Biathlon-WM:Groß verteidigt seinen Titel

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Zwei Wettkampftage, vier Medaillen: Die deutschen Biathleten sind in Oberhof erfolgreich unterwegs. Allen voran Ricco Groß, der Vortagessieger Raphael Poiree beim letzten Schießen hinter sich ließ und seinen WM-Titel im Verfolgungsrennen verteidigte. Für Martina Glagow gab es einmal Bronze sowie einmal Silber.

Der Triumphzug des Ricco Groß zur Goldmedaille hat den überragenden Auftakt der deutschen Biathleten beim WM-Heimspiel in Oberhof gekrönt. Einen Tag nach Sprint-Silber verteidigte der Ruhpoldinger vor 50.000 Fans seinen Titel im Jagdrennen erfolgreich. Die Mittenwalderin Martina Glagow steuerte Silber (Jagd) und Bronze (Sprint) zum deutschen Traumstart bei.

"Ein supergeiles Gefühl, wenn Du ins Ziel kommst und sie Dich als Weltmeister feiern", jubelte Ricco Groß. "Für mich haben sie alle Träume erfüllt", meinte Glagow. Neben den deutschen Superstars überragte das Ehepaar Poiree. Die Norwegerin Liv Grete siegte in Sprint und Jagdrennen, ihr französischer Mann Raphael steuerte Sprint-Gold bei.

"Das war die schwerste Runde meines Lebens. Die Leute haben mich so nach vorne gedroschen. Es war einfach unfassbar", schilderte Ricco Groß den abschließenden Höhepunkt der zwei ersten Tage der großen Skijäger-Show am Thüringer Rennsteig. Nachdem Groß beim letzten Schießen des Jagdrennens den bis dahin führenden Poiree überholte und mit 15,3 Sekunden Vorsprung den Stand verließ, holte der Franzose auf der Schlussrunde Meter um Meter auf, gab aber 100 Meter vor dem Ziel den Kampf auf.

"Hoch soll er leben", hallte es aus tausenden Kehlen in der proppevollen Rennsteig-Arena. "Leute, das ist zwar schön, aber es tut so weh", antwortete der restlos ausgepumpte Groß nach seinem "supergeilen" Rennen. 55.000 Euro Prämie aus den Kassen von DSV und Weltverband waren der Lohn für den nunmehr achtmaligen Weltmeister, Glagow kassierte 33.500 Euro ein.

"Vier Medaillen, einen Titel: unsere Mannschaft hat dem riesigen Erwartungsdruck hier standgehalten. Genau so hatte ich es erwartet", erklärte der Sportdrektor des Deutschen Skiverbandes DSV, Thomas Pfüller. Das selbst gesteckte WM-Ziel mit vier Medaillen hat sein Team bereits nach vier von zehn WM-Rennen dank Groß und Glagow voll erfüllt.

Groß hat "das Unmögliche möglich gemacht"

"Phänomenal", fand Herren-Bundestrainer Frank Ullrich, der wie ein Irrwisch auf der Zielgerade mit hoch erhobenen Fäusten jubelnd hinter Groß die Zielgerade entlang stürmte. "Damit hatte keiner gerechnet. Der Ricco hat heute das Unmögliche möglich gemacht." Aus dem Herrenteam überzeugte hinter Groß noch Michael Greis mit den Rängen fünf und neun. Nach seinem achten Platz im Jagdrennen spurtete Sven Fischer umgehend ins Krankenhaus, wo seine Freundin Doreen unmittelbar vor der Entbindung stand.

"Besser hätte der Einstieg in die WM für unsere Mannschaft gar nicht sein können. Ich bin sicher, dass wir hier eine tolle WM erleben werden", meinte Thomas Bach. Der IOC-Vizepräsident und bekennende Biathlon-Fan war am Morgen vom Ball des Sports aus Frankfurt/Main nach Thüringen gereist und fieberte wie versprochen im goldenen IOC-Anorak am Schießstand mit Groß, Glagow und Co.

"Bronze und Silber, ich bin einfach super zufrieden", meinte Glagow am Ende des WM-Auftaktwochenendes, das durch Schneefall und Sturmböen stark beeinträchtigt wurde. "Am Schießstand war es manchmal so windig. Ich habe mich teilweise gewundert, dass ich überhaupt getroffen habe." Vater und Wachs-Spezialist Martin Glagow, der im Ziel jeweils erster Gratulant bei seiner Tochter war, bilanzierte: "Die Martina hat sich prächtig geschlagen, war läuferisch voll dabei. Ich bin zufrieden."

Drei Chancen hat Martina Glagow am Rennsteig noch, ihre Sammlung mit dem Gewinn einer Goldmedaille zu komplettieren. "Ich erwarte nichts mehr von mir. Ich will mich jetzt erst einmal richtig freuen. Alles, was jetzt noch kommt, ist wirklich Zugabe." Bundestrainer Uwe Müssiggang schimpfte, das Jagdrennen am Sonntag sei nicht mehr regulär gewesen. "Bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften sollte man solche Rennen abbrechen", erklärte der Coach. "Insgesamt haben wir unser Soll erfüllt. Darüber sind wir erst einmal sehr froh."

Der Thüringer Wetterdienst hatte am Vormittag für das Gebiet um Oberhof eine Unwetter-Warnung ausgegeben. Wettkampfleiter Norbert Baier sprach nach dem Wind-Roulette am Rennsteig am Ende erleichtert von "Wettkämpfen am Limit", bei dem die Athleten "machbare Bedingungen" vorgefunden hätten.

Nach einem Ruhetag am Montag steht in der Rennsteig-Arena am Oberhofer Grenzadler am Dienstag (10. Februar, 14.20 Uhr/live im ZDF) das 15-km-Einzelrennen der Damen als nächste WM-Entscheidung auf dem Programm. Die an einem fiebrigen Infekt leidende Mitfavoritin Uschi Disl (Moosham) fällt dafür definitiv aus. Die 33-Jährige soll zu diesem Termin erst mit leichtem Lauftraining beginnen.

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