Bremen:Nürnberg entführt einen Punkt

Lesezeit: 2 min

Einer für alle: Nürnbergs Torschütze Virgil Misidjan (Mitte) mit den erfreuten Kollegen Eduard Löwen (links) und Yuya Kubo. (Foto: Carmen Jaspersen/dpa)

Werder verpasst den zweiten Saisonsieg, weil Nürnbergs Virgil Misidjan in der Nachspielzeit das 1:1 gelingt. Der Punkt ist glücklich für den Aufsteiger, der lange mutlos agiert hatte und zu keinen Torchancen gekommen war.

Werder Bremen hat im eigenen Stadion erneut zwei Punkte liegen gelassen. Virgil Misidjan bestrafte am Sonntag die Hanseaten mit seinem Ausgleichstor für den 1. FC Nürnberg in der Nachspielzeit (90.+2) zum 1:1 (0:1). Nach guter erster Halbzeit ließ Werder vor 40 700 Zuschauern nach der Pause stark nach. Der Gewaltschuss von Maximilian Eggestein (26.) war am Ende zu wenig für den ersten Heimsieg der neuen Saison. Bereits am ersten Spieltag hatte es im Nordderby gegen Hannover nur zu einem 1:1 für Werder gereicht.

"Wir haben es nicht zu Ende gebracht. Es gab Phasen, in denen wir das 2:0 nachlegen mussten. Wir haben zu tief hinten drin gestanden. Dann passiert so etwas", sagte der eingewechselte Nuri Sahin, der kurzfristig aus Dortmund nach Bremen transferiert worden war. Torschütze Eggestein fügte hinzu: "In der zweiten Halbzeit haben wir komplett die Kontrolle verloren."

Trotz aller Enttäuschung blieb Florian Kohfeldt seit seiner Amtsübernahme im November 2017 auch im 14. Heimspiel als Werder-Trainer ungeschlagen. Auf diese Zahl kam im Weserstadion vor ihm nur Trainerlegende Otto Rehhagel in den Achtzigerjahren. Am Ende war der Nürnberger Punktgewinn jedoch verdient. Denn schon in der 59. Minute hatte Spielleiter Daniel Schlager in seinem ersten Bundesligaspiel auf Tor für den FCN entschieden. Sein Videoassistent wies ihn jedoch darauf hin, dass der Torschütze Ondrej Petrak bei dieser Aktion im Abseits stand. Der erste Ausgleichstreffer zählte nicht.

Werder hatte vor der Saison forsch einen Europapokalplatz als Ziel ausgegeben. Nach Eggesteins sehenswertem Treffer sangen die Fans sogar: "Deutscher Meister wird nur der SVW!" Dass die Bremer für derart große Ambitionen mittlerweile auch den passenden Kader zusammengestellt haben, zeigte gegen die auch nach drei Spielen weiter sieglosen Nürnberger allein der Blick auf die Ersatzbank. Dort saß der Sieben-Millionen-Euro-Einkauf Milot Rashica, der beim 2:1 in Frankfurt noch das Siegtor erzielt hatte. Dort saß der Altstar Claudio Pizarro, der während der Länderspielpause die meisten Testspiel-Tore geschossen hatte. Und dort saß vor allem der prominente Zugang Sahin, der im Bremer Mittelfeld noch nicht an Torschütze Eggestein und Abräumer Philipp Bargfrede vorbeikommt.

Werder war anfangs klar überlegen und störte die Nürnberger schon früh in deren Spielhälfte. Da die Abwehrarbeit des Aufsteigers jedoch gut organisiert war, hatten die Bremer gemessen an ihrer Dominanz nur wenige klare Chancen. Zumeist endete Werders ansehnliches Kombinationsspiel am Strafraum des FCN. Auch der Club hatte sich in den letzten Tagen der Transferfrist noch einmal kräftig verstärkt. Und gerade im Vergleich zum Saisonauftakt in Berlin (0:1) belebte vor allem Matheus Pereira das Offensivspiel. Der 22 Jahre alte Brasilianer ist eine Leihgabe des portugiesischen Spitzenklubs Sporting Lissabon.

Nach der Pause tat Nürnberg deutlich mehr für das Spiel nach vorne. Das Abseitstor von Petrak, ein Schuss von Eduard Löwen (78.) - Werders Führung geriet in der zweiten Halbzeit ständig ins Wanken. Mit dem Lohn gerade zur rechten Zeit: Nach dem 1:1 gegen Mainz punktete Nürnberg im dritten Spiel zum zweiten Mal.

© SZ vom 17.09.2018 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: