Bundesliga-Start:Ideenlose Olympiasiegerinnen

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Traf zur zwischenzeitlichen Führung: Melanie Behringer (Nr. 7) vom FC Bayern München. (Foto: imago)

Zum Saisonauftakt verzweifelt der FC Bayern am Defensivbollwerk des SC Freiburg, nur Melanie Behringer trifft. Den Gästen reicht eine Chance zum 1:1 - und zu einer frechen Forderung.

Von Anna Dreher, München

Diesen Antrag würde Jens Scheuer natürlich gerne stellen. Dem Trainer des SC Freiburg würden sicher auch genügend Argumente dafür einfallen. Er würde seinen Verein über sein Vorhaben informieren, die nötigen Formulare zusammensuchen und dann abwarten, was passiert mit seinem Antrag auf einen zusätzlichen Startplatz in der Champions League - natürlich für Freiburg. "Aber noch wäre das wohl zu früh, wir haben ja noch gar kein Flutlicht bei uns im Stadion", sagte Scheuer nach den ersten 92 Spielminuten für seine Mannschaft in der neuen Saison der Frauenfußball-Bundesliga.

Thomas Wörle, der Trainer des FC Bayern, saß neben ihm und musste grinsen. Eine Chance hatte sich der SC Freiburg im Stadion an der Grünwalder Straße erspielt. Eine Chance. Aber es reichte. Nicht für einen Sieg, aber für einen Punkt beim 1:1 (0:0) am Samstag gegen den deutschen Meister mit vier Olympiasiegerinnen auf dem Platz. "Und das", hatte Wörle gesagt, "ist dann schon Champions-League-Niveau." Der Trainer des FC Bayern war so zum Ideengeber eines nicht ganz ernst gemeinten Antrags geworden - einen bitteren Beigeschmack hatte das Ganze für den 34-Jährigen aber schon.

"Wir haben ein Mal gepennt im Spiel, das ist bitter"

Wörle hatte vor dem Spiel gewarnt vor den Freiburgerinnen, die die vergangene Saison auf Platz vier beendet hatten. Dass die gute Platzierung auf der drittbesten Abwehr der Liga und einer treffsicheren Offensivreihe aus Hasret Kayikci, Lena Petermann und - neben Laura Benkarth der zweiten Olympiasiegerin im Freiburger Kader - Lina Magull basierte, wurde auch zum Auftakt der neuen Saison deutlich.

Kayikci war es, die den amtierenden Meister München in der 78. Minute per Kopf um den erhofften Sieg brachte. "Leonie Maier hätte da klären können. Wir haben ein Mal gepennt im Spiel, das ist bitter", sagte Wörle. "Wir hätten hier als Sieger vom Platz gehen müssen." Dass die Olympiasiegerinnen Melanie Behringer, Melanie Leupolz, Leonie Maier und Sara Däbritz erst in der letzten Woche zum Kader gestoßen waren, in Carina Wenninger eine Langzeitverletzte und in Verena Faißt ein Zugang in der Startaufstellung standen, war dem Spielfluss der Münchner Mannschaft nicht anzumerken. Die Defensive der Freiburgerinnen aber arbeitete so konsequent, dass Bayern über weite Teile des Spiels trotz häufiger taktischer Umstellungen kein Mittel dagegen fand. Die Zahl der Chancen blieb auch auf dieser Seite einstellig.

"Für den Auftakt war das schon okay"

"Das ist jetzt kein Weltuntergang, Freiburg hat gut gespielt. Aber wir hatten schon ein paar gute Möglichkeiten und die müssen wir dann einfach nutzen", sagte Behringer. Die Olympia-Torschützenkönigin, die von 2003 bis 2008 im Breisgau unter Vertrag stand, hatte nach einer von Ballbesitz-Fußball und harmlosen Torschüssen geprägten ersten Halbzeit per Elfmeter für den Führungstreffer (50.) gesorgt. Erst dann kam mehr Tempo im Spiel auf, das beide Teams nach dem Ausgleich noch mal erhöhten.

"Für den Auftakt und mit den Umständen unserer Vorbereitung war das schon okay", sagte Wörle. "Wir denken Schritt für Schritt. Die Saison ist eine lange Reise." Am Ende dieser Reise, das ist kein Geheimnis, wäre Wörle mit seinen Spielerinnen gerne dort, wo er die vergangenen beiden Runden auch stand: oben. Deutscher Meister. Und Champions-League-Teilnehmer, ganz ohne Antrag. Flutlicht gibt es im Stadion an der Grünwalder Straße ja schon lange.

© SZ vom 04.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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