Champions League:"Wir sind Bayern, wir gewinnen"

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Feuer, Schlacht und Gladiatorenkämpfe: Vor dem Champions League-Rückspiel gegen den AC Mailand üben sich die Bayern in Kriegsrhetorik - und zeigen sich erstaunlich selbstbewusst.

Trainer Ottmar Hitzfeld verspricht einen "heißen Kampf" und Kapitän Oliver Kahn sogar eine "Schlacht": Mit allerlei Kriegsrhetorik stimmt sich der deutsche Fußball-Rekordmeister Bayern München auf das Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen den AC Mailand am Mittwoch (20.45 Uhr/live bei Premiere) ein - und lässt keinen Zweifel am Ausgang des Scharmützels von München.

Oliver Kahn zieht gegen den AC Mailand in die Schlacht: Der Gegner sollte sich fürchten. (Foto: Foto: dpa)

"Wir werden weiterkommen", sagte Nationalspieler Bastian Schweinsteiger. Die Rückkehr der beim 2:2 in Mailand vor einer Woche gesperrten Häuptlinge Kahn und Mark van Bommel stärkt den Münchner Glauben an den ersten Halbfinal-Einzug seit 2001 - doch schon vor dem Gefecht sind einige "Indianer" lädiert.

Sicher fehlen werden die Verletzten Willy Sagnol und Mehmet Scholl, und aufgrund einer Wadenzerrung ist auch der Einsatz von Martin Demichelis unwahrscheinlich.

Auf alle Spieler kann Trainer Hitzfeld allerdings nicht zurückgreifen. Mittelfeldakteur Bastian Schweinsteiger ist ebenfalls angeschlagen. Schweinsteiger hat seit dem 2:1 der Bayern bei Hannover 96 am Samstag ein dickes Knie. "Wir haben große Sorge um 'Schweini'. Es wäre ein herber Verlust, wenn er fehlen würde. Aber noch haben wir Hoffnung, dass er spielt", sagte Hitzfeld.

Über einen Einsatz des 22-Jährigen wird wohl erst unmittelbar vor dem Spiel entschieden. Als Ersatz stünden Andreas Görlitz oder Christian Lell bereit, Owen Hargreaves würde dann auf Schweinsteigers linke Mittelfeldseite rücken. Eine weitere Alternative ist Stürmer Roque Santa Cruz, zumal Hitzfelds Taktik nicht darauf angelegt ist, auf ein zum Weiterkommen ausreichendes 0:0 oder 1:1 zu spielen.

Italienische Gladiatoren

Große Hoffnungen setzen die Bayern - wie schon beim umjubelten Achtelfinal-Erfolg gegen Real Madrid - in die 66.000 Zuschauer in der ausverkauften Allianz Arena. "Ich hoffe, dass wir es wieder schaffen, dass wir praktisch mit 12 gegen 11 spielen", sagte Mark van Bommel.

Die Ankündigung des Gegners, wie Gladiatoren zu kämpfen, lässt den "General" kalt. "Das werden wir auch. Jeder von uns weiß, worum es geht. Wir haben eine große Chance, müssen aber eine Topleistung abrufen und über uns hinauswachsen", sagte er. Manager Uli Hoeneß sieht die Chancen bei 50:50, betont aber auch, dass wir "mit breiter Brust ins Spiel gehen können".

Stürmer Lukas Podolski empfiehlt die erfolgreiche Überfalltaktik des Real-Spiels, als Sturmpartner Roy Makaay beim 2:1-Erfolg nach 10,03 Sekunden das schnellste Tor der Champions- League-Geschichte erzielt hatte: "Das 1:0 machen - und dann kontern." Erst, wenn es dem Spielende zugeht und nicht mehr anders gehen sollte, will Mittelfeldspieler Mark van Bommel Beton anrühren: "Wenn es nach 75 Minuten 0:0 oder 1:1 steht, werden wir versuchen, das Ergebnis zu verteidigen."

Trainer Hitzfeld sieht grundsätzlich bessere Chancen in einer Art Vorwärts-Verteidigung. Man müsse die Mailänder "in der Defensive beschäftigen". Er hält "ein oder zwei Tore" zum Weiterkommen für nötig.

"Schauspieler" Inzaghi, der Bayernschreck

Milan hat nach der Gelbsperre von Alberto Gilardino Probleme im Sturm. Doch die Münchner fürchten den Ersatz für "Gila": Filippo Inzaghi. Für Roy Makaay gehört Inzaghi zu den "unangenehmen" Gegnern. "Wir werden sehen, ob Ricardo Oliveira spielt, oder der Schauspieler Inzaghi", sagte Hitzfeld. Von wegen Schwalbenkönig, "Inzaghi ist großartig", nahm ihn sein Trainer Carlo Ancelotti in Schutz.

"Inzaghi allein wird reichen, um die Deutschen in Angst und Schrecken zu versetzen", glaubt die La Gazzetta dello Sport. Schon zwei Mal hat "Super-Pippo" die Bayern praktisch im Alleingang abgeschossen: Beim Vorrunden-Aus des Rekordmeisters 2002 erzielte er beim Mailänder 2:1 in München beide Treffer, beim 2:1 im Rückspiel machte Inzaghi das Siegtor. Vor einem Jahr, als die Bayern beim Achtelfinal-K.o. gegen Milan im Rückspiel mit 1:4 untergingen, war es wiederum Inzaghi, der gleich zwei Mal zuschlug.

Schon des Öfteren abgeschrieben, tauchte Inzaghi immer wieder aus der Versenkung auf. Seit Januar hat er kein Spiel mehr über 90 Minuten bestritten, er stand seitdem gerade mal 109 Minuten auf dem Platz. Muskelblessuren im linken Bein bremsten den Top-Stürmer, der in 90 Europacupeinsätzen 55 Tore erzielte und damit hinter Spitzenreiter Gerd Müller (69) Platz fünf in der Torjägerliste belegt.

Im Abschlusstraining am Ostermontag gaben die Ärzte grünes Licht für Inzaghi. Außer Bayern-Torhüter Oliver Kahn steht "Super- Pippo" nun nichts mehr im Weg.

"Ein Stürmer mit seiner Erfahrung und Klasse kann in München entscheidend sein", sagt Ancelotti. Nach dem überzeugenden 3:1-Liga-Sieg gegen Empoli strotzen die Mailänder nur so vor Selbstbewusstsein. "Wir sind stärker als Bayern", sagt Club-Vizepräsident Adriano Galliani. "Der Champions League-Titel war immer unser Saisonziel", legte Ancelotti in München noch eins drauf.

"Es ist zu gefährlich, auf Remis zu spielen"

Trotz der guten Ausgangslage ist der Respekt vor den Rossoneri groß. "Milan hat die besseren Einzelspieler", meinte Hitzfeld sogar. Die Bayern haben bisher keines der drei K.o.-Duelle gegen Mailand im Europacup und erst eine von neun Partien gewonnen. Diesmal soll aber alles anders werden. "Bayern hat noch eine Rechnung mit Milan offen. Und die werden wir begleichen", sagte van Bommel mit Blick auf das Achtelfinal-Aus (1:1, 1:4) gegen die Italiener in der Vorsaison.

Kahn forderte von seinen Kollegen, "zu kämpfen, dagegenzuhalten und sich zu zerreißen". Auf ein taktisches Geplänkel dürfe man sich gar nicht erst einlassen, ergänzte Stürmer Roy Makaay: "Auf Remis zu spielen, ist zu gefährlich. Milan kann jederzeit aus dem Nichts ein Tor machen." Den letzten Rest Zweifel versuchte Hasan Salihamidzic im kicker-Interview zu zerstören: "Wir sind Bayern, wir gewinnen. Es wird Feuer für Milan geben."

Sechs Jahre nach dem Titelgewinn wäre der Einzug ins diesjährige Halbfinale ein Erfolg. Insgeheim gehen die Träume aber schon weiter: "Wenn du im Halbfinale wärest, ist wirklich alles möglich", sinnierte Manager Uli Hoeneß.

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