BVB-Pleite:An der Klubführung verzweifelt

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Warum der amerikanische Finanzmakler Stephen Schechter ein Sanierungskonzept über 126 Millionen Euro platzen ließ.

Von Freddie Röckenhaus

Stephen Schechter ist offenbar stinksauer. Dabei ist es nicht leicht, den Experten für Anleihe-Finanzierungen bei Fußballklubs auf die sprichwörtliche Palme zu bringen.

Der New Yorker Schechter, der seit einigen Jahren von London aus seine Geschäfte macht, gilt als humorvoller Genussmensch mit eigener Olivenplantage und eigenem Weingut in Südfrankreich. Und als knallhart rechnender Finanzmakler.

Borussia Dortmunds Management mit Gerd Niebaum und Michael Meier aber hat ihn offenbar geschafft. Dabei galt Schechter als letzte mögliche Rettung für Dortmund.

Schechter hat bereits einer ganzen Reihe von Fußballklubs aus der Bredouille geholfen, von Newcastle United und Manchester United bis zum deutschen Bundesligisten Schalke 04, der mit bisher 85 Millionen Euro aus einer so genannten Schechter-Anleihe eine großzügige Umschuldung durchziehen konnte.

Verzweifelt an Dortmund

Der 59 Jahre alte Finanzmakler hat 40 Jahre an der New Yorker Wall Street gearbeitet und finanziert mit seinen "Bonds" und anderen Finanzierungsinstrumenten ansonsten so ziemlich alles - vom Supertanker über das Stahlwerk bis zum Kraftwerk. An Dortmund aber ist Schechter offenbar verzweifelt.

Das für Donnerstag in London geplante Treffen mit dem Klub-Präsidenten Reinhard Rauball und dem seit Montag installierten Niebaum-Nachfolger Hans-Joachim Watzke sagte Schechter ab. Damit platzte fürs Erste die Chance, das Unternehmen Borussia Dortmund mit einem großen Befreiungsschlag aus der akuten Notlage zu befreien.

Seit mehr als einem Jahr hatte Schechter versucht, mit Dortmunds widerborstigen Managern Niebaum und Meier ein Sanierungskonzept auf die Beine zu stellen. Seine Mitarbeiter hatten sich in der Dortmunder Geschäftsstelle durch Akten gewühlt, und ein 126-Millionen-Euro-Paket war längst geschnürt worden, um den BVB zu retten.

Zeitbombe

Doch dann stellte sich heraus, dass die beiden alerten BVB-Manager Schechter und seinen Leuten immer wieder wichtige Dokumente und Zahlungsverpflichtungen systematisch vorenthalten haben.

Zuletzt, so behauptet Schechter, habe er aus der Presse von dem mysteriösen Vertrag mit dem Gerling-Konzern erfahren: eine Zeitbombe, die eine Zahlungsverpflichtung von 20 Millionen Euro auslösen könnte, und die Schechter ebenso wenig gezeigt worden sei wie ein Privatkredit in Höhe von 15 Millionen Euro.

Die Geldgeber hinter Schechter - im Falle von Borussia Dortmund sollen auch die beiden Dubliner Banken "Bank of Ireland" und "Allied Irish" in den Startlöchern gestanden haben - sträuben sich offenbar, mit dem Klub Geschäfte zu machen, solange Geschäftsführer Michael Meier im Amt und zeichnungsberechtigt ist.

Ausgemachte Lügner

Obwohl Schechter dazu nichts sagen will, hört man aus seinem Umfeld, dass er das Alt-Management des BVB nicht nur für inkompetent hält, sondern vor allen Dingen für ausgemachte Lügner.

Schechter forderte als Bedingung für Gespräche, dass ihm endlich der wahre Stand der Verbindlichkeiten offen gelegt würde und dass in Dortmund ein externer, anerkannter Finanzexperte für die Übergangszeit der Sanierung etabliert wird. Vor allem den letzten Punkt hatte Klub-Chef Reinhard Rauball abgelehnt.

Stattdessen wurde Meier trotzig im Amt bestätigt und der BVB-Schatzmeister Hans-Joachim Watzke ihm als zweiter, ebenfalls interner Geschäftsführer an die Seite gestellt. Bei Schechter hat dies das Fass offenbar zum Überlaufen gebracht: "Für mich ist der Fall Borussia Dortmund abgeschlossen", sagte er der SZ.

© SZ vom 18.02.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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