Bundesliga:Aufatmen bei Borussia

Lesezeit: 3 min

Dennoch - die Insolvenz in Dortmund ist noch nicht endgültig abgewendet. Und ob die Anleger je ihren Einsatz für die vorläufige Rettung des sechsfachen Fußballmeisters wiederbekommen, steht in den Sternen.

Von Michael Kläsgen

Nach fast sechsstündiger Verhandlung war es am Montagnachmittag so weit: Die Meldung: "Borussia Dortmund vorerst gerettet" lief per Eilmeldung über die Agenturen. Kurz zuvor hatten die Anleger des Molsiris-Fonds dem Rettungsplan des Fußball-Bundesligisten zugestimmt, dessen Dreh- und Angelpunkt der Teilrückkauf des Westfalenstadions war. Den mussten die Anleger absegnen, damit wieder frisches Geld in die Kasse des angeschlagenen Vereins kommt.

Frischluft für den BVB: Die Anleger stimmten einer Rettung zu. (Foto: Foto: dpa)

In einer bisher selten gesehenen medialen Inszenierung stilisierte Deutschlands einziger börsennotierter Fußballclub das Votum der Molsiris-Anleger zu einer Schicksals-Entscheidung. BVB-Manager Michael Meier machte keinen Hehl daraus, Journalisten für seine Sache einspannen zu wollen.

"Helfen Sie uns", sagte er und spielte damit ganz unumwunden auf die Emotionen an, die er eigentlich bei dieser wichtigen Entscheidung nicht haben wollte. Das Ergebnis zeigt, dass die Dramatisierung der Lage gewirkt hat. Die Anleger stimmten so, wie es der Manager, der den Verein fast ruinierte, gewollt hat. Aber was ist damit gewonnen?

Nicht aufgehoben, nur aufgeschoben

In Wirklichkeit ist die drohende Insolvenz nicht abgewendet, sondern nur aufgeschoben. Die Anleger stimmten auch zu, dem Verein neun Millionen aus dem Bardepot des Fonds für den laufenden Spielbetrieb zu geben. Dazu waren sie nicht verpflichtet. Genau betrachtet ist dies auch nicht ihre Aufgabe.

Denn hier werden die Rollen vertauscht. Eigentlich sollte der Spielbetrieb das Stadion finanzieren und nicht die Eigentümer des Stadions den Spielbetrieb. Es bleiben also auch nach dem "Schicksalstag" mehr Fragen offen, als beantwortet wurden.

Eine der wichtigsten: Erhalten die Anleger jemals ihr restliches Geld zurück?

Unter anderem die besagten neun Millionen Euro? Dies steht in den Sternen. Sie haben nicht einmal eine Zusage dafür bekommen. Was aber passiert, wenn die neun Millionen Euro aufgebraucht sind und sich weiter kein seriöser Investor beim BVB meldet? Die Gefahr, dass die Insolvenz ein weiteres Mal bevorstehen könnte, ist nicht gebannt.

Teufelskreis der Emotionen

Unbeantwortet bleibt auch die Frage, ob ein Nein der Anleger zwangsläufig zur Insolvenz geführt hätte. Außer den Geschäftsführern von Borussia und dem Sanierer hat niemand Einblick in die Bilanzen den Klubs. Fraglich ist zudem, ob eine Insolvenz automatisch den Zwangsabstieg des Traditionsvereins aus der Bundesliga bedeutet hätte. Fachleute bezweifeln das. Es waren also am Ende doch wieder die Emotionen, die die Köpfe geleitet haben, und nicht rationale Entscheidungen.

Dies scheint der Teufelskreis zu sein, aus dem sich Borussia Dortmund nicht befreien kann. Aber wahrscheinlich könnte sich dem kein börsennotierter Fußballklub entziehen. Dieser Umstand zeigt, dass Fußball und Börse nicht zusammenpassen, weil eine solide Geschäftsgrundlage fehlt. Die Kurse steigen, wenn die Mannschaft Spiele gewinnt und Fernsehrechte kassiert.

Fußballspieler können nur Fußballspielen

Doch sobald der Erfolg ausbleibt, sich Spieler verletzen, was gleich per Ad-hoc-Meldung bekannt gegeben werden muss, geht der Kurs nach unten. Labiler könnte ein Geschäft kaum sein. Das Betrübliche aus Sicht des Managements ist, dass es beim Ausbleiben des Geschäftserfolgs nicht wie andere mittelständische Unternehmer diversifizieren oder umrüsten kann. Die Fußballspieler können nur Fußballspielen und das Stadion lässt sich auch nicht andersweitig nutzen.

Dies sind keine guten Aussichten, dass es mit der Borussia in Zukunft bergauf gehen wird. Erst recht nicht, wenn sich kein kompetentes Management findet. Über den Abgang von Manager Meier wird seit langem spekuliert. Dies wäre womöglich für den Einstieg eines Geldgebers die Voraussetzung. Obwohl Meier in den vergangenen Tagen eine gewisse Geschicklichkeit zeigte, die Anleger für sich einzunehmen.

Nun bleibt abzuwarten, wie die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Meier und seinen Ex-Kompagnon Gerd Niebaum ausgehen und ob ihnen möglicherweise vorgeworfen werden kann, die Aktionäre und Fonds-Anleger absichtlich getäuscht zu haben. Am Ende wäre beinahe von den Verdächtigungen sogar eine seriöse Bank wie die Commerzbank betroffen gewesen, die sich hat rechtfertigen müssen, warum sie die Molsiris-Anleger nicht über die Risiken des Investments ausreichend aufgeklärt habe.

Sie selber hat sich bei der Erstellung des Prospekts ja nur auf die Angaben von Borussia Dortmund verlassen. Oder nicht? Auch dies ist eine der vielen Fragen, die nach dem "Schicksalstag" des früheren Arbeitervereins vom Borsigplatz offen bleiben.

© SZ vom 15.3.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: