Bundesliga:Freude und Ärger

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Beim TSV 1860 sind erste Entscheidungen gefallen: Rudi Bommer wird Trainer beim Erstliga-Absteiger, Benjamin Lauth wechselt nicht wie erwartet zum FC Bayern München.

Von Gerald Kleffmann

München - Der 46-jährige Bommer hat gestern Nachmittag bereits mit Löwen-Präsident Karl Auer und Geschäftsführer Detlef Romeiko über Vertragsdetails gesprochen. Dabei hat man sich auf eine Zusammenarbeit ab dem 1. Juli geeinigt.

Bommer soll einen Ein-Jahres-Vertrag für die Zweite Liga mit Option auf einen Folge-Kontrakt für die Erste Liga erhalten. Der Trainer war bisher beim Zweitligisten Wacker Burghausen angestellt, gestern teilte er mit: "Ich denke, dass nach fast vier Jahren Bommer bei Wacker ein Neuer her muss." Zu 1860 sagte er: ""Ich habe Lust auf dieses Amt bei einem Traditionsverein."

Bommer traf sich zu dem mehrstündigen Gespräch mit den Vertretern des TSV in einer Kanzlei. Am Abend reiste er nach Burghausen, um seinen Vertrag dort aufzulösen. Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandschef der Bayern, ließ derweil über den Pressechef Markus Hörwick ausrichten: "Lauth ist im nächsten Jahr bei uns definitiv kein Thema."

Der ehemalige Profi Bommer (417 Einsätze für Düsseldorf, Uerdingen und Frankfurt) galt nach dem Abschied des Interimstrainers Gerald Vanenburg als Wunschkandidat. Zunächst gab es für Bommer Schwierigkeiten, aus seinem bis 2006 laufenden Vertrag beim Zweitligisten Burghausen auszusteigen. Eine Klausel in seinem Vertrag besagt, dass er nur zu einem Erstligisten wechseln darf, 1860 ist aber abgestiegen. Bommer hilft jedoch ein juristischer Trick.

Eine Fußballsaison dauert stets bis zum 30. Juni eines Jahres, so lange gilt 1860 als Erstligist, Bommer könnte also gehen. Aber auch ohne diese Auslegung hätte er wohl wechseln dürfen, Burghausens Manager Kurt Gaugler sagte gestern: "Reisende kann man nicht aufhalten." Gleichwohl Gaugler sauer ist. Sehr sogar.

Er fühlt sich hintergangen. Am Sonntagnachmittag habe er Bommer in der Halbzeitpause des letzten Saisonspiels zwischen Wacker und Union Berlin angesprochen. "Nachdem ich aus 15 Ecken gehört hatte, dass sein Wechsel zu 1860 perfekt sei, wollte ich von ihm wissen, was Sache ist", sagt Gaugler.

Nachdem Bommer Gauglers Anfrage weder bejaht noch verneint hatte, reichte es dem Manager. Er verließ das Stadion. "Ich bin sein engster Mitarbeiter, ich hätte ein offenes Gespräch erwartet." Stattdessen schwieg Bommer. Und sprach später offensichtlich nicht ganz die Wahrheit. Am Abend sagte

Bommer: "Ich habe hier einen Vertrag bis 2006, und den will ich erfüllen." Der Trainer hatte dies wohl aus taktischen Erwägungen gesagt. Burghausen feierte den Klassenerhalt, da wäre Bommers Wechsel schlecht angekommen. Auch auf den TSV ist Gaugler nicht gut zu sprechen. "Deren Vorgehensweise ist stillos", kritisiert der Manager, "es kann nicht sein, dass hintenrum führende Verantwortliche aus Verträgen rausgeholt werden."

Vor fünf Wochen habe ihm 1860-Vizepräsident Wolfgang Hauner versichert, dass die Löwen kein Interesse an Bommer hätten. "Er ist kein Kandidat", soll Hauner gesagt haben, und: "Wir wollen einen anderen Weg gehen." Mit Vanenburg nämlich, der nun nach Eindhoven zurückgekehrt ist. Dass die Löwen Bommer doch abwerben, ärgert Gaugler: "Wenn Bommer bereits am Sonntag Interviews gegeben hat, in denen er seine Pläne verkündete, dann ..." Gaugler sprach seine Drohung nicht aus, ergänzte aber: "Ich erwarte von Bommer und 1860 einen Anruf. Ich werde meine Meinung sagen."

Bis zum Nachmittag hatte sich kein 1860-Offizieller bei ihm gemeldet. Bommer wollte noch am Abend mit Gaugler reden. "Ich möchte im Frieden gehen, ich hatte eine schöne Zeit bei Wacker", sagte er.

Lauths Zukunft ungewiss

Während die Trainer-Frage bei 1860 geklärt ist, bleibt die Zukunft von Lauth ungewiss. Die Meldung einiger Zeitungen, der Jungstar werde zu Bayern wechseln, hat sich nicht bewahrheitet. Offenbar passt Lauth nicht in das Konzept des neuen Trainers Felix Magath, der am Sonntag lange mit Manager Uli Hoeneß über die kommende Saison gesprochen hatte.

Neben dem gesetzten Stürmer Roy Makaay kämpfen bereits drei Profis - Roque Santa Cruz, Claudio Pizarro und Vahid Hashemian - um den zweiten Platz im Bayern-Sturm.

© SZ vom 25.5.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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