Bochum gewinnt Ruhr-Derby:Glück auf!

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Feierlaune im Revier: Simon Terodde (M) und Marco Terrazzino (links) feiern das 3:0 gegen Duisburg und den zweiten Sieg im zweiten Spiel. (Foto: Guido Kirchner/dpa)

Beim 3:0 gegen den MSV Duisburg feiern die VfL-Fans ihr Team schon als "Spitzenreiter". Der Zweitliga-Zweite hat seine Defensive nun besser im Griff.

Von Philipp Laberenz, Bochum

Bei Gertjan Verbeek weiß man immer, worauf man sich einstellen muss. Er ist keiner, der verbergen kann, wie es in ihm aussieht. Beim Trainer des Zweitligisten VfL Bochum lässt sich die Stimmung leicht vom Gesicht ablesen. Berechenbarkeit ist sein Wesen.

Da verwunderte schon ein wenig, als Verbeek im Dezember ausgerechnet beim VfL Bochum anheuerte. Denn der Revierklub steht für vieles, nur nicht für Berechenbarkeit. Der VfL ist immer für eine Überraschung gut, seine Anhänger erleben ein stetes Auf und Ab. Auf überzeugende Erfolge folgt oft klägliches Scheitern. Doch darin sehen sie ihre Stärke in Bochum: nach allen Rückschlägen immer wieder aufzustehen. An diesem Widerspruch konnte auch Cheftrainer Verbeek bisher nicht sonderlich viel ändern. Unter ihm landete der VfL 2014/15 nach seiner Übernahme auf einem enttäuschenden elften Platz. Während sich vorne die Offensive um Torjäger Simon Terodde prächtig präsentierte, war die Hintermannschaft stets das Problem, der VfL kassierte die meisten Tore in Liga 2, und so waren sie froh in Bochum, als die Saison zu Ende und der VfL nicht abgestiegen war.

Verbeek kann es sich gemütlich machen am 53. Geburtstag

Nun haben sie wieder gute Laune, schließlich stehen sie nach dem zweiten Sieg im zweiten Spiel auf Platz zwei der zweiten Liga. Lange waren nicht mehr so viele Fans ins Ruhrstadion gekommen wie zur ersten Heimpartie der neuen Saison, 23.500 Zuschauer sahen das 3:0 im Derby gegen Duisburg. Schon beim Absteiger Paderborn war Bochum vergangene Woche mit einem Erfolg in die Zweitligasaison gestartet, ohne dass die Probleme der vergangenen Saison wieder aufgetreten wären. Das zweikampfstarke Duo Anthony Losilla und Tim Hoogland, beide gelernte Abwehrspieler, agiert gegen Duisburg im Mittelfeld vor der Abwehr und verleiht der Defensive die nötige Stabilität. Auch an diesem Samstag, seinem 53. Geburtstag, schaute Verbeek zuversichtlich und gelassen, als er es sich auf seinem Gartenstuhl am Spielfeldrand gemütlich machte, selbst sich häufende Ungenauigkeiten seiner Mannschaft ließ er stoisch über sich ergehen.

"Ich wusste, dass wir geduldig gegen die tief stehenden Duisburger weiterspielen mussten", sagte Verbeek später. "Meine Spieler haben das auch gut gemacht, indem sie den Ball und Gegner haben laufen lassen." Zu oft hatten sie es zunächst durchs Zentrum versucht, in der 56. Minute kamen sie einmal über außen. Erst trat Hoogland über den Ball und brachte so Timo Perthel ins Spiel. Dessen Abschluss wäre wohl am Tor vorbeigesegelt, doch Duisburgs Innenverteidiger Thomas Meißner konnte nicht schnell genug ausweichen, der Ball kam scharf, er nicht mehr weg. So fälschte er das Spielgerät für seinen Schlussmann Michael Ratajczak unhaltbar ins eigene Tor ab. "Wo soll ich hin?", fragte Meißner später. "Es ist bitter, dass er dann reinfällt, denn bis dahin haben wir das sehr gut gemacht."

Die Duisburger gaben sich auf nach dem zweiten Treffer

Damit konnte er nur die Abwehrarbeit meinen, denn offensiv trat der MSV zu harmlos auf. Als dann MSV-Coach Lettieri mit einer zweiten Spitze umstellen wollte, kam Onur Bulut ihm zuvor. Beim Treffer zum 2:0, nach feinem Pass von Janik Haberer, kam er frei vor Ratajczak zum Abschluss. Die Duisburger gaben sich auf, das 3:0 durch Simon Terodde war die logische Folge in einer Partie, die bei den VfL-Anhängern gleich wieder zu Überschwang führte: "Spitzenreiter"-Gesänge wurden angestimmt. Da stimmte zwar in diesem Moment, später allerdings schob sich Freiburg durch das 1:0 beim TSV 1860 München auf Rang eins. Und überhaupt: Ist es am zweiten Spieltag noch ziemlich früh für solche Gesänge.

"Über die drei Punkte freue ich mich, aber auch Art und Weise, wie wir gespielt haben", sagte Verbeek später. "Aber es werden deutlich schwerere Spiele kommen". Dass ausgerechnet die ehemaligen Duisburger Spieler Perthel und Terodde gegen den MSV trafen, war irgendwie typisch. "Ich kann nur mit den Spielern arbeiten, die wir haben", sagte Duisburgs Trainier Gino Lettieri. "Bis zum Gegentreffer haben wir wenig zugelassen. Doch das Tor hat uns viel zu sehr entmutigt." Ganz anders die Bochumer: Für die heißt es gerade: Glück auf! Und nicht nur Verbeek, der Mann für die beständigen, die verlässlichen Momente, wird gespannt sein, wie lange das anhält.

© SZ vom 01.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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