, sondern nur nach Klagen ermittelt. "Man sagte uns, wir würden eine Anzeige noch bereuen", erklärte Fernández: "Wir lassen uns aber nicht erpressen." Tatsächlich fuhr Chile nach der Anzeige durch Uruguay einen Konter und zeigte gleich sieben Uruguayer wegen angeblicher Verfehlungen an.

"Wir erwarten nun, dass die Conmebol mit der gleichen Strenge gegen die Uruguayer vorgeht", hieß es von chilenischer Seite nach dem Urteil gegen Jara. In Chile sorgen derweil Äußerungen des Mainzer Managers Christian Heidel für Aufregung. Heidel hatte in der Bild-Zeitung Jaras Verhalten gegeißelt und dem Chilenen einen Klubwechsel nahegelegt. Jaras Manager Alan Silberman verwies allerdings auf den bis 2016 laufenden Vertrag und hielt es für "wahrscheinlich", dass Mainz den guten Auftritt Jaras bei der Copa nutzen wolle, um durch einen Transfer Kasse zu machen. Jara, 29, zählte zu den besten Innenverteidigern des Turniers.

© SZ vom 29.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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