Boxen:Sieg nach Punkten in aufgeheizter Atmosphäre

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Box-Weltmeister Felix Sturm hat im deutschen Duell gegen Pflichtherausforderer Sebastian Sylvester seinen WBA-Titel im Mittelgewicht erfolgreich verteidigt.

Kurz nach dem großen Sieg kam auch noch Kumpel Lukas Podolski zum Gratulieren und Foto machen in den Ring. Jeder sollte am Glück des Champions teilhaben. Felix Sturm ließ sich in allen vier Ringecken stehend feiern, umarmte Trainer Michael Timm und alle Betreuer und genoss seinen Triumph. Der geschlagene Herausforderer Sebastian Sylvester trollte sich derweil mit zwei dicken Veilchen unter beiden Augen und hängendem Kopf samt seiner Entourage. Der "Wikinger" aus Greifswald hatte vom Weltmeister aus Leverkusen schwer einen zwischen die Hörner gekriegt.

Felix Sturm (rechts) trieb seinen Herausforderer Sebastian Sylvester immer wieder in die Defensive. (Foto: Foto: ddp)

Eindrucksvoll hat der Mittelgewichts-Weltmeister der WBA seinen Titel verteidigt. Im zuvor mit zahlreichen verbalen Scharmützeln aufgeheizten ersten deutschen WM-Duell seit Michalczewski gegen Rocchigiani vor acht Jahren ließ Sturm dem Pflichtherausforderer aus Vorpommern vor 9200 Zuschauern in Oberhausen keine Chance.

Mit seiner linken Führhand boxte er Sylvester systematisch aus. Zweimal 118:110 und einmal 119:109 lautete das eindeutige Urteil der Punktrichter. "Hier haben zwei deutsche Mittelgewichtler einen Kampf auf Top-Niveau gezeigt", sagte der Sieger hinterher, "was im Vorfeld geredet wurde, ist jetzt egal." Der Champ war milde gestimmt. Was hatten sich die beiden Lager nicht alles vorher um die Ohren gegeben. Entsprechend aufgeheizt war die Stimmung in der Arena zwischen den Fan-Lagern. Wütende Pfiffe und frenetischer Jubel lösten sich ab, je nachdem, wer gerade auf dem großen Videowürfel zu sehen war. Nach dem Fight aber war alles vergessen, zu eindeutig war auch das Ergebnis, als dass weitere Beleidigungen noch irgendeinen Sinn gemacht hätten.

"Er hat geboxt wie ein Weltmeister, Respekt, er hat unglaublich Druck gemacht", räumte Sylvester als fairer Verlierer ein. Der Sieger gab das Kompliment gleich zurück: "Ich respektiere Sebastian für seine Leistung, er war besser als ich gedacht habe", sagte Sturm, "das Wichtigste war, dass wir eine gute Leistung geboten haben." Und dann sprach er noch im Ring an, was jeder deutsche Boxsportfan dachte: "So etwas brauchen wir öfter und nicht nur alle acht Jahre."

Die Frage nach dem besten deutschen Mittelgewichtler bleibt dennoch weiter ungeklärt. In der kommenden Woche präsentiert sich Arthur Abraham im Fernduell mit Sturm in Bamberg und verteidigt den Gürtel der IBF gegen Raul Marquez. Das Duell des K.o.-Schlägers aus Berlin gegen den erstklassigen Techniker vom Rhein regt die Fantasie an.

"Natürlich ist Felix gegen Arthur das reizvollste Duell", meint Sturm-Promoter Klaus-Peter Kohl, "aber wir haben in ZDF und ARD zwei beteiligte TV-Sender, und beide Boxer sind Topverdiener. Das wird sehr schwer zu finanzieren." Auch Hagen Döring von Abrahams Promoter Sauerland-Event sieht kaum Chancen für den deutschen Mega-Kampf: "Jeder TV-Sender will den Kampf als erstes haben, die Finanzierung muss stehen."

Rund 1,6 Millionen Euro hat Sturm für den Kampf gegen Sylvester erhalten. Das würde für einen Fight gegen Abraham bei weitem nicht reichen. "Einer von uns verliert ja seinen Titel, da fordert man schon Summen, die man sonst nicht fordert", erklärte der Leverkusener. Für "King Arthur" gilt natürlich das Gleiche. Wie es aussieht, wird es also zu diesem Megafight nie kommen. So wie es nie den Kampf Michalczewski gegen Maske und Michalczewski gegen Ottke gegeben hat. Schade für die deutschen Boxfans. Sturm gegen Sylvester hat schließlich Lust auf mehr gemacht.

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