BMW PGA Championship:Mit Spaß und viel Liebe

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Der Spanier Miguel Ángel Jiménez mag Zigarren, Wein und vor allem Autos - vermutlich spielt er deshalb bei BMW-Turnieren besonders gut

Als Miguel Ángel Jiménez anlässlich des Ryder Cups 2004 gefragt wurde, wie der Mannschaftsraum der Europäer ausgestattet werden solle, antwortete er: "Rioja-Wein, Espresso- Maschine, Zigarren". Teamkapitän Bernhard Langer ließ den Wunsch erfüllen. Europas Team gewann im Oakland Hills Country Club in Michigan triumphal, obwohl Jiménez nur einen Punkt beisteuern konnte. Aber war die Mannschaft ohne diesen spanischen Kauz mit der wilden Mähne überhaupt denkbar? Mit einem Sieg bei der BMW PGA Championship hat sich Miguel Ángel Jiménez den Platz im Ryder-Cup-Team 2008 definitiv gesichert. "Kapitän Nick Faldo wird erfreut sein", sagte Jiménez in Wentworth, "ich bin erfahren, ich bin ruhig, und so viel steht fest: Ich werde 120 Prozent geben". Ob Nick Faldo, ein Freund von Krafträumen und asketischer Ernährung, wirklich erfreut sein wird? Er hat seine Kandidaten bereits zu Fitnesstests eingeladen, und ohne Details zu kennen, lässt sich erahnen: Das ist nicht die Stärke von Miguel Ángel Jiménez. Aber das stört den Spanier nicht. Er hat andere Dinge, die ihn stark machen. Dazu zählt er: "Spaß".

(Foto: N/A)

Der Mann aus Malaga, Jahrgang 1964, ragt ins aktuelle Profigolf herein wie aus einer anderen Zeit. Die Golfer werden, wenn nicht zu Asketen, so doch zu Athleten. Ein Wort wie "Genuss" würde man nicht in Verbindung bringen mit der jungen Garde, zu der der Deutsche Martin Kaymer zählt. Jiménez wuchs mit sechs Brüdern in Malaga auf. Er komme von ganz unten, sagt er, und deshalb sieht er keinen Grund zu verschweigen, dass er seine mächtigen kubanischen Zigarren am liebsten morgens nach dem Zähneputzen raucht, und dass er bei seinen Reisen auch immer einen Humidor dabei hat, einen Befeuchtungskasten für die Zigarren. Kein Geheimnis auch, dass er teure Uhren liebt und dass seine Garage voller schneller Autos steht. Sein Kosename lautet "Mechanic", aber lieber als daran herumzuschrauben fährt er die Dinger aus. Wie schnell er seinen feuerroten Ferrari schon gefahren hat, seinen Lieblingswagen, will er nicht verraten; in Deutschland, sagt er, habe er einen BMW schon einmal auf 320 hochgejagt.

Jiménez und BMW, das ist noch so eine unglaubliche Geschichte: Ausgerechnet der Autofreak aus Spanien hat es als erster und einziger geschafft, alle drei BMW-Turniere auf der European Tour für sich zu entscheiden. Jiménez hatte 2004 die BMW Asian Open und im selben Jahr die BMW International Open gewonnen.

Den Sieg in Wentworth, errungen im Stechen gegen den Engländer Oliver Wilson, verbuchte er als Geschenken zu seinem 20-jährigen Tourjubiläum. Und er hätte bestimmt nichts dagegen, das Festjahr mit einem weiteren BMW-Erfolg bei den International Open 2008 im Golfclub München Nord-Eichenried zu begehen.

Natürlich darf man das Können, den Ehrgeiz und die Beharrlichkeit des Spaniers nicht unterschätzen - ohne diese Eigenschaften wäre so eine Karriere nicht denkbar. Aber er braucht seine Hobbys, seine Freunde in Malaga, die Nähe seiner Frau und der beiden Kinder. Im Jahr 1999 unternahm er tatsächlich den Versuch, auf der US-Tour Fuß zu fassen. Im Nachhinein wirkt es sonnenklar, dass er scheitern würde. Abgesehen von New York und San Francisco sehe Amerika überall gleich aus, sagte er, als er 2003 wieder auf die europäische Tour zurückkehrte, wo er mittlerweile 16 Turniere gewonnen hat. In Europa fühlt er sich zu Hause und verstanden, hier kann er Interviews geben, in denen er ausführlich über Paella-Rezepte referieren darf. Befragt nach der wichtigsten Paella-Zutat, antwortete er: "Liebe". Ob Nick Faldo so etwas verstehen würde?

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