Chelsea schlägt Bremen 2:0:Besser geölt

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Die ebenso teure wie souveräne Weltelf des FC Chelsea gewinnt gegen bemühte, aber wenig konstruktive Bremer.

In der 12. Minute humpelte Didier Drogba nach draußen, seine Nase blutete. Niemand gönnte ihm das, und doch war es, als könne man das Aufatmen drunten auf dem Rasen förmlich hören. Die 21 anderen Hauptbeteiligten dieser Partie brauchten diese Pause dringend, und einige eilten schon nach draußen zur Seitenlinie, um sich ein paar Getränke reichen zu lassen in dieser sehr warmen Londoner Nacht.

Auch in der Kategorie "Schöner bewegen" haben die Londoner gewonnen (Foto: Foto: AP)

Selten dürften zwei Teams in solch höllischem Tempo in ein Auftaktspiel der Champions-League gestartet sein wie der FC Chelsea und der SV Werder Bremen, es war ein Spiel, das beide Mannschaften von der ersten Sekunde an forderte. Vor allem für Chelsea hatte sich der Aufwand am Ende gelohnt: Mit 2:0 (1:0) besiegten die sehr souveränen Londoner nach Treffern von Essien (24.) und Ballack (68., Elfneter) sehr bemühte, aber zu wenig konstruktive Bremer, die mit einer erwarteten Niederlage in ihre schwere Gruppe starteten.

Keinen Ausfall leisten

Für die Körper der Bremer war diese Anfangsphase ein ziemlicher Stress, für die Seele aber vermutlich die reinste Erholung. Sie waren ja einigermaßen verunsichert zur wohl teuersten Elf Europas gereist; das peinliche Aus im DFB-Pokal beim Drittligisten Pirmasens hatte für einige scharfe Debatten gesorgt im Klub, außerdem galt es ein paar Personalprobleme zu moderieren. Der zuletzt überragende Torwart Wiese war mit einer Grippe in Bremen geblieben, ihn vertrat Routinier Andreas Reinke.

Auch Per Mertesacker war noch nicht spielbereit, anders als Miroslav Klose, der trotz einer Oberschenkelblessur auflief. Für einen Klub wie Chelsea wären das wohl lächerliche Sorgen, einem Klub wie Werder aber machen solche Sorgen zu schaffen. Zwar sind die Bremer auch europaweit inzwischen bekannt für ihr federleichtes Fußballspiel, aber eine frühe Erkenntnis von London war, dass sich Werder für sein Spiel keinen Ausfall leisten kann.

Immer hakt es bei Bremen irgendwo

Werder hielt sehr gut mit in der intensiven Anfangsphase, und vor allem versuchten die Bremer das, was sie zuletzt hatten vermissen lassen: Sie versuchten, wie Bremen zu spielen. Immer wieder streuten sie gelungene Kombinationen ein, immer wieder schafften sie es mit ein, zwei kurzen Kontakten durch Chelseas engmaschiges Mittelfeld, aber das Problem war der dritte, der vierte Kontakt.

Die Bremer sind noch nicht zurück in ihren Automatismen, immer hakt es irgendwo, und erschwerend kommt die Formschwäche einiger Leistungsträger hinzu. So kam beim schwachen Klasnic fast jeder Angriff zum Erliegen. Überhaupt fehlte es Bremens Spiel an Esprit, auch weil Diego sich zwar eifrig um die Spieleröffnung bemühte, aber Eifer war nicht genug gegen die gut geölte Defensivmaschine der Londoner. Er hat nicht das erhabene, aufrechte Spiel seines Vorgängers Micoud; er ist eher ein Kleinkünstler, und er tat sich schwer gegen die präsenten Männer im Londoner Mittelfeld.

Auch das Spiel des FC Chelsea war noch nicht so exakt abgestimmt wie in der Hochphase der Saison, aber dennoch war bemerkenswert, wie sicher sich die Weltelf des Öl-Milliardärs Roman Abramowitsch schon präsentierte. Zwar offenbarten die ähnlich gearteten Michael Ballack, Frank Lampard und Michael Essien durchaus noch Abstimmungsprobleme, aber die individuelle Klasse der Spieler ist groß genug, um auch solche Phasen zu überstehen.

Während Makelele vor der Abwehr absicherte und Essien meist über halbrechts kam, wechselten sich Ballack und Lampard in Offensive und Defensive so routiniert ab, dass keine Löcher entstanden. Ballack tat das, was ein cleverer Neuer auf diesem Niveau wohl tun muss; er spielte schnell und direkt, aber suchte nicht die spektakuläre Aktion, sodass ihm kaum Fehler unterliefen.

Zwei gute Chancen durch Klose

So entstand ein dichtes, enges Spiel, in dem beide Teams wenig Torchance zulie eßen. Drogba kam nach Essiens Flanke früh aussichtsreich zum Kopfball (7.), aber bald zeichnete sich ab, dass wohl erst ein individueller Fehler ein Tor auslösen würde, und der Fehler kam bald: Werder-Verteidiger Pasanen rutschte weg, grätschte noch einmal verzweifelt dem Ball hinterher, aber es war schon zu spät. Essien schoss von der Strafraumgrenze trocken ein (24.) - eine verdiente Führung, weil die Londoner viel cooler und selbstverständlicher spielten als die Bremer, die einen hohen Aufwand betrieben und sich mit zunehmender Spieldauer immer mehr Ballverluste leisteten.

Direkt vor und direkt nach der Pause bemühten sich Werder um Druck und kam zu zwei guten Chancen durch Klose (38., 54.). Die dritte war noch besser: Nach Frings' Flanke köpfte Klose an die Latte (65.), es war der Moment, in dem das Spiel hätte kippen können. Drei Minuten später war es entschieden. Nach Fritz' Rempler gegen Drogba entschied Schiedsrichter Vassaras auf Elfmeter, den Ballack vehement in den Winkel drosch. Jetzt gab sich die müden Bremer geschlagen, und am Ende blieb aus deutscher Sicht nur der Trost, dass es wieder mal ein Deutscher war, der den Engländern zeigte, wie man Elfmeter schießt.

© SZ vom 13.09.06 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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