BG Donau-Ries:Sprungbrett Bundesliga

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Luisa Geiselsöder. (Foto: OH)

Luisa Geiselsöder gilt als eines der größten Talente der Liga. Trotz zahlreicher Angebote bleibt sie in Nördlingen.

Von Raphael Späth

Das College - für fast jeden Nachwuchsbasketballer ist es der ganz große Traum, nach seiner Schulzeit einige Jahre ins amerikanische Bildungssystem zu wechseln und über den Hochschulsport schließlich den Sprung in die nordamerikanischen Profiligen NBA oder WNBA zu schaffen. Für Luisa Geiselsöder aber gilt das nicht. "Das College war mit 14 Jahren für mich mal eine Option", sagt 19 Jahre alte gebürtige Ansbacherin. "Dann habe ich mir den Basketball dort mal genauer angeschaut und war gar nicht so begeistert. Ich finde den europäischen Basketball viel schöner und dynamischer." Genau deshalb hat sie sich nicht für den Sprung in die USA entschieden, sondern bei den XCYDE Angels Nördlingen verlängert.

Bereits im vergangenen Jahr war Geiselsöder auf der Centerposition eine der Hauptstützen im Kader des Basketball-Bundesligisten. Mit mehr als elf Punkten und fünf Rebounds in 27 Minuten Einsatzzeit war sie statistisch gesehen sogar die zweitbeste deutsche Spielerin der gesamten Liga - und das alles, während sie für das Abitur gelernt hat. "Würde ich nicht mit meiner Schwester zusammenwohnen, wäre das Ganze auch anders ausgegangen", erzählt sie heute. Laura Geiselsöder ist fünf Jahre älter und spielt ebenfalls Basketball bei den Angels in Nördlingen, die Lehramts-Studentin ist die Teamkapitänin. "Wir greifen uns im Haushalt gegenseitig unter die Arme", erzählt die kleine Schwester. "Wenn sie Prüfungen hat, dann mache ich ein bisschen mehr. Und als ich lernen musste, hat sie den Haushalt geschmissen."

Auch das war ein Grund, weshalb Luisa Geiselsöder sich relativ früh dazu entschieden hat, ihren ersten Profivertrag zu unterschreiben und ein weiteres Jahr in Nördlingen zu spielen, bevor sie ins Ausland wechselt. "Ich wollte auf jeden Fall noch ein Jahr in Bayern bleiben, und da das jetzt mein erstes Profijahr ist, wollte ich nah an meiner Familie sein, damit sie mich auch moralisch unterstützen können." Vor drei Jahren sind die Geiselsöder-Schwestern aus dem mittelfränkischen Burgoberbach nach Ries gewechselt, seitdem gelten sie als Aushängeschilder des Vereins. "Viele junge Mädchen kommen häufig auf mich zu, für die bist du der Star", erzählt Luisa Geiselsöder. "Das realisiert und versteht man erst gar nicht - für mich ist jemand wie Dirk Nowitzki ein Star, aber nicht ich." Inzwischen hat sie die Vorbildrolle aber angenommen und geht gerne mit gutem Beispiel voran. "Du hast eine Verantwortung dem Jugendbasketball gegenüber, so viele Spielerinnen wie möglich von der schönen Seite des Basketballs zu überzeugen."

Ähnlich wie Dirk Nowitzki gelingt ihr das auch durch Erfolge in der Nationalmannschaft: Im vergangenen Sommer feierte sie mit der U18 des Deutschen Basketball-Bundes den ersten Europameistertitel in der deutschen Basketballgeschichte.

Im vergangenen Sommer feierte sie mit der U18 den ersten Europameistertitel in der deutschen Basketballgeschichte. Damit verbunden war die Qualifikation zur U19-WM in Thailand diesen Sommer, wo die amtierenden Europameisterinnen am Ende jedoch nur auf den 13. Platz kamen. "Für die erste Teilnahme an einer Weltmeisterschaft war das Ergebnis okay. Wir haben unser Bestes gegeben, aber irgendwie war in diesem Sommer der Wurm drin", sagt Geiselsöder. Neben der U19-WM stand für sie noch die U20-EM auf dem Programm - die Priorität hatte: "Mein Trainer und Mentor Imre Szittya sagt immer: Die WM ist die Belohnung, die EM die tägliche Arbeit." Allerdings hatte das deutsche Team auch bei der Europameisterschaft in Tschechien kein Glück, schlussendlich konnte die U20 kein Spiel gewinnen und landete auf Rang 16. "Uns haben aber gleich drei wichtige Schlüsselspielerinnen gefehlt. In Bestbesetzung hätten wir auf jeden Fall oben unter den besten Acht mitgespielt", sagt Geiselsöder.

Gegen den späteren Vize-Europameister aus Russland führte die deutsche Auswahl im Achtelfinale sogar drei Minuten vor der Schlusssirene, konnte dann aber keinen einzigen Punkt mehr erzielen. Beste Spielerin war auch in dieser Partie wieder Geiselsöder: Sie erzielte mit 16 Punkten und 13 Rebounds ein sogenanntes Double-Double, bei beiden Turnieren war sie unter den zwölf besten Punktesammlerinnen. In der kommenden Saison möchte sie vor allem an ihrer Verteidigungsarbeit und am Rebounding arbeiten. Außerdem soll der Wurf stabilisiert werden - bisher ist sie als Center hauptsächlich unter den Körben zu finden.

Dabei helfen soll ihr auch der neue Nördlinger Trainer Ajtony Imreh. Der Ungar gilt in Fachkreisen als einer, der vor allem Jungtalenten helfen kann, den nächsten Schritt zu gehen; dazu hat er schon angekündigt, das Team in der neuen Saison um Geiselsöder herum aufzubauen. Mit den US-Amerikanerinnen Chelsea Jennings und Leslie Vorpahl sowie Nationalmannschaftskollegin Julia Förner haben sich die Angels in diesem Sommer hochkarätig verstärkt. In der diesen Samstag mit einem Heimspiel gegen Marburg (16 Uhr) beginnenden Saison hat sie sich die Playoffs als Ziel gesetzt. Nach dem Jahr Bundesliga möchte sie dann aber den nächsten Schritt wagen und ins Ausland gehen. Im Vergleich zu den großen Ligen Europas oder Nordamerikas ist die Bundesliga eher eine Entwicklungsliga und kaum konkurrenzfähig "Mein Traum wäre es, in Frankreich oder Spanien EuroLeague zu spielen", sagt Geiselsöder. Nebenbei möchte sie ein Fernstudium beginnen, das College ist aber ausgeschlossen: "Wenn ich demnächst in die USA reise, dann als Urlaubsziel - und nicht, um dort Basketball zu spielen."

© SZ vom 21.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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