Bundesliga-Rückblick:"Absolut Herr der Situation"

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Große Sprüche und noch größere Irrtümer aus der zu Ende gegangenen Bundesliga-Saison.

"Weil sie net wisse, wie's ausgeht", hat der legendäre Bundestrainer Sepp Herberger einmal als Grund genannt, warum die Menschen zum Fußball gehen. Das gilt allerdings nicht nur für die Zuschauer, sondern auch für die Fachleute und Beteiligten - auch sie kennen den Lauf der Kugel nicht im Voraus.

"Wir haben jetzt eine Mannschaft für die nächsten zwei, drei Jahre" - Herr Hoeneß, so kann man sich täuschen. (Foto: Foto: dpa)

Doch immer wieder geben sie im Brustton voller Überzeugung Prognosen ab, die sich am Ende einer Saison als fulminante Irrtümer herausstellen. Der Münchner Sportwissenschaftler und Statistiker Dr. Roland Loy hat im Laufe dieser Spielzeit Zitate von prominenten Insidern gesammelt und diese nun auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft.

Dabei ist er zu der Überzeugung gekommen, dass allein der griechische Philosoph Aristoteles mit seinem Satz Recht behält: "Es ist wahrscheinlich, dass das Unwahrscheinliche geschieht."

"Wir haben jetzt eine Mannschaft für die nächsten zwei, drei Jahre." Manager Uli Hoeneß im August 2006 im Bayernmagazin

"Es ist ganz klar, das habe ich der Mannschaft auch gerade in der Kabine gesagt, daß diese Mannschaft total erneuert wird." Manager Uli Hoeneß Ende April 2007 in der ARD-Sportschau

"Vor der Saison habe ich getippt, dass die Bayern Deutscher Meister werden. In der Winterpause war Werder Bremen mein Favorit. Und jetzt gehe ich davon aus, dass die Schalker das packen." Marcel Koller, Trainer des VfL Bochum, am 10. Mai 2007 im kicker

"Wir haben oft genug bewiesen, dass wir dann zur Stelle sind, wenn es bedarf.'' Thomas Schaaf, Trainer von Werder Bremen, am 6. Mai 2007 im DSF, unmittelbar vor den beiden Uefa-Cup-Halbfinalspielen gegen Espanyol Barcelona und dem entscheidenden Bundesliga-Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt - alle drei Begegnungen gingen verloren.

"Unser realistisches Ziel kann nur ein einstelliger Tabellenplatz sein." Klaus Augenthaler, Trainer des VfL Wolfsburg, vor der Saison in SportBild - Wolfsburg entging als 15. knapp dem Abstieg und Augenthaler wurde entlassen.

"Wir werden uns von niemandem dazu nötigen lassen, große Invesititionen zu tätigen, wie es bei der ausländischen Konkurrenz der Fall ist.'' Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge im Juni 2006 auf auf der Internetseite des Klubs. Am 31. März 2007 sagte Rummenigge der SZ, der FC Bayern sei bereit, hohe Summen zu investieren, ,,wir wollen eine große Mannschaft aufbauen".

"Wir müssen jetzt nach den Sternen greifen. Wir wollen unseren dritten Platz bestätigen, die Champions League erreichen." Thomas Doll, Trainer beim Hamburger SV, im Bundesliga-Sonderheft des kicker vor Saison-Anfang. Der HSV kämpfte lange, letztlich aber erfolgreich gegen den Abstieg - allerdings unter Trainer Huub Stevens. Doll wurde beim HSV entlassen und wechselte kurz darauf zu Borussia Dortmund.

"Man kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass wir mehr Tore schießen werden. Wir haben Valdez, Frei, Smolarek, Amoah - und auch Kringe trifft immer häufiger." Trainer Bert van Marwijk am 27. Juli im kicker - Borussia Dortmund hatte in der vorigen Saison 45 Treffer erzielt und brachte es in der soeben zu Ende gegangen Saison auf 41 Tore.

"Ich will nach Möglichkeit häufiger treffen als in der vorigen Saison für Werder Bremen. Mein Ziel sind 15 Tore.'' Stürmer Nelson Valdez nach seinem Wechsel von Bremen zu Borussia Dortmund am 17. Juli 2006 im kicker - Valdez gelang am 32. Spieltag in der Nachspielzeit gegen den VfL Wolfsburg sein einziger Saisontreffer.

"Röber hat unser Vertrauen, er ist absolut Herr der Situation." Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer von Borussia Dortmund, am 8. März 2007 zur Situation von Trainer Jürgen Röber, dem Nachfolger von Trainer Bert van Marwijk. Röber wurde wenige Tage nach diesem Satz entlassen und durch den Trainer Thomas Doll ersetzt.

"Die Mannschaft befindet sich auf einem guten, auf dem richtigen Weg. Ich erkenne eine Entwicklung.'' Peter Pander, Manager bei Borussia Mönchengladbach, am 11. September 2006 im kicker - damals lag die Mannschaft auf Rang vier. Mit dem Abstieg hatte Pander dann nichts mehr zu tun, er war vorher entlassen worden.

"Das ist für uns kein Thema. Nicht im Winter. Auch nicht im Sommer.'' Schalkes Manager Andreas Müller auf die Frage nach einem Wechsel von Torwart Frank Rost am 13. November 2006 im kicker. Wenige Wochen später, mitten im Winter, wechselte Rost zum Hamburger SV.

"Dass wir jetzt Erster sind, ist eine Momentaufnahme. Wir lassen uns nicht blenden. Wir wissen genau, dass wir nicht die Spitzenmannschaft in Deutschland sind und noch viel arbeiten müssen.'' Stürmer Mario Gomez am 11. November 2006 im kicker nach dem zwölften Bundesligaspieltag, als sein VfB Stuttgart kurzfristig auf Platz eins lag - der VfB wurde bekanntlich Meister.

"Für den brisanten Vergleich am Samstag sehe ich uns im Vorteil. Wir mögen solche Drucksituationen.'' Nationalverteidiger Philipp Lahm am 19. April 2007 vor dem Spiel der Münchner Bayern beim VfB Stuttgart, der 2:0 gewann.

"Ich sage, wir bleiben drin." Jürgen Klopp, Trainer bei Mainz 05 im April 2007. Tatsache ist: Mainz ist draußen aus der ersten Bundesliga.

"Ohne Ballack werden wir besser und schöner spielen." Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern, vor der Saison in der SZ. Den mit Ballack gewonnen Meistertitel aus dem Vorjahr mussten die Bayern mit Platz vier ohne Ballack eintauschen.

© SZ vom 21.5.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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