Bundesliga:Für Gerets wird es eng

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Nach dem mageren 2:2 gegen den SC Freiburg muss für den 1. FC Kaiserlautern und Trainer Erik Gerets nun unbedingt ein Sieg her. Ein gelungenes Comeback feierte dagegen Andreas Möller beim 2:0-Sieg seiner Eintracht Frankfurt gegen Borussia Mönchengladbach.

Nur ein Sieg am nächsten Spieltag kann Trainer Erik Gerets den Job beim kriselnden Fußball-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern retten. "Wenn wir gegen die zwei Aufsteiger Freiburg und Frankfurt nicht gewinnen können, haben wir in der Bundesliga nichts zu suchen. Wenn der Erfolg ausbleibt, muss es Konsequenzen geben. Gerets hat das auch akzeptiert", stellte FCK-Boss Rene C. Jäggi nach dem 2:2 (2:2) gegen den SC Freiburg unmissverständlich fest.

Die Auswärtspartie am kommenden Sonntag bei Eintracht Frankfurt wird somit für Gerets zur richtungweisenden und entscheidenden Partie. "Nach dem Spiel in Frankfurt werden wir uns zusammensetzen und die letzten beiden Partien analysieren. Dann werden wir weitersehen", erklärte Jäggi, der den Belgier in die Pflicht nimmt: "Nicht der Gärtner ist für den Erfolg verantwortlich, sondern die Mannschaft muss das hinbekommen - und Gerets ist nun einmal der Chef der Mannschaft."

Gerets: "Ich bin eine Kämpfernatur"

Gerets selbst, der in der vergangenen Saison nach nur einem Sieg aus zwölf Spielen bereits vor der Entlassung stand und dann doch noch zum Retter in der Pfalz aufstieg, gab sich trotz der enttäuschenden Vorstellung gegen Freiburg aber weiter kämpferisch. "Ich bin eine Kämpfernatur und werde nicht davonlaufen, solange noch etwas geht", sagte Gerets.

Die Leistung gegen die Breisgauer gibt allerdings keine große Hoffnung auf eine Wende zum Guten. In der ersten Halbzeit wusste der FCK zumindest kämpferisch zu überzeugen und glich durch einen "Doppelpack" von Marian Christow (32./38.) die zweimalige Freiburger Führung nach Treffern von Soumaila Coulibaly (21.) und Andreas Zeyer (35.) aus.

Nach dem Seitenwechsel ließen die Pfälzer aber den nötigen Siegeswillen vermissen und offenbarten zudem konditionelle Mängel. "In der zweiten Halbzeit war unsere Kraft am Ende", musste Gerets zerknirscht zugeben. Dem 49-Jährigen wird auch eine verfehlte Einkaufspolitik angelastet. "Er hat die Spieler bekommen, die er haben wollte", erklärte Jäggi.

Der Erfolg blieb aber bislang aus. Statt des erhofften Aufschwungs legte der FCK als Tabellenvorletzter in der Bundesliga und mit dem peinlichen Erstrunden-Aus im DFB-Pokal bei Regionallgist Eintracht Braunschweig wieder einen klassischen Fehlstart hin.

Acht-Stunden-Arbeitstag in Kaiserlautern

Vor der Partie in Frankfurt wird Gerets nochmal die Zügel anziehen und greift dabei auf ungewöhnliche Maßnahmen zurück. Mit Acht-Stunden-Arbeitstagen will er das Team auf die Begegnung einschwören und die Homogenität in der Multi-Kulti-Truppe aus 17 Ländern fördern. Dabei werden die Profis zwischen den Trainingseinheiten am Betzenberg bleiben und sich auf Feldbetten aus der US-Air-Base Ramstein ausruhen.

In weiten Teilen der Mannschaft genießt Gerets, der am 4. September 2002 Vorgänger Andreas Brehme abgelöst hatte, weiter das Vertrauen. "Es wäre schade, wenn es jetzt den Trainer treffen würde. Deshalb müssen wir am Sonntag in Frankfurt alles geben", sagte Ex-Nationalspieler Steffen Freund und forderte hundertprozentigen Einsatz für den Coach.

Bei den Freiburgern zeigte sich Trainer Volker Finke mit dem Remis nur zum Teil zufrieden. "Bis auf das Ergebnis hat heute alles gestimmt. Insbesondere nach unserer 1:0-Führung haben wir den Zustand des Gegners nicht ausgenutzt", sagte Finke und bemängelte einmal mehr die ungenügende Chancenausbeute. Dennoch blickt der SC-Coach der Zukunft gelassen entgegen: "Bei uns bestehen wieder Perspektiven für den Aufbau einer guten Mannschaft."

Möller feiert "Comeback des Jahres"

Das Comeback des Jahres dauerte nur 86 Minuten. Doch der Hauptdarsteller war mit sich und der Fußball-Welt zufrieden. "Ich habe nur versucht, ein bisschen Leben reinzubringen" - Andreas Möller, der neue "spiritus rector" bei der Frankfurter Eintracht, gab sich bescheiden. Doch eines war 113 Tage nach dem letzten Bundesliga-Einsatz des 36-Jährigen klar: Der Aufsteiger hat seit dem 2:0 (1:0)-Erfolg bei Borussia Mönchengladbach eine neue Führungskraft. "Überragend" stufte Chefcoach Willi Reimann die Leistung Möllers ein.

"Ich weiß nicht, wie viel ich dazu beigetragen habe", hielt sich der Heimkehrer zurück, verteilte vielmehr Komplimente an seine Mitspieler. Und hat wieder Spaß am Denken und Lenken auf dem Rasen: "Das gibt Geschmack für die nächsten Wochen."

Die Fans der Eintracht feierten den "neuen Alten" mit Sprechchören. "Wir sind wieder im Geschäft, der Sieg war wichtig für die Moral", gab der gebürtige Frankfurter nach dem ersten Saisonerfolg das Zeichen zum Aufbruch, wenngleich er nicht verhehlte, "dass es noch ein harter und steiler Weg bis zum Klassenverbleib" ist.

15 Wochen hatte Möller pausiert, ehe ihn der Ruf der Heimat ereilte. Nur zehn Tage war er im Training, zu spüren war von der Abstinenz vor 33 900 Zuschauern auf dem Bökelberg allerdings nichts.

Wie in alten Zeiten übernahm er die Verantwortung, wurde von seinen Mitspielern gesucht und meist auch gefunden: "Der Trainer hat mir vertraut, und das ist für mich eine Super-Geschichte. Es macht Spaß mit der Mannschaft." Erst wenige Stunden vor der Partie, der 419. Möllers in der Bundesliga, erfuhr der 85-malige Nationalspieler davon, dass Reimann ihn in die Pflicht nehmen wollte.

Haarsträubender Fehlpass

Und Möller erfüllte sie mit einer soliden Leistung, die nur einen Makel hatte: In der 51. Minute schlug der frühere Welt- und Europameister einen fatalen Querpass, der fast zum Ausgleich geführt hätte. "Haarsträubend, das darf nicht passieren", sagte Möller, der sich aber nicht nur in dieser Situation auf seine Kollegen verlassen konnte. "Ich hatte keine Bedenken, unsere Defensive stand gut." So gut, dass die Borussen nach einer extrem schwachen Leistung mit der dritten Niederlage hintereinander in die Krise rutschten.

Die einstige Heimstärke, in der vergangenen Spielzeit der Garant für den Klassenverbleib, gerät abhanden, und auswärts machen die Schützlinge von Trainer Ewald Lienen ohnehin keinen Staat. Der 49- Jährige vermisst Lockerheit bei seiner Elf. "Die Spieler denken nach, ob sie den nächsten Pass noch riskieren können", hielt Lienen seinem Team nach den Treffern von Markus Kreuz (17.) und Henning Bürger in der Schlussminute "zu viel Denken" vor.

Lienen will trotz der sich verschärfenden Situation "Ruhe bewahren und im nächsten Spiel das Selbstvertrauen zurückholen". Zumindest die Statistik lässt ihn hoffen: Bei Hannover 96 hat der fünfmalige deutsche Meister in 14 Begegnungen immerhin fünf Mal gewonnen. Doch das Nervenkostüm der Gladbacher ist nicht intakt. Bestes Beispiel: Marcel Ketelaer führte in der 73. Minute einen Eckball so dilettantisch aus, dass die Borussen-Fans mit einem gellenden Pfeifkonzert antworteten.

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