Besuch im Holocaust-Museum:"Dürfen niemals vergessen!"

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Der FC Bayern kommt bei seiner USA-Reise seiner gesellschaftlichen Verantwortung nach.

Es war ein bewegender Moment, als Joshua Kaufman das Wort ergriff. Kaufman, geboren vor 91 Jahren in Ungarn als Kind einer ultraorthodoxen jüdischen Familie, ist ein Überlebender des Holocaust; am 29. April 1945 wurde er in einem Außenlager des KZ Dachau von US-Soldaten aus einem Güterwaggon befreit. Vertreter des FC Bayern hörten am Mittwoch ergriffen zu, als Kaufman im "Museum of the Holocaust" in Los Angeles sprach. Der Fußball-Rekordmeister hatte zu Beginn seiner zehntägigen USA-Reise diesen besonderen Termin angesetzt: die Eröffnung der Wanderausstellung "Verehrt - verfolgt - vergessen: Opfer des Nationalsozialismus beim FC Bayern."

Erinnert werden soll dort an den früheren Vereinspräsidenten Kurt Landauer und weitere neun jüdische Spieler und Offizielle der Münchner, die von den Nazis verfolgt und ermordet wurden. "Es ist eine große Ehre für uns, dass unser ehemaliger Präsident damit geehrt wird. Es macht uns stolz", sagte FCB-Klubchef Karl-Heinz Rummenigge bei der Ausstellungseröffnung. Der Fußball könne eine "große Rolle spielen, um beispielhaft im positiven Sinne" mitzuwirken bei der Aufarbeitung der Verbrechen der Nationalsozialisten, sagte Rummenigge: "Es ist eine Verantwortung, der wir uns gerne gestellt haben."

Wegen verschiedener Trainingslager-und PR-Reisen ins Ausland hat der FC Bayern auch schon viel Kritik an seiner politischen Haltung einstecken müssen: Im Jahr 2015 reiste das Team zu einem Spiel nach Saudi-Arabien, ihr Winter-Camp schlagen die Bayern seit Jahren in Katar auf, obwohl dem Gastgeberland der WM 2022 die Verletzung von Menschenrechten vorgeworfen wird. In die USA reisten die Bayern zudem in einer Maschine ihres Sponsors: der staatlichen katarischen Fluggesellschaft Qatar Airways. In Kalifornien hingegen hinterließen die Münchner nun einen guten Eindruck. Die Leiter des "Los Angeles Museum of the Holocaust", 1961 gegründet und seit 2010 in Gebäuden im Pan Pacific Park unweit von Hollywood beheimatet, lobten den Verein ausdrücklich - auch dafür, dass die Eröffnung der Ausstellung gleich der erste Termin auf der USA-Reise war. Zur Delegation der Münchner gehörten auch die ehemaligen Bayern-Profis Lothar Matthäus und Giovane Elber.

"Der FC Bayern steht gegen Rassismus und Gewalt - für Offenheit, für Toleranz", hatte Rummenigge vor dem Abflug erklärt und angekündigt: "Wir wollen Klartext reden." Dies tat der Vorstandschef dann auch in seiner auf Englisch gehaltenen Rede: "Vergangenheit mahnt. Gegenwart erinnert. Zukunft gibt Hoffnung. Wir dürfen niemals vergessen - das werden wir auch nicht", sagte Rummenigge. Landauer war dreimal Präsident des FC Bayern. Nach einer Internierung im KZ Dachau floh er 1939 in die Schweiz. Von 17 damaligen Vereinsmitgliedern ist bekannt, dass sie in die USA emigrierten. Landauer gelang nach dem Krieg in München der Wiederaufbau des Vereins mit dem Gelände an der Säbener Straße.

© SZ vom 18.07.2019 / sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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