Nein, es ist der Schnee, auf den die Bayern im Champions-League-Duell gegen Real Madrid ihre Hoffnung setzen (20.45 Uhr/live bei Sat.1 und Premiere). "Das Wetter haben wir bestellt. So ein Wetter mögen die Südländer nicht. Ich hoffe, dass wir davon profitieren, Real spielt nicht oft auf Schnee, das sind sie nicht gewohnt", frohlockte Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld.
Schon der Abflug nach München hatte für die "Königlichen" um Ronaldo, David Beckham und Zinedine Zidane mit Widrigkeiten begonnen. Wegen der winterlichen Verhältnisse in München bekam Real zunächst keine Starterlaubnis und saß knapp eine Stunde am Flughafen in Madrid fest. "Madrid, das immer in München verloren hat, kämpft auch noch gegen die Kälte: zehn Grad unter Null", unkte bereits die Sportzeitung Marca.
So schlimm kam es für die Real-Stars aber dann doch nicht: Die Temperaturen lagen um den Gefrierpunkt - und auch die Rasenheizung im Olympiastadion lief auf Hochtouren.
Dennoch klammerte sich Hitzfeld vor dem bislang wichtigsten Spiel der Saison nach den schwachen Vorstellungen der vergangenen Wochen an das Wetter - und an die Genesung seiner Führungsspieler.
Kapitän Oliver Kahn hat seine Rückenprobleme überwunden und wird spielen. Auch ein Einsatz von Spielmacher Ballack, der zuletzt unter Bronchitis litt, ist wahrscheinlich. Eine definitive Entscheidung soll aber erst am Spieltag fallen.
In den bisherigen sieben Europapokal-Heimspielen hatte es immerhin sieben Siege der Bayern gegeben - doch nicht einmal an die Statistik wollte der Rekordmeister angesichts seiner anhaltenden Formkrise zuletzt glauben.
Zwischen "unter zehn Prozent" (Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge) und "maximal 30 Prozent" (Präsident Franz Beckenbauer) bewegten sich die Prognosen für ein Weiterkommen des deutschen Rekordmeisters.
Das Spiel sei eine große Chance, aber auch ein Risiko, sagte Manager Uli Hoeneß entsprechend verunsichert. Zudem mache die Leistung vom Hamburg-Spiel (1:0) "nicht so viel Hoffnung", meinte Beckenbauer und ergänzte: "Ich hoffe, es gelingt, dass wir ein adäquater Partner sind. Alle Spieler müssen in beiden Spielen weit über 100 Prozent geben."
Zu überlegen erscheint den Verantwortlichen und selbst den Münchner Spielern derzeit das Starensemble aus Madrid, vor dem sich fast alle in Ehrfurcht verneigen.
Entsprechend kleinlaut gaben sich die ansonsten selbstbewussten Bayern und sahen sich erstmals in der langen Europapokalgeschichte sogar als krasser Außenseiter. Doch genau darauf vertraut Hitzfeld vor der Partie im seit Wochen mit 59.000 Zuschauern ausverkauften Olympiastadion: "Wir sind Außenseiter, das wird uns beflügeln. Ich vertraue meiner Mannschaft. Aber wir müssen am oberen Limit spielen."
Auch Kahn, der am Samstag gegen den Hamburger SV ausgefallen war und durch Michael Rensing vertreten wurde, sieht dies als Chance für die Bayern an: "Wir sind ausnahmsweise einmal nicht Favorit. Deshalb wird das für uns ein ganz anderes Spiel. Wir können gegen Real nur gewinnen."
Ungewohnte Sprüche aus München, von denen sich Real jedoch nicht einlullen lassen will. "Bayern sieht sich jetzt schon als Opfer. Aber das ist nur ein Trick", meinte Superstar David Beckham.
Auch Real-Trainer Carlos Queiros kann "über die so genannte Bayern-Krise nur lachen - und dass ihre angebliche Schwäche uns zum Favoriten macht. Die Bayern verwandeln sich immer auf erstaunliche Weise, wenn sie auf Madrid treffen".
Er habe die Videos der vergangenen Champions-League-Spiele gegen den FC Bayern studiert und sei zu dem Schluss gekommen: "Wenn man zu leichtsinnig wird, töten sie dich ganz schnell."
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
München: Kahn - Sagnol, Kuffour, Kovac, Lizarazu - Salihamidzic, Hargreaves, Ballack (Schweinsteiger), Ze Roberto - Pizarro, Makaay
Madrid: Casillas - Michel Salgado, Helguera, Roberto Bravo, Roberto Carlos - Beckham, Guti - Figo, Zidane, Raul - Ronaldo
Schiedsrichter: Terje Hauge (Norwegen)