Betrug:Auftakt zum Fifa-Prozess

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Ex-Funktionäre beteuern ihre Unschuld im Korruptionsskandal.

In New York hat der erste Prozess zum großen Korruptionsskandal rund um den Fußball-Weltverband (Fifa) begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft den ehemaligen Funktionären Jose Maria Marin, Juan Angel Napout und Manuel Burga aus Südamerika vor, an einem gigantischen Bestechungs- und Betrugsnetzwerk beteiligt gewesen zu sein. Alle drei beteuerten bei den Eröffnungsplädoyers am Montag ihre Unschuld.

Der Skandal war im Mai 2015 publik geworden. Damals wurden am Rande des Fifa-Kongresses in Zürich sieben Funktionäre verhaftet; später gab es weitere Festnahmen. Insgesamt richtet sich die US-Anklageschrift gegen 42 frühere Offizielle und Manager. Es geht um Betrug, Bestechung und Geldwäsche rund um die Vergabe von Medien-, Vermarktungs- und Sponsoringrechten in Südamerika. Die Vorgänge belaufen sich auf ein Gesamtvolumen von 200 Millionen Dollar. Die Anklage will Hunderttausende Seiten Beweismaterial vorlegen, mehrere Dutzend Personen stehen auf der Zeugenliste. Die Ermittler zogen ihre Erkenntnisse zudem aus den Aussagen von Kronzeugen, die gegen ehemalige Mitverschwörer auspackten, um ihre eigenen Strafen abzumildern.

Das nun angeklagte Trio zählte jahrelang zu den Spitzenfunktionären des südamerikanischen Verbandes Conmebol. Marin, 85, war bis zu seiner Verhaftung vor zwei Jahren Präsident des brasilianischen Verbandes, der Paraguayer Napout, 59, kurzzeitig sogar Fifa-Vizepräsident und Burga, 60, bis zum Jahr 2014 Fußballchef in Peru. "Sie alle haben den Sport betrogen", sagte Staatsanwalt Keith Edelman zum Prozessauftakt: "Die Beweise werden zeigen, dass die Angeklagten über 20 Jahre lange Komplotte geschmiedet und das System missbraucht haben."

Inzwischen gibt es auch weitergehende Vorwürfe. So soll der Paraguayer Napout noch aus der Untersuchungshaft heraus Anweisungen gegeben haben, Computer mit offenkundig belastendem Material in der Conmebol-Zentrale entfernen zu lassen. Zudem beschäftigen sich die Staatsanwälte mit der Frage, wie stark geständige Mitverschwörer unter Druck gesetzt wurden. Von Morddrohungen ist die Rede.

Marin, Napout und Burga drohen jeweils bis zu 20 Jahre Haft. Bislang haben sich in dem beispiellosen Skandal rund zwei Dutzend Beschuldigte schuldig bekannt. Hector Trujillo, Ex-Generalsekretär des Verbandes von Guatemala, war Ende Oktober zu acht Monaten Haft verurteilt worden, Costas Takkas, Ex-Generalsekretär auf den Kaimaninseln, muss insgesamt 15 Monate ins Gefängnis.

© SZ vom 15.11.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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