Bremer Zufriedenheit:Eine Art Sieg

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Die Bremer machten aus nur einer Torchance ein Tor. Kein Wunder, dass sie sich über das schmeichelhafte Unentschieden freuten wie kleine Jungs - allen voran Tormann Tim Wiese.

Von Christian Zaschke

Bremens Trainer Thomas Schaaf hatte sich auf dem Podium niedergelassen, nun wurde er gebeten, seinen Kommentar zum Spiel abzugeben. Schaaf sprach eine Weile, er bemerkte, es sei ein glücklicher Sieg gewesen, dann sprach er noch eine Weile weiter.

Die Zuhörer gaben ein kollektives Geräusch von sich, als Schaaf vom "glücklichen Sieg" sprach, ein kurzes, amüsiertes Lachen, doch Schaaf sprach einfach weiter. Er sagte: "Ich bin froh, dass wir uns noch gefangen und in der zweiten Halbzeit den Kampf angenommen haben. Trotzdem war es ein glücklicher Punkt, mit dem ich zufrieden bin."

Er wusste also doch noch, dass Bremen dieses Spiel nicht gewonnen hatte, aber es war ein Versprecher, der zeigte, wie die Bremer dieses Unentschieden empfunden haben. Als eine Art Sieg, weil sie nun die vermeintlich schwierigsten Spiele hinter sich gebracht haben, ohne größeren Schaden zu nehmen, und weil sie ihre Krise als beendet ansehen.

Tormann Tim Wiese war an diesem Sonntagabend so gut gelaunt, dass er sagte: "Wir hatten eine Chance und haben ein Tor gemacht, das ist gut." Er vergrub die Hände in den Taschen seiner Jeans, als sei dort etwas versteckt, und zwar fand er nichts in seiner Hose, wohl aber in seinem Kopf.

"Kompliment den Bayern"

Fast ein Bonmot. Er sagte: "Hätten wir noch eine Torchance gehabt, dann hätten wir wohl noch ein Tor gemacht." Wiese grinste, als er das sagte, und weil es gerade so gut lief, setzte er locker noch einen drauf. "Kompliment den Bayern für ihre Leistung", sagte er freundlich, und jetzt grinste Wiese wie ein Junge, der gerade mit einem der besten Streiche seiner Schülerlaufbahn durchgekommen ist.

Es oblag Torsten Frings, diese Auftritte zu krönen. Erst räumte er ein: "Wir sind sehr unter Druck geraten. Wir haben uns von der Aggressivität der Bayern einschüchtern lassen." Das deckte sich mit den Eindrücken der meisten Beobachter. Dann erläuterte Frings, in der zweiten Halbzeit sei man viel besser ins Spiel gekommen und habe so gut wie keine Torchance mehr zugelassen. Zweimal Podolski? Salihamidzic? Frings sagte: "Wir haben das heute gut gemacht." Er schaute nun zufrieden, und dann, als fiele es ihm gerade eben ein, sagte er: "Wir haben hier einen Punkt verloren."

Frings lächelte nicht, als er das sagte. Er schaute ernst. Er schaute wie ein Mann, der tatsächlich ernst meint, was er sagt.

© SZ vom 12.3.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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