Biathlon:Ein triumphaler Winter

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Die deutschen Biathleten waren diese Saison kaum zu schlagen. Das Ergebnis: Der bislang erfolgreichste Winter in der Geschichte und ein Shootingstar, der auf eine erfolgreiche Zukunft hoffen lässt.

Andrea Henkel und Michael Greis gewannen den Gesamt-Weltcup. Die kleinen Weltcup-Kugeln gingen an Kati Wilhelm im Sprint und Massenstart, Henkel im Einzelrennen und Greis im Sprint. Als krönenden Höhepunkt hatten sich die Skijäger des Deutschen Skiverbandes (DSV) bei der Weltmeisterschaft fünf von elf möglichen WM-Titeln geholt.

Nummer 3 siegt: Andrea Henkel, Gewinnerin des Gesamtweltcups. (Foto: Foto: dpa)

Beim Saisonfinale im sibirischen Chanty Mansijsk reichte der Großbreitenbacherin Andrea Henkel am Sonntag in einem verrückten Massenstartrennen der 15. Platz zum erstmaligen Gesamtsieg.

Der Nesselwanger Greis lag bereits nach Rang 16 in der Verfolgung am Samstag uneinholbar vorn und verabschiedete sich am Sonntag mit Rang zwei im Massenstartrennen hinter dem Russen Iwan Tscheresow. Sven Fischer (Oberhof) setzte sich im Zielspurt um Platz drei gegen Ole Einar Björndalen durch.

Henkel sammelte 870 Punkte und behauptete sich vor der letztjährigen Gesamtsiegerin Wilhelm (Zella-Mehlis/863 Punkte) und der Schwedin Anna Carin Olofsson (860). Greis setzte sich mit 794 Zählern vor Björndalen (736) und dem Franzosen Raphael Poiree (709) durch.

Angehende Millionärin

"Ein bisschen verdanke ich das auch Ole Einar, der wegen seiner Langlauf-Ambitionen drei Weltcups ausgelassen hat. Trotzdem bin ich mächtig stolz darauf, dass ich beide Saisonziele - einen WM-Titel und den Gesamtweltcup - geschafft habe, sagte der dreimalige Olympiasieger Greis.

Das "neue Gesicht" des internationalen Biathlons ist aber Saison-Aufsteigerin Magdalena Neuner (Wallgau), die am Samstag nach dem Sprint zwei Tage zuvor auch ganz überlegen die Verfolgung zu ihren Gunsten entschieden hatte. Nach gutem Start in ihrem ersten kompletten Weltcup-Winter spielte die im Februar 20 Jahre alt gewordene bayerische Hausmusikerin (Harfe) seit Januar die erste Geige im Konzert der Weltbesten.

Mit drei WM-Titeln und sieben Weltcup-Siegen, die in einer Saison noch nie einer deutschen Skijägerin gelungen sind, war die angehende Werbemillionärin 2007 erfolgreicher als jede andere. Insgesamt 75.000 Euro spielten die Skijäger dem DSV durch den Gewinn des Nationencups der Damen und Platz zwei bei den Herren ein.

Die deutschen Skijägerinnen sammelten mit 16 Erfolgen in 27 Weltcuprennen mehr Tagessiege als der "Rest der Welt" zusammen. "Die Basis dafür ist das prima Klima in unserer Mannschaft, in der sich die Jüngeren und Älteren bestens ergänzen", erklärte Bundestrainer Uwe Müssiggang.

"Unvorstellbares Rennen"

Nach dem erfolgreichsten Winter in 17 Jahren gemeinsamer Arbeit verabschiedete er seinen Co-Trainer Harald Böse, der sich von seinen Auswahl-Aufgaben zurück zieht.

Zuvor waren die DSV-Damen im finalen Massenstart bei einem "unvorstellbaren Rennen, das ich so noch nie erlebt habe" (Müssiggang), durch ein Wechselbad der Gefühle gegangen.

Bei fast unberechenbaren Windböen zeigten in Henkel, Wilhelm und Olofsson alle drei Anwärterinnen auf den Gesamtsieg Nerven. Henkel verfehlte im ersten Liegendschießen erstmals in ihrer Laufbahn alle fünf Scheiben und hatte nach den 750 Zusatzmetern in der Strafrunde mehr als zweieinhalb Minuten Rückstand. Wilhelm startete mit zwei Strafrunden.

Olofsson traf zwar beim ersten Schießen alle fünf Scheiben, leistete sich dann aber sieben Fehler und fiel auf den 20. Platz zurück.

Henkel verfehlte danach nur noch ein Ziel, lief wie entfesselt und überholte nach dem vierten Schießen zunächst Olofsson in der Strafrunde und anschließend auf der 2,5 Kilometer langen Schlussrunde auch noch Wilhelm.

"Das war nach dem Dämpfer nur noch schön", sagte sie und verdrückte ein paar Tränen, als sie im Ziel von ihren Team- Kolleginnen auf die Schultern genommen wurde.

Wilhelm kündigte für den Abend eine Fete bei der Athletenparty an, bei der sich mit der zweimaligen Olympiasiegerin Katrin Apel (Frankenhain) und dem viermaligen Olympia-Goldmedaillengewinner Ricco Groß (Ruhpolding) zwei Ausnahmekönner vom aktiven Sport verabschiedeten.

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