Bundesliga:Da waren es nur noch sieben

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Macht der HSV die Bundesliga doch noch spannend? Die Hamburger haben den Patzer von Spitenzreiter Bayern ausgenutzt - und Schalke 2:0 geschlagen. Bielefeld schaffte den ersten Auswärtssieg seit einem halben Jahr.

Der Hamburger SV hat im Rennen um einen Champions-League-Platz einen Big Point gelandet und ist seinem direkten Konkurrenten Schalke 04 um sieben Punkte enteilt. Im Schlüsselspiel um den Einzug in die "Königsklasse" triumphierte die Mannschaft von Trainer Thomas Doll in der Veltins-Arena auf Schalke mit 2:0 (0:0) und verkürzte als Zweiter den Rückstand auf Spitzenreiter Bayern München auf sieben Punkte.

Der niederländische Star Rafael van der Vaart erzielte in einem hektischen und von vielen Fouls geprägten Spitzenspiel mit einem 20-Meter-Freistoß an Freund und Feind vorbei in der 57. Minute das 0:1, ausgerechnet der Ex-Schalker Ailton machte in der 80. Minute alles klar. Beide HSV-Tore musste S04 in Unterzahl hinnehmen: Vor 61.524 Zuschauern in der ausverkauften Arena hatte FIFA-Schiedsrichter Dr. Helmut Fleischer aus Sigmertshausen den Brasilianer Rafinha wegen eines Schlags ins Gesicht von van der Vaart in der 28. Minute vom Platz geschickt.

Der 42 Jahre alte Referee, der sein 110. Bundesligaspiel leitete, hatte von Beginn an nicht hart genug durchgegriffen und bekam dafür die Quittung. Fortan brodelte der Hexenkessel auf Schalke, und Dr. Fleischer avancierte zum Sündenbock. Die Hamburger Sergej Barbarez, Thimothee Atouba und Nigel de Jong hatten Glück, dass der Unparteiische bei rüden Fouls nicht auf Platzverweis entschied.

"Wir sind alle sehr enttäuscht", gab Schalkes Teammanager Andreas Müller zu: "Die Möglichkeit auf Rang zwei ist für uns nun sicher weg. Aber den Kampf um Platz geben wir nicht auf." In Bezug auf den Platzverweis kritisierte Müller sowohl Rafinha, als auch van der Vaart: "Das darf Rafa nicht passieren, da muss er die Hände weglassen. Aber man muss sich auch nicht fallen lassen wie ein sterbender Schwan." In der ersten halben Stunde zeigten beide Mannschaften ein munteres Spiel und boten den Fans zahlreichen Chancen. Schon nach drei Minuten hatte Benjamin Lauth nach einem Traumpass von Barabrez die HSV-Führung auf dem Fuß, aber sein Schuss touchierte die Latte.

Barbarez konnte in der 20. Minute einen Fehler von Schalkes Abwehrchef Marcelo Bordon gegen den großartig agierenden Frank Rost nicht verwerten. In der 26. Minute traf der Brasilianer Lincoln nur die Unterkante der Latte des HSV-Tores.

Der Bundestrainer schaute zu

Nach der Pause wechselte HSV-Coach Doll Ailton und Rene Klingbeil ein. Aber trotz numerischer Überlegenheit bekamen die Hanseaten die zweikampfstarken und motivierten Schalker zunächst nicht in den Griff. Vor allem auch deshalb, weil in der Innenverteidigung die Stammspieler Khalid Boulahrouz (Gelbsperre) und Kapitän Daniel van Buyten (Bänderanriss) fehlten. Eine Woche nach der 2:4-Heimpleite gegen Dortmund präsentierte sich der HSV im Hexenkessel auf Schalke dennoch gut organisiert, zweikampfstark und vor allem bei Standards gefährlich - vor allem bei van der Vaarts 1: 0.

Drei Tage nach dem 3:1-Sieg im Halbfinal-Hinspiel des UEFA-Cups bei Lewski Sofia mobilisierte die Mannschaft von Trainer Mirko Slomka auch in Unterzahl die letzten Kräfte und gab auch nach dem 0:1 nicht auf. Kuranyi (48.) und der eingewechselte Sören Larsen (70./77.) vergaben gute Möglichkeiten gegen HSV-Keeper Sascha Kirschstein. Erst der Ailton-Treffer stoppte Schalkes Gegenwehr. Beste Schalker Spieler waren Bordon und Dauerläufer Gustavo Varela, dessen Vertrag vor der Partie bis 2008 verlängert wurde.

Vor den Augen von Bundestrainer Jürgen Klinsmann hatten auch die Nationalspieler Kevin Kuranyi und Fabian Ernst gute Szenen. Der Ex-Bremer Ernst sah aber die fünfte Gelbe Karte und ist am kommenden Sonntag beim Gastspiel in Duisburg gesperrt. Beim HSV war Barbarez der Ideengeber, van der Vaart erwies sich einmal mehr als Kopf des Tabellen-Zweiten.

Arminia Bielfeld hat im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga den erhofften Befreiungsschlag gelandet, Hannover 96 ist nach der zweiten Niederlage innerhalb von acht Tagen nur noch die graue Maus im Mittelfeld. Eine Woche nach dem 0:5-Debakel bei Werder Bremen verlor die Mannschaft von Trainer Peter Neururer auch ihr Heimspiel gegen die clevere Arminia mit 0:1 (0:1).

Der Albaner Fatmir Vata nutzte am Sonntagabend die einzige Torchance für das Team von Trainer Thomas von Heesen bereits in der 5. Minute zum "Drei- Punkte-Treffer". Mit dem ersten Auswärtssieg seit einem halben Jahr schloss Bielefeld nach Punkten zu Hannover (beide 34) auf. Beide Mannschaften boten den 34 361 Zuschauern in der AWD-Arena in einem Langweiler mit erschreckend vielen Fehlpässen nur Fußball- Magerkost. Vor allem die schwachen Gastgeber enttäuschten ihre Fans.

Beim 1:0 der Arminia schlief die gesamte Abwehr der 96er: Dariusz Zuraw "bediente" seinen Gegenspieler Vata per Kopfball quer durch den Strafraum, danach tanzte der albanische Nationalspieler die Innenverteidigung aus und schob aus 13 Metern überlegt ins lange Eck. Torhüter Robert Enke konnte dem Ball nur noch hinterher schauen. Die Gäste versteckten sich auch nach dem 1:0 nicht und waren die aktivere Mannschaft. Hannover fand nur schleppend seinen Rhythmus, machte zwar Druck, aus der Vorherrschaft im Mittelfeld resultierten aber kaum torgefährliche Aktionen. Zudem standen die Bielefelder mit einem doppelten Abwehrriegel sehr kompakt und lauerten auf Konter.

Erste Chance nach 43 Minuten

So dauerte es bis zur 43. Minute, ehe Jiri Stajner die erste Chance für die Gastgeber hatte. Doch der Tscheche scheiterte mit seinem Aufsetzerkopfball und war auch mit der ihm zugedachten Rolle als Mittelfeld-Antreiber überfordert. Hannovers Kapitän Altin Lala wird sein 100. Bundesligaspiel wohl kaum in guter Erinnerung behalten: Der Albaner musste bereits zur Halbzeit dem gelernten Spielmacher Ricardo Sousa Platz machen; der Portugiese sollte Schwung ins müde Spiel der Hausherren bringen - doch auch Sousa enttäuschte und vergab zudem drei Minuten vor Ultimo die größte Chance der 96er im gesamten Spiel.

Neururer hatte nach dem 0:5 in Bremen mehr Durchschlagskraft und eine bessere Chancenverwertung gefordert, stellte nach dem Ausfall beider Außenverteidiger aber nur die Abwehr um: Für den gesperrten Michael Tarnat und den verletzten Steve Cherundolo rückten der Brasilianer Vinicius und Silvio Schröter in die Startelf. Die Bielefelder feierten dagegen auch ohne ihren Top-Torjäger Isaac Boakye (Knieprobleme) und Marco Küntzel (Grippe) einen verdienten Sieg.

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