Champions League:Santa Cruz rettet zehn Bayern

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Eine Viertelstunde vor Schluss lag der FC Bayern noch 0:1 beim RSC Anderlecht zurück. Dann traf der Mann aus Paraguay und bewahrte die Münchner vor einer Auswärtsniederlage. In der Tabelle der Gruppe A bleibt der FCB vorne, weil Celtic Glasgow gegen Olympique Lyon gewann.

(SZ vom 01.10.2003) - Der FC Bayern München musste sich gestern Abend im Champions-League-spiel beim belgischen Rekordmeister RSC Anderlecht mit einem 1:1 (0:0) bescheiden. Wäre nicht Claudio Pizarro bereits nach 35 Minuten vom Spielfeld verwiesen worden, es wäre wohl mehr drin gewesen als das Remis, das der eingewechselte Roque Santa Cruz (75.) per Kopfball sicherstellte. Vor 22.500 Zuschauern waren die Münchner auch in Unterzahl meist die spielbestimmende Mannschaft gegen ängstlich agierende Belgier. Zwingende Torchancen erspielten sich die Kicker des deutschen Rekordmeisters allerdings keine, und Torjäger Roy Makaay blieb über 90 Minuten völlig blass.

Komm, Ball, lass dich umarmen! Torschütze Roque Santa Cruz (Foto: Foto: AP)

Dabei hatte Ottmar Hitzfeld schon vor der Partie eine dicke Gelegenheit erkannt, und die wollte er beim Schopfe packen. "Von den drei Auswärtsspielen in der Vorrunde sollte man eines gewinnen, um sicher durchzukommen", lautete das Kalkül des Bayern-Coachs, und nirgendwo dürfte es ja leichter sein in der Champions-Gruppe A, diesen Sieg zu erringen, als beim belgischen Meisterschafts-Zweiten.

Viel Druck durch Zé Roberto

Also wagte Hitzfeld mehr Offensive als zuletzt bei Hansa Rostock, brachte Pizarro und Ze Roberto aufs Feld, und vor allem der Brasilianer sorgte zu Beginn für Schwung und viel Druck über die linke Angriffsseite. Rasch standen vier, fünf Eckbälle für die Münchner Gäste zu Buche, seltsam widerstandslos ließen sich die Belgier einschnüren.

Nur Baseggios strammer Freistoß, der knapp über die Torlatte flitzte (17.), ließ sich als Ernst zu nehmendes Lebenszeichen der Hausherren werten - und sogleich ließen sie sich wieder zurück fallen. So weit, dass dieses Kräftemessen in der Premium Class mehr wie ein biederes Handballspiel wirkte, in dem die Münchner als angreifende Kreisläufer wirkten.

Gelb-Rot für Claudio Pizarro

Viel Raum verleitete die Bayern zu flottem Kombinationsspiel, Zählbares sprang dabei allerdings nicht heraus. Was Anderlecht allmählich doch zu ersten Vorstößen ermutigte. Doch auch vor Torwart Oliver Kahns Gehäuse blieben Nerven aufreibende Szenen weiter aus. So war es an Schiedsrichter Cantalejo, das Leistungsverhältnis in dieser Partie neu zu justieren. Das tat der Spanier in der 35. Minute, als er Pizarro nach einem Ellbogeneinsatz im Kopfballduell mit Deschacht die Gelb-Rote Karte zeigte. Der Peruaner hatte nur eine Minute zuvor Gelb nach einem Foulspiel an Hasi gesehen - denkbar, dass diese Chuzpe Senor Cantalejo zusätzlich gereizt hatte. Bis zur Pause vermochte der RSC Anderlecht jedoch keinerlei Vorteil aus der Überzahl zu schlagen.

"Da ist auch zu zehnt was drin", philosophierte Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge in der Pause, während Hitzfeld die nötigen Vorkehrungen traf: "Wir spielen vier-vier-eins", verkündete der Coach in der Kabine. Es ging also mit nur noch einer Spitze zurück aufs Feld: Roy Makaay, den sie bei Bayern nach zuletzt fünf Treffern in vier Spielen bereits kühn als neuen Gerd Müller feiern.

Wieder Probleme in der Bayern-Abwehr

Half alles nichts, Anderlecht war plötzlich wild entschlossen, aus dem unverhofften Vorteil Kapital zu schlagen. Das gelang nur acht Minuten nach Wiederanpfiff - und der Vorgang warf wieder mal kein gutes Licht auf die Münchner Abwehr. Aruna zog auf der linken Seite davon, ließ Kovac ohne erkennbare Mühe aussteigen und legte dann den Ball, an Kahn vorbei, auf den mitgelaufenen Mornar - der brauchte nur noch ins leere Tor einzuschieben (53.).

Ein Gegentor, das wieder zeigte, dass die Bayern im Abwehrbereich eher bedingt Champions-Ansprüchen genügen. Daran änderte auch die Unterzahl nichts, mit der sich der deutsche Rekordmeister zur Wehr setzen mussten. Zumal sich Anderlecht, das in der Deckung mit dem erst 17-Jährigen Kompany spielte, auch im weiteren nicht als ein Gegner erwies, den man nicht hätte in Verlegenheit bringen können.

Hitzfelds glückliches Wechsel-Händchen

Hitzfeld brachte Santa Cruz und Schweinsteiger für Ze Roberto und Hargreaves, vorübergehend nahm der Druck der Bayern zu. Doch die Belgier blieben gefährlicher. Ein weiterer Freistoß von Baseggio, ein Schuss von Hasi - Kahn blieb gut in Bewegung, ganz anders als sein Gegenüber Zitka.

Hitzfeld brachte Salihamidzic für Kuffour, und dieser Wechsel zahlte sich sofort aus. Eine Kombination über Schweinsteiger/Demichelis landete bei Salihamidzic, dessen Flanke über 30 Meter den Kopf von Santa Cruz fand - Anderlechts Abwehr hatte sich zu sehr auf Makaay fokussiert (75.). Der Ausgleich also - und stand Makaays üblicher Geniestreich nicht noch aus?

Anderlecht jedenfalls spielte jetzt so, als ginge es nur noch darum, das Münchner Siegtor zu verhindern. Das gelang, wenn auch nur mit vereinten Abwehrkräften und kräftigem Zittern und Zagen bis zum Abpfiff.

RSC Anderlecht: Zitka - Zewlakow, Kompany, Tihinen, Deschacht - Hendrikx (83. Kolar), Hasi, Baseggio, Seol - Aruna, Mornar (87.Zetterberg).

Bayern München: Kahn - Kuffour (73. Salihamidzic), Kovac, Linke, Lizarazu - Demichelis - Hargreaves (63. Schweinsteiger), Ballack, Zé Roberto (63. Santa Cruz) - Pizarro, Makaay.

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